Deutlicher kann man nicht werden. Michael N. Ebertz, katholischer Religionssoziologie, analysiert in der neuesten Ausgabe von Publik Forum den Kirchenexodus in all seinen Facetten unter der Überschrift „Der große Auszug„. Zum Abschluss schreibt er:
„217 716 Katholiken haben 2014 ihren Austritt aus der Kirche erklärt und damit alle Bindungen an die Kirche abgestreift. Damit ist der Spitzenwert von 1992 mit etwa 193 000 Austritten deutlich übersprungen. Die Evangelische Kirche in Deutschland hat 2014 rund 410 000 Mitglieder verloren, davon 240 000 durch Austritt. Angesichts solcher Zahlen, wie sie hierzulande bislang noch nie registriert wurden, verlieren die Kirchen nicht nur an kultureller, sondern auch an sozialer Bindungskraft. Noch bleiben viele Mitglieder, noch sind die Kirchen aufgrund der guten wirtschaftlichen Lage finanziell gut ausgestattet. Dennoch greift Indifferenz und Ratlosigkeit um sich. Es gibt für viele Mitglieder kaum ein Ziel mehr, das sie mit der Kirche allein verbinden und wofür es sich anzustrengen lohnt. Die Mehrheit sieht die Kirchen als situative Dienstleister. Und sie hat viele Alternativen, um ihre Lebenszeit zu füllen. Erfüllung in einem Gott, der sich in Jesus zu erkennen gegeben hat und wie ihn die Kirchen verkündigen — daran können viele immer weniger glauben. Auch viele Kirchenmitglieder nicht mehr.“