Manès Sperber, Bis ans Ende aller Tage? (1979): „Ich bin ein europäischer Jude, der jeden Augenblick dessen bewusst bleibt, ein Überlebender zu sein, und der nie die Jahre vergisst, in denen ein Jude zu sein ein todeswürdiges Verbrechen gewesen ist. Selbst in jenen Jahren habe ich, Freund vieler Freunde, die Juden und Nichtjuden zwischen ihnen nie unterschieden; jeder war mir in seiner Weise gleich lieb. Und das ist so geblieben. Auch als Nichtjude wäre ich nie ein Antisemit gewesen, dann ich bin unfähig, Feindschaft gegen ein Volk oder eine Rasse zu empfinden.“

Bis ans Ende aller Tage? Von Manès Sperber In einer frühen Phase seines Werdens erfährt ein jegli­cher, daß er ein … Mehr

Kristlieb Adloff, Das Judentum als Religion und als Volk: „Was bedeutet hier das fundamentale UND, das uns in der Schöpfungsgeschichte begegnete? Es kann für Israel weder einen ethnisch und religiös homogenen Staat bedeuten noch einen Multi-Kulti-Einheitsbrei. Es kann nur heißen, dass Israel, wenn es denn lebt, in seinen rational nicht auflösbaren Widersprüchen lebt. Das ist ja denn auch für diejenigen, die dem Experi­ment des Zionismus nicht von vorneherein ablehnend und feindselig gegenüberstehen, etwas Faszinierendes am Staate Israel.“

Das Judentum als Religion und als Volk Von Kristlieb Adloff I. Jüdische Emanzipation Am 23. Dezember 1789 sprach der eifrige … Mehr

Emmanuel Lévinas, Ohne Namen (Sans Nom, 1966): „Wir sagen nicht, dass die jüdische Bedingung ein Schutz gegen dieses Risiko sei. Ein Volk wie jedes andere, das ebenfalls wünscht, die Stimmen seines Gewissens in einer unvergänglichen Zivilisation wiederzufinden; ein älteres Volk, skeptischer, forschender als andere, das sich fragt – früher als andere –, ob diese Stimmen nicht schon das Echo einer Geschichte sind, die über sie hinausweist. Ein Volk, das wie alle anderen nach Glück strebt, verliebt in die Süße des Lebens. Doch durch eine seltsame Erwählung ist es ein Volk, das so geformt und so inmitten der Nationen gestellt ist – ist das Metaphysik oder Soziologie? – dass es sich von einem Tag auf den anderen, ohne Vorwarnung, in der Trostlosigkeit seines Exils, seiner Wüste, seines Ghettos oder seines Lagers wiederfindet, all die Herrlichkeit des Lebens fortgefegt wie Lumpen, der Tempel in Flammen, die Propheten ohne Vision, reduziert auf eine innere Moral, die von der Welt geleugnet wird. Ein Volk, das – selbst in Friedenszeiten – dem antisemitischen Wort ausgesetzt ist, weil es in diesem Wort etwas hört, das für gewöhnliche Ohren unhörbar ist. Und schon weht ein eisiger Wind durch die noch anständigen oder luxuriösen Räume, reißt Wandteppiche und Bilder fort, löscht Lichter aus, reißt Risse in die Wände, zerfetzt Kleider und bringt das Geheul und Gebrüll unerbittlicher Massen. Das antisemitische Wort – ist es ein Schimpfwort wie jedes andere?“

Ohne Namen (Sans Nom) Von Emmanuel Lévinas Seit dem Ende des Krieges ist das Blut nicht aufgehört zu fließen. Rassismus, … Mehr

Robert Raphael Geis mit einem jüdischen Witz zur christlichen Erfindung eines jüdischen Rachegottes (1966): „Man kann sich des Eindruckes manchmal nicht ganz erwehren, das Christentum habe den jüdischen Rachegott erfunden, um den eigenen Gott in Himmels Höhe zu setzen und auf Erden ungestört hassend handeln zu können. Bittere Ironie, auf die der Jude oft – was blieb ihm sonst schon übrig – mit einem Witz reagiert.“

Jüdischer Witz zur christliche Erfindung eines jüdischen Rachegottes Von Robert Raphael Geis (1906-1972) Es gehört sicherlich zu dem Merkwürdigsten und … Mehr

Martin Buber, Der Glaube des Judentums (1928): „Die Umkehr ist die größte Gestalt des ‚Anfangens‘. Wenn Gott zum Menschen spricht: ‚Öff­ne mir die Pforte der Umkehr so schmal wie eine Nadelspitze, und ich will sie so weit öffnen, daß Wagen einziehen kön­nen‘, oder wenn Gott zu Israel spricht: ‚Kehret um, und ich werde euch zu einer neuen Schöpfung umschaffen‘, zeigt sich uns in großer Klarheit der Sinn des menschlichen Anfangens. In der Umkehr ersteht der Mensch neu als Gottes Kind.“

Der Glaube des Judentums Von Martin Buber 1. Der Weg des Glaubens Es ist nicht die Religion, sondern nur der … Mehr

Manès Sperber, Mein Judesein (1979): „Ich fühle mich keineswegs verpflichtet zu allem, was die Eigenen tun, ja zu sagen, sondern eher im Gegenteil dazu berechtigt, schärfer als sonst alles zu kritisieren, was bei ihnen ungerecht, unwürdig, zu anspruchsvoll oder opportunistisch und daher unecht sein kann. Solche Strenge habe ich selbst erfahren und sie mir ohne Zögern zu eigen gemacht. Jedoch hat es seither Jahre gegeben, da Jude sein unentrinnbares Leiden bedeutete und ein unaufhörliches Mitleiden; es blieb keine Strenge, sondern nur ein winziger Rest von Zuversicht zurück und der Wille zum Widerstand, doch zumeist keine Möglichkeit, ihn zu leisten.“

Mein Judesein Von Manès Sperber I Ich schreibe diese Zeilen mitten in der Stadt, deren Na­men ich als Kleinkind im … Mehr

Rabbiner Walter Rothschild über das Tischgebet: „Indem man vor dem Essen anerkennt, dass die Nahrung nicht einfach »aus dünner Luft heraus kam«, sondern ein Teil der Schöpfung Gottes ist, dankt man Gott für das Recht und die Fähigkeit zu essen, und man wandelt einen bloßen körperlichen Vorgang – die Aufnahme gewisser Kalorien und Vitamine – um in einen »heiligen Akt«.“

Das Tischgebet – oder: Was ist »Bentschen«? Von Walter L. Rothschild Es gibt das Gebot in der Tora (Deuteronomium 8,10), … Mehr

Gustav Landauer über Martin Buber 1913: „Er hat keinen Appell losge­lassen, hat nicht zur Scham und zur Einsicht oder zur Duldung und Menschlichkeit aufgerufen; er hat nur öffentlich zu den Juden gesprochen und ihnen an einem groß zusammengefassten, verklärten, fast zum Mythos gestalteten Bild der Vergangenheit und aus den Tiefen seiner eigenen Seele heraus gesagt, was sie damit sind, dass sie Juden sind.“

Martin Buber[1] Von Gustav Landauer Martin Buber war in diesen Jahren eine große Verheißung; er ist jetzt ein Gelöbnis ge­worden, … Mehr