Walter Jens, Der arme Jesus. Über die Notwendigkeit einer verfremdenden Betrachtung biblischer Texte: „Wie nüchtern und wie prall von Wirklichkeit nimmt sich, was hier beschrieben wird, aus, wer­den sie denken, die drei, und werden sich Wüste und Tempel, Mücken und Netze so genau vorstellen können, als läge Jerusalem nah bei Seoul, mitten in Afrika oder auf Ceylon: Bäuerliche Gleichnisse, Fischerge­schichten, Fangfragen, wie sie die Intellektuellen lieben, die Worteverdreher im Schulhaus und den Gemeindezentren der Partei – alles lebensnah und mühelos vom Einst ins Jetzt übertragbar.“

Der arme Jesus. Über die Notwendigkeit einer verfremdenden Betrachtung biblischer Texte Von Walter Jens Die Füchse haben Gruben, und die … Mehr

Walter Jens, Die Evangelisten als Schriftsteller: „Der Einklang trügt; Jesus kann, der Situ­ation entsprechend, agieren und reagieren, er hat Hunger und weint, er ist zornig und erschüttert, er stößt die Tische um und wird gepeitscht, er läßt sich verhören und wird geküßt, er ist müde, er zeigt Erbarmen, er sitzt am Rand eines Brunnens, er betet und schilt: aber er ist nicht habhaft zu machen. Die Ein­gemeindung gelingt nicht. Die Erzähler zeigen: Immer bleibt ein Rest; die Interaktion zwischen Jesus und seinem Gegen­über ist nicht total.“

Die Evangelisten als Schriftsteller Von Walter Jens Ich stelle mir vor, die Berichte der Evangelisten seien literari­sche Dokumente: von Männern … Mehr

Walter Jens, Martin Luther. Prediger, Poet und Publizist (1983): „In der Welt der Bibel, deren Wüste er mit der Heide zwischen Wittenberg und Leipzig verglich, war er, wortwörtlich zu Hause: Da lebten liebe Bekannte, deren Geschick er ausmalte und auf sich selber bezog. Als wäre er ein naher Verwandter, schlüpf­te Luther in Petrus’ Wams, schaute mit Noah aus der Luke heraus, stimmte in Josephs Klagelied ein und machte aus dem Beraubten des Samaritergleichnisses eine Elendsgestalt, die exemplarisch auf das Los der Kreatur in Zeiten von Gewalt und Krieg verweist.“

Martin Luther. Prediger, Poet und Publizist Von Walter Jens »Ich kenne einen Menschen, der versichert hat, er habe die Strafen … Mehr

Walter Jens, Die christliche Predigt – Manipulation oder Verkündigung? (1976): „Aufstand der Praxis, das heißt: zu zeigen, daß die Predigt, die einmal, als die Kirche der Markt der Nation war, das Ni­veau der deutschen Sprache bestimmte, heute den Versuch wagen muß, in Konkurrenz mit anderen ›Mundhäusern‹, dem Parlament, dem Fernsehen oder dem Rundfunk, jenen für eine überzeugende: also wirkungsintentionale Rede unabdingbaren Rang zurückzugewinnen.“

Die christliche Predigt – Manipulation oder Verkündigung? Von Walter Jens ›Darum wem das Predigtamt aufgelegt wird, dem wird das höchste … Mehr

Walter Jens, Über die Vergänglichkeit. Der 90. Psalm: „Wäre es denn wirklich ein Gewinn …, ein Gewinn für den Menschen, wenn er unsterblich wäre, statt — wie bald! — zu vergehen und plötzlich dahinzumüssen? Wäre es ein Gewinn für ihn: nicht in der Zeit zu sein, sondern unvergänglich wie – vielleicht – ein Stein oder ein ferner Stern? Liegt nicht gerade in der Vergänglichkeit, und vor allem, im Wissen darum, seine ihn auszeichnende unvergleichliche Kraft?“

Über die Vergänglichkeit. Der 90. Psalm Von Walter Jens Der 90. Psalm: ein rätselhafter Text: widersprüchlich und dun­kel, hoffnungsreich und … Mehr