Was ist christlicher Glaube? Um ihn für sich zu erschließen, sei er in folgendes räumliches Bild gesetzt:
Ich betrete einen Raum alleine, und plötzlich fällt hinter mir die Türe ins Schloss. Alle eigenen Versuche des Öffnens bzw. einen anderen Ausgang zu finden scheitern. So können sich hinter verschlossener Türe drei unterschiedliche „Glauben“ zeigen.
- In dem Raum spüre ich in meinem Glauben, dass mir in dieser Situation jemand unsichtbar nahe ist, der mich innerlich tröstet. Mit diesem Gegenwartstrost kann ich es in diesem Raum aushalten.
- Ich glaube, dass mein plötzliches Eingeschlossen-Sein göttlich vorgesehen bzw. veranlasst worden ist. Meine Gefangenschaft scheint damit einen höheren Sinn zu haben.
- Ich glaube und vertraue darauf, dass mich einer in dieser Gefangenschaft wahrnimmt und mir mit seinem Handeln zugutekommt. Er wird mich aus dieser Gefangenschaft erlösen, weil ich ihm am Herzen liege. Mit den Worten Hiobs gesprochen: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub sich erheben.“ (Hiob 19,25).
Christlicher Glaube geht über selbstbewussten Gegenwartstrost und höhere Sinnstiftung hinaus, da er sich auf göttliches Handeln in Jesus Christus ausrichtet. Dieser hat sich mit seinem Leben und seinem Sterben am Kreuz von Golgota in das Todesschloss gefügt – ohne lichtes Spiel.
Wo Christus sich endgültig hingegeben hatte, hat er am eigenen Leib den Machtraum des Todes und der Sünde aufgeschlossen. In seiner Auferstehung aus dem Felsengrab hat der Gottessohn dem Tod das Leben entwunden worden und damit für die Schöpfung die Ewigkeit beim dreieinen Gott erschlossen. So wird auch mein Leben in der Gemeinschaft der geheiligten Kinder Gottes nicht hinter verschlossenen Türen enden.