Eberhard Jüngel über die ethischen Konsequenzen der Rechtfertigung des Sünders: „Wer aus der Gerechtigkeit Gottes lebt, der wird in jeder menschlichen Person mehr sehen als nur einen Täter oder Untäter. Die Rechtfertigung des Sünders verbietet es, die beste Tat, aber auch die schlimmste Untat, mit dem Ich zu identifizieren, das sie tat. Sie entmythologisiert den Mythos vom sich durch seine Untaten zur Unperson machenden Unmenschen und läßt uns auch im schlimmsten Fall hinter einer trostlosen Lebensgeschichte die menschliche Person entdecken, deren sich Gott selber erbarmt hat. Wer aus der Gerechtigkeit Gottes lebt, kennt keine hoffnungslosen Fälle. Er erkennt in jedem Fall eine Person, der göttliche Erbarmung widerfahren ist und die eben deshalb auch unter Menschen erbarmungswürdig ist – wie jeder von uns.“

Über die ethischen Konsequenzen der Rechtfertigung des Sünders Von Eberhard Jüngel Wer aus der Gerechtigkeit Gottes lebt, der weiß, daß … Mehr

Über das moralische Urteilen und die Selbstgerechtigkeit: „Je mehr und je schärfer ich urteile, umso weniger Ambivalenzen muss ich aushalten. Dies führt mitunter dazu, dass ich – wider besseren Wissens – an eigenen Urteilen festhalte, um einer Selbstver­unsicherung zu entgehen. Von einer urteilenden Selbstbestätigung über eine Selbstgewissheit hin zu einer Selbstgerech­tigkeit sind es nur wenige Schritte.“

Über das moralische Urteilen und die Selbstgerechtigkeit Wenn es in der Ethik um Urteile geht, werden vorrangig die Urteilsbildung bzw. … Mehr

Predigt über Prediger (Kohelet) 7,15-18: „Mach dich nicht einseitig an dem fest, was dir selbst als gerecht erscheint. Dein Leben ist kein geradliniger Gang, bei dem du dich auf der Seite der Gerechtigkeit festmachen kannst. Wenn dein Leben ins Schlingern kommt – wie auf einem Fährschiff im starken Seegang – musst du unweigerlich auch die andere Seite ergreifen, um nicht über Bord zu gehen. Da gibt es nicht länger die eine richtige Seite, an der dein Leben gut ausgeht. An dem, was du für dich selbst als gerecht zu begreifen suchst, kann dein Leben keinen letzten Halt finden.“

Predigt über Prediger (Kohelet) 7,15-18 15 Dies alles hab ich gesehen in den Tagen meines eitlen Lebens: Da ist ein … Mehr