Martin Luther, Die Zehen Gebot, wie sie ein Hausvater seinem Gesinde einfeltiglich fürhalten sol (Der Kleine Catechismus, Die Bekenntnisschriften der Evangelisch-Lutherischen Kirche)

Der Wortlaut der Zehn Gebote in der gegenwärtigen Druckfassung des Kleinen Katechismus (Gütersloher Verlagshaus, 28. Auflage, 2004) entspricht nicht in allem der Fassung der Bekenntnisschriften. Hier der Text aus den BSELK:

Die Zehen Gebot, wie sie ein Hausvater seinem Gesinde einfeltiglich fürhalten sol (Enchiridion. Der Kleine Catechismus, Die Bekenntnisschriften der Evangelisch-Lutherischen Kirche)

Von Martin Luther

Das Erste Gebot

Du solt nicht andere Götter haben.

Was ist das?

Antwort: ‚Wir sollen Gott ober alle ding fürchten, lieben und vertrauen.‘

Das Ander Gebot

Du solt den Namen deines Gottes nicht mißbrauchen[1].

Was ist das?

Antwort: ‚Wir sollen Gott fürchten und lieben, das wir bey seinem Namen nicht fluchen, schweren, zaubern, liegen oder triegen. Sondern denselbigen in allen nöthen anruffen, beten, loben und dancken.‘ [863/864]

Das Dritte Gebot

Du solt den Feiertag heiligen.

Was ist das?

Antwort: ‚Wir sollen Gott fürchten und lieben, das wir die Predigt und sein Wort nicht verachten, sondern dasselbige heilig halten, gerne hören und lernen.‘

Das vierte Gebot

Du solt deinen Vater und deine Mutter ehren.

Was ist das?

Antwort: ‚Wir sollen Gott fürchten und lieben, das wir unsere Eltern und Herrn nicht verach­ten noch erzürnen, sondern sie in ehren halten, inen dienen, gehorchen, lieb und werth haben.‘

Das Fünffte Gebot

Du solt nicht tödten.

Was ist das?

Antwort: ‚Wir sollen Gott fürchten und lieben, das wir unserm Nechsten an seinem leibe keinen schaden noch leidt thun, Sondern im helffen und fördern in allen leibes nöten.‘ [865/866]

Das Sechste Gebot

Du solt nicht Ehebrechen.

Was ist das?

Antwort: ‚Wir sollen Gott fürchten und lieben, das wir keusch und züchtig leben in worten und wercken, und ein jeglicher sein Gemahl lieben und ehren.‘

Das Siebente Gebot

Du solt nicht stehlen.

Was ist das?

Antwort: ‚Wir sollen Gott fürchten und lieben, das wir unsers Nehesten gelt oder gut nicht nemen noch mit falscher wahr oder handel an uns bringen. Sondern ime sein gut und narung helffen bessern und behüten.‘

Das Achte Gebot

Du solt nicht falsch gezeugnis reden wider deinen Nehesten.

Was ist das?

Antwort: »Wir sollen Gott fürchten und lieben, das wir unsern Nehesten nicht felschlich beliegen, verrhaten, affterreden oder bösen leummunde machen, sondern sollen ihn entschuldigen, gutes von ihm reden und alles zum besten lehren[2].‘ [867/868]

Das Neunde Gebot

Du solt nicht begeren deines Nehesten haus.

Was ist das?

Antwort: ‚Wir sollen Gott fürchten und lieben, das wir unserm Nehesten nicht mit liste nach seinem Erbe oder Hause stehen und mit einem schein des rechten an uns bringen etc.; Sondern im dasselbige zubehalten, förderlich und dienstlich sein.‘

Das Zehende Gebot

Du solt nicht begeren deines Nechsten Weib, knecht, Magd, Viehe oder was sein ist.

Was ist das?

Antwort: ‚Wir sollen Gott fürchten und lieben, das wir unsern Nehesten nicht sein Weib, Gesinde oder Viehe abspannen, abdringen oder abwendig machen; Sondern dieselbigen anhalten, das sie bleiben und thun, was sie schuldig sein.‘

Was sagt nun Gott von diesen Geboten allen?

Antwort: ‚Er sagt also: Ich, der Herr dein Gott, bin ein eiveriger Gott, der über die, so mich hassen, die sünde der Veter heimsucht an den Kindern bis ins dritte und vierdte Glied. Aber denen, so mich lieben und meine Gebot halten, den thue ich wol in tausent Glied.‘

Was ist das?

Antwort: ‚Gott dreuet zu straffen alle, die diese Gebot obertretten, darumb sollen wir uns fürchten für seinem zorn und nicht wider solche Gebot thun. Er verheisset aber gnade und alles gutes allen, die solche Gebot halten. [869/870] Darumb sollen wir ihn auch lieben und vertrauen und gerne thun nach seinen Geboten.‘

Bearbeitet durch Robert Kolb.

Quelle: Die Bekenntnisschriften der Evangelisch-Lutherischen Kirche (BSELK), vollständige Neuedition, hrsg. v. Irene Dingel, Göttingen Vandenhoeck & Ruprecht, 2014, S. 862-870.


[1] unnützlich führen [Der Kleine Catechismus, Marburg: Franz Rhode, 1529, bzw. ENCHIRDION Der kleine Catechismus, Wittenberg: Nickel Schirlentz, 1535]. In der vormaligen Ausgabe, Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche (= BSLK), Göttingen 10. A., 1986, wird als Gebotstext wiedergegeben: „Du sollt den Namen Deines Gottes nicht unnutzlich fuhren.“

[2] kehren [Der Kleine Catechismus, Marburg: Franz Rhode, 1529 bzw. ENCHIRDION Der kleine Catechismus, Wittenberg: Nickel Schirlentz, 1535].

Hier der Text als pdf.

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