Warum die evangelische Rechtfertigungslehre heilskommerziell ruinös ist und die Kirchensteuer eine protestantische Notwendigkeit ist: „Dem Protestantismus fehlt es an einem ‚Vergelt’s Gott‘, verweigert sich doch die evangelische Rechtfertigungslehre einer vertragsrechtlichen Heilsökonomie ‚do ut des‘ (ich gebe, damit du gibst). Gläubiges Commitment scheint sich nicht als postmortalen Himmelslohn auszuzahlen.

luther

Warum die evangelische Rechtfertigungslehre heilskommerziell ruinös ist und die Kirchensteuer eine protestantische Notwendigkeit ist

Ein sprachlich wunderbarer und theologisch höchst aufschlussreicher Artikel „Das Urviech. Warum sollte man heute Luther lesen“ findet sich von Sibylle Lewitscharoff in der aktuellen Ausgabe von „Christ & Welt“. Unbedingt lesen.  Der letzte Absatz als Anfrage an den heutigen Protestantismus hat es dann in sich:

„Welche Konsequenzen eine Sündenlehre jedoch in sich trägt, in der das Verhalten im wirklichen Leben so gut wie keine Auswirkung auf das Leben nach dem Tode hat – sich damit näher zu befassen, weigerte sich der Reformator. Und schuf damit eine schwierige Hypothek für den Protestantismus, die ihm bis heute nachhängt.“

Dem Protestantismus fehlt es an einem „Vergelt’s Gott“, verweigert sich doch die evangelische Rechtfertigungslehre einer vertragsrechtlichen Heilsökonomie „do ut des“ (ich gebe, damit du gibst). Gläubiges Commitment scheint sich nicht als postmortalen Himmelslohn auszuzahlen. In verbindlichen Lebensformen von Freikirchen und landeskirchlichen Gemeinschaften wird die volksreligiöse Heilsökonomie in eine christusbezogene Anteilhabe eschatologisch transformiert. Für eine protestantische „Volkskirche“ mit liberalistischer Unverbindlichkeit ist das jedoch nicht möglich.

Wo eine heilskommerzielle Religion durch die Reformation ihre ökonomische Grundlage verloren hatte, musste der bauliche und klerikale Bestand in staatliche Hände überführt werden. Protestantisch lässt sich ja der Unterhalt von Kirchengebäuden und Klerus nicht heilskommerziell erwirtschaften. „Kostenloses“ Heil trägt nichts zum Umsatz bei. Also ist die Erfindung der Kirchensteuer die ökonomische Konsequenz eines „volkskirchlichen“ Protestantismus, der seinen Bestand erhalten will.

Hier mein Text als pdf.

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