
Fast genau 75 Jahre sind es nun her, dass Jochen Klepper „Die Nacht ist vorgedrungen“ gedichtet hat (18. Dezember 1937). Mit seiner bildreichen Sprache und der Melodie von Johannes Petzold ist es ein trostreiches Adventslied, das die Dunkelheit nicht übergeht. Was besonders beeindruckt ist die Verdichtung der Rechtfertigungslehre in der Ansage der Menschwerdung des Gottessohnes.
1. Die Nacht ist vorgedrungen,
der Tag ist nicht mehr fern.
So sei nun Lob gesungen
dem hellen Morgenstern.
Auch wer zur Nacht geweinet,
der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet
auch deine Angst und Pein.
2. Dem alle Engel dienen,
wird nun ein Kind und Knecht.
Gott selber ist erschienen
zur Sühne für sein Recht.
Wer schuldig ist auf Erden,
verhüll nicht mehr sein Haupt.
Er soll errettet werden,
wenn er dem Kinde glaubt.
3. Die Nacht ist schon im Schwinden,
macht euch zum Stalle auf!
Ihr sollt das Heil dort finden,
das aller Zeiten Lauf
von Anfang an verkündet,
seit eure Schuld geschah.
Nun hat sich euch verbündet,
den Gott selbst ausersah.
4. Noch manche Nacht wird fallen
auf Menschenleid und -schuld.
Doch wandert nun mit allen
der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte,
hält euch kein Dunkel mehr.
Von Gottes Angesichte
kam euch die Rettung her.
5. Gott will im Dunkel wohnen
und hat es doch erhellt.
Als wollte er belohnen,
so richtet er die Welt.
Der sich den Erdkreis baute,
der läßt den Sünder nicht.
Wer hier dem Sohn vertraute,
kommt dort aus dem Gericht.
Wer mehr zur Liedgeschichte wissen will, sei auf den Quatember-Artikel von Heinz Grosch bzw. auf die Einführung von Frieder Schulz verwiesen. Schließlich sind in der jüngsten Ausgabe des bayerischen Sonntagsblattes von Ralph Ludwig ein Text über dieses Lied erschienen.