Bis ans Ende aller Tage? Von Manès Sperber In einer frühen Phase seines Werdens erfährt ein jeglicher, daß er ein … Mehr
Schlagwort: Antisemitismus
Emmanuel Lévinas, Ohne Namen (Sans Nom, 1966): „Wir sagen nicht, dass die jüdische Bedingung ein Schutz gegen dieses Risiko sei. Ein Volk wie jedes andere, das ebenfalls wünscht, die Stimmen seines Gewissens in einer unvergänglichen Zivilisation wiederzufinden; ein älteres Volk, skeptischer, forschender als andere, das sich fragt – früher als andere –, ob diese Stimmen nicht schon das Echo einer Geschichte sind, die über sie hinausweist. Ein Volk, das wie alle anderen nach Glück strebt, verliebt in die Süße des Lebens. Doch durch eine seltsame Erwählung ist es ein Volk, das so geformt und so inmitten der Nationen gestellt ist – ist das Metaphysik oder Soziologie? – dass es sich von einem Tag auf den anderen, ohne Vorwarnung, in der Trostlosigkeit seines Exils, seiner Wüste, seines Ghettos oder seines Lagers wiederfindet, all die Herrlichkeit des Lebens fortgefegt wie Lumpen, der Tempel in Flammen, die Propheten ohne Vision, reduziert auf eine innere Moral, die von der Welt geleugnet wird. Ein Volk, das – selbst in Friedenszeiten – dem antisemitischen Wort ausgesetzt ist, weil es in diesem Wort etwas hört, das für gewöhnliche Ohren unhörbar ist. Und schon weht ein eisiger Wind durch die noch anständigen oder luxuriösen Räume, reißt Wandteppiche und Bilder fort, löscht Lichter aus, reißt Risse in die Wände, zerfetzt Kleider und bringt das Geheul und Gebrüll unerbittlicher Massen. Das antisemitische Wort – ist es ein Schimpfwort wie jedes andere?“
Ohne Namen (Sans Nom) Von Emmanuel Lévinas Seit dem Ende des Krieges ist das Blut nicht aufgehört zu fließen. Rassismus, … Mehr
Walter Höchstädter und seine illegale Flugschrift „Darum seid nüchtern!“ wider die nationalsozialistische Judenvernichtung (1944): „Das Blut von Millionen hingeschlachteter Juden, von Männern, Frauen und Kindern, schreit heute gen Himmel. Da darf die Kirche nicht schweigen. Sie darf da nicht sagen, die Regelung der Judenfrage sei eine Angelegenheit des Staates, wozu er aufgrund von Römer 13 ein Recht habe. Es gibt also keine indifferente Haltung für den Christen in dieser Frage. Es gibt keinen gemäßigten – christlichen – Antisemitismus. Auch dann nicht, wenn er einleuchtend mit vernünftigen (etwa nationalen) Gründen dargelegt wird, oder gar mit wissenschaftlichen (sage: scheinwissenschaftlichen) Gründen.“
Darum seid nüchtern!EIN GRUSS AN DIE BRÜDER Der bayerische Pfarrer Walter Höchstädter (1907-1994) verfasste im Sommer 1944 als Lazarettgeistlicher in … Mehr
Manès Sperber, Mein Judesein (1979): „Ich fühle mich keineswegs verpflichtet zu allem, was die Eigenen tun, ja zu sagen, sondern eher im Gegenteil dazu berechtigt, schärfer als sonst alles zu kritisieren, was bei ihnen ungerecht, unwürdig, zu anspruchsvoll oder opportunistisch und daher unecht sein kann. Solche Strenge habe ich selbst erfahren und sie mir ohne Zögern zu eigen gemacht. Jedoch hat es seither Jahre gegeben, da Jude sein unentrinnbares Leiden bedeutete und ein unaufhörliches Mitleiden; es blieb keine Strenge, sondern nur ein winziger Rest von Zuversicht zurück und der Wille zum Widerstand, doch zumeist keine Möglichkeit, ihn zu leisten.“
Mein Judesein Von Manès Sperber I Ich schreibe diese Zeilen mitten in der Stadt, deren Namen ich als Kleinkind im … Mehr
Elie Wiesel, Erinnerung und Ethik. Lektüren und Kommentare (2007): „Die Herausforderung und die Bedrohung für die Kultur, für die Bildung, vom ethischen Standpunkt aus gesehen, haben also einen Namen. Und der Name der Herausforderung ist natürlich der Name eines Feindes. Der Feind der Kultur, des Gedächtnisses. Und er heißt Fanatismus. Fanatismus bedeutet Hass. Fanatismus macht blind, und Hass ist eine ansteckende Krankheit.“
Erinnerung und Ethik. Lektüren und Kommentare Von Elie Wiesel „Sie hat dunkle Augen und das Lächeln eines verängstigten Kindes. Ich … Mehr
Martin Luthers furchtbarer Aufruf zum Judenpogrom in seiner Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“ (1543): „Zum andern, dass man auch ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre. […] Dafür mag man sie etwa unter ein Dach oder Stall tun wie die Zigeuner, auf dass sie wissen, sie seien nicht Herren in unserem Lande, wie sie rühmen, sondern im Elend (= Ausland) und gefangen, wie sie ohne Unterlass vor Gott über uns Zeter schreien und klagen.“
Aufruf zum Judenpogrom (Von den Juden und ihren Lügen, 1543) Von Martin Luther Auch die dunklen Seiten Martin Luthers müssen … Mehr
Hermann Sasse im Kirchlichen Jahrbuch 1932: „Die Evangelische Kirche müsste mit dem offenen Geständnis beginnen, dass ihre Lehre eine vorsätzliche und permanente Beleidigung des „Sittlichkeits- und Moralgefühls der germanischen Rasse“ ist und dass sie demgemäß keinen Anspruch auf Duldung im Dritten Reich hat.“
Wie nur wenige andere evangelische Theologen hatte Hermann Sasse schon vor 1933 die grundsätzliche Unvereinbartkeit der nationalsozialistischen Ideologie mit der … Mehr
Reinhold Krauses antisemitische Sportpalastrede vom 12. November 1933: „Es wird aber auch notwendig sein, dass ein grundsätzlicher Verzicht auf die ganze Sündenbock- und Minderwertigkeitstheologie des Rabbiners Paulus ausgesprochen wird.“
Reinhold Krauses zweistündige Rede auf der Kundgebung der Deutschen Christen am 13. November 1933 im Berliner Sportpalast ist ein bedrückendes … Mehr
„Den Glauben an Gott hat nicht der Jude in die Welt gebracht, und ebensowenig können die Juden und Judengenossen ihn zerstören“ – Adolf Schlatters unsägliche Äußerungen aus seiner Schrift „Wird der Jude über uns siegen?“ von 1935
Man hält den Atem an, wenn man Adolf Schlatters Schrift „Wird der Jude über uns siegen? Ein Wort für die … Mehr