Kanzelwort des bayerischen Landesbischofs Hans Meiser vom Mai 1945: „Soll es je wieder besser werden mit unserem Volk, dann nur, wenn es aller Selbstüberhebung und allem Lügenstolz, allen Ungeistern und Abgöttern den Abschied gibt und sich zu dem Herrn, seinem Gott zurückfindet. Darum rufen wir unserem Volk und unseren Gemeinden zu: kehret heim zu Gott! Lernt wieder nach seinem Willen fragen und euch seinen Ordnun­gen beugen! Hört nicht länger auf die Sirenenstimmen falscher Propheten, holt euch Rat und Weisung allein bei dem Herrn!“

Nur 15 Tage nach der bedingungslosen Kapitulation und dem damit verbundenen Ende der NS-Herrschaft in Deutschland hatte der damalige bayerische … Mehr

Reinhold Schneider über Schuld und Neuanfang nach 1945: „Wir glauben, diese Mahnung unserem Volke schuldig zu sein und zugleich der Welt und den Toten allen. Das unsägliche Leid darf nicht verlorengehen für das Leben der Völker; die Gnade, die Gottes Barmherzigkeit in der Schuld verborgen hat, muß errungen werden. Es ist die Gnade der Wandlung, der Herzensveränderung, der Wiedergeburt, erneuter Einsicht in die Wirklichkeit unseres Lebens vor Gott, eines neuen Trachtens und Denkens.“

Über Schuld und Neuanfang nach 1945 Von Reinhold Schneider Ein Vorgang, der fast ohne Beispiel ist, rollte in wenigen Jahren … Mehr

Karl Jaspers, Die Schuldfrage (1946): „Politische Freiheit beginnt damit, daß in der Mehrheit des Volkes der einzelne sich für die Politik seines Gemeinwesens mit haftbar fühlt, – dass er nicht nur begehrt und schilt, – dass er vielmehr von sich verlangt, Realität zu sehen und nicht zu handeln aus dem in der Politik falsch angebrachten Glauben an ein irdisches Paradies, das nur aus bösem Willen und Dummheit der anderen nicht verwirklicht wurde, – daß er vielmehr weiß: Politik sucht in der konkreten Welt den je gangbaren Weg, geführt von dem Ideal des Menschseins als Freiheit.“

Die Schuldfrage Von Karl Jaspers Dr. med., o. ö. Prof. der Philosophie 1946 LAMBERT SCHNEIDER HEIDELBERG Vorwort Aus einer Vorlesungsreihe … Mehr

Jochen Klepper über die Vaterunser-Bitte „Und vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigern“ (1940): „Nur in der Vergebung ist Klar­heit. In ihr gewinnen wir Anteil an der Klarheit — der Reinheit und Wahrheit — Gottes und Klarheit über uns selbst. Darum kann auch alle menschliche Klugheit und Stärke der Vergebung nicht entbehren, der Mensch müßte sonst verzichten auf sein allererstes Vorrecht: Klarheit zu erhalten über sich selbst.“

Und vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigern Von Jochen Klepper Diese Bitte ist’s, die alle anderen Bitten … Mehr

Hannah Arendt, Organisierte Schuld (November 1944): „Die Idee der Menschheit, gereinigt von aller Sentimentalität, hat politisch die sehr schwerwiegende Konsequenz, daß wir in dieser oder jener Weise die Verantwortung für alle von Menschen begangenen Verbrechen, daß die Völker für alle von Völkern begangenen Untaten die Verantwortung werden auf sich nehmen müssen.“

Organisierte Schuld Von Hannah Arendt I Je größer die militärischen Niederlagen der deutschen Armee im Felde werden, desto stärker macht … Mehr

„Gott sieht mich in der Unansehnlichkeit seines Sohnes am Kreuz“ – Predigt über Micha 7,18-20: „Wer im Glauben an sein Wort den göttlichen Gnadenblick erfährt, ist nicht länger von seinem Ansehen bei anderen abhängig. Das Beste, was mir passieren kann, ist dieser Gnadenblick in Jesus Christus, der mein ganzes Leben einnimmt. Er lässt mich schuldbewusst und zugleich unverschämt zu Gott aufsehen. In diesem Aufsehen kann ich – durchaus selbstbewusst – vor anderen Menschen bestehen, egal wie sie mich ansehen.“

Predigt über Micha 7,18-20 „Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld … Mehr

Huub Oosterhuis über Schuld und Vergebung: „Es gibt irgendwo in dieser ‚ganzen Welt‘ Menschen, die einfach damit begin­nen, stellvertretend für einen anderen einzustehen: es sind nur einige wenige, eine Familie, ein Milieu. Es sind Menschen da, die einen Anfang machen, während ihre ganze Umgebung noch gelähmt ist, sie durchbrechen eine tödliche Stille, sie stehen bewusst auf, während andere machtlos sitzen bleiben, es sind Menschen, an die man appellieren kann, die eine Antwort geben, die begreifen, die Kraft ausstrahlen, die trotz ihrer schmutzigen Hände Gutes tun. Es gibt Menschen, die hinausgehen: in die Kälte, in die Schuld, in den Winter, die meinen, sie hätten nicht das Recht, sich zu distanzieren und die Schuld von sich abzuschieben. Manchmal begegnet man solchen Menschen in irgendeinem Land, in einer Kirche oder in einem anderen Weltteil.“

Schuld und Vergebung Von Huub Oosterhuis Erwachsene Menschen wissen um das Böse. Gegen­seitig verstehen und erfahren sie zur Ge­nüge die … Mehr