Helmut Gollwitzer, Begegnung mit Luther (1955): „Jetzt kommt die Bibel in Bewegung. Sie wird aus einem widerspruchsvollen alten Buch mit dunklen Lehren zu einem Chor lebendiger Zeugen, die alle auf die gleiche Mitte weisen. Ihre Worte sind Träger und Gefäß des einen Wortes; darum muss man auf sie mit höchster Sorgfalt hören, und alle Worte der Kirche haben ihnen zu entsprechen. Es ist bekannt, wie aus diesem Achten auf die biblischen Worte, aus der Bemühung um ihre zutreffende Übersetzung unsere neuhochdeutsche Sprache hervorging — und man denke nicht, dass dieser biblische Ursprung dabei zufällig sei. Das Wort, das Faust ’so hoch unmöglich schätzen‘ konnte, musste als ein so hoch zu schätzendes auftreten, damit sich an ihm alle Möglich­keiten des Lutherischen Sprachgenies entzündeten. Weil die deutsche Sprache in den höchsten Dienst trat, erwuchsen ihr plötzlich so ungeahnte Fähigkeiten. — Die Kirche wird aus einer Institution, die herrscherlich die Heilsgüter verwaltet, zur ‚Herde, die auf ihres Hirten Stimme hört‘, zur Schar von Menschen, die den Ruf gehört haben und weitertragen. Alle Beziehungen zwischen Gott und Mensch werden aus sachhaften zu personalen.“

Begegnung mit Luther (1955) Von Helmut Gollwitzer Wem dieser Band unter die Augen und in die Hand kommt, dem ist … Mehr

Helmut Gollwitzer, Krieg und Christentum: „Der Begriff des »gerechten Krieges« ist ein integrierender Bestandteil der christli­chen Kriegsethik. Ihr unverzichtbarer Kern besagt subjektiv, dass jeder seine Teilnahme am Waf­fengang in jedem Falle vor seinem göttlichen Herrn verantworten muss. Objektiv besagt jener Begriff, dass Krieg und Kriegsdienst christlich nur als Handlung im Dienste der Erhaltung oder Wiederherstellung der lebensnotwendigen Rechtsordnung vertreten werden kann (was übri­gens das Vorhandensein zweier gegensätzlicher Rechtsinteressen nicht ausschließt).“

Krieg und Christentum Von Helmut Gollwitzer 1. Geschichtlich a) Alte Kirche bis Konstantin: Die eschatologische Naherwartung, die Einflußlosigkeit der Christen … Mehr

Helmut Gollwitzer, Predigt über Römer 8,28-30 (1953): „Wenn wir den Blick von Jesus Christus weg auf uns selbst richten; dann finden wir keine Liebe zu Gott, dann können wir auch keines­wegs sagen, dass uns alles zum Besten dient, sondern dann müssen wir eher sagen, daß alles, Glück wie Leid, unserer Gotteskindschaft schaden kann. Schauen wir aber von uns weg auf ihn, auf Jesus Christus, dann wird alles anders: Er ist ja auf alle Fälle der, der Gott liebt; er ist zuerst der, der nach dem Vorsatz berufen ist, der Auserwählte Gottes.“

Predigt über Römer 8,28-30 Von Helmut Gollwitzer „Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, … Mehr

Helmut Gollwitzer zu Karl Barths 75. Geburtstag 1961: „So möchte er nichts anderes tun, als diese überwältigende Geschichte nacherzählen, – angemessen nacherzählen, so dass sie nicht verkleinert, nicht entstellt, nicht verflacht wird, sondern die Hörender ebenso ergreift, erschreckt, erfreut und verwandelt, wie es den erster Hörern geschehen ist. Er wundert sich, dass man neben dieser unvergleichlichen Geschichte noch anderes mit gleicher Aufmerksamkeit hören kann; er möchte der Kirche bewusst machen, dass sie nichts Schöneres, Größeres, Hoffnungsvolleres tun kam, als von dieser Geschichte zu leben und ihr zu dienen: der Geschichte des Angriffs der Liebe Gottes auf seine Menschheit, wie sie mit der Anrede Gottes an Israel angefangen, – in der Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi ihre Mitte gefunden hat. Sie ist die Offenbarung der letzten Wirklichkeit der Welt, des wahren Sinnes des Daseins, und zwar für alle. Darum ist sie nicht eine Kirchen-, sondern eine Weltangelegenheit und die Kirche hat sie nicht für sich zu behalten und gegen andere Menschen zu. verteidigen, sondern in Angriff hinauszutragen und alle Menschen damit zu belästigen und zu erfreuen.“

Zu Karl Barths 75. Geburtstag am 10. Mai 1961 Von Helmut Gollwitzer Der große Theologe, der heute 75 Jahre alt … Mehr

Helmut Gollwitzer, Gib meinen Augen Licht! Bibelarbeit zu Psalm 13,4 – Unterwegs zu einer Theologie des Friedens: „Matt und trüb sind unsere Augen, wenn wir krank sind und schwach, wenn wir verzagen, weil uns das Leben zu schwer ist und die Aufgabe zu groß, wenn wir no future sagen, wie heute so viele junge Menschen. Wenn wir um uns herum nur trübe Augen sehen, dann werden auch wir davon angesteckt.“

Gib meinen Augen Licht! Bibelarbeit zu Psalm 13,4 Von Helmut Gollwitzer „Schaue doch und erhöre mich, Herr, mein Gott! Gib … Mehr

Elisabeth Schmitzs Brief an Helmut Gollwitzer nach dem Novemberpogrom 1938: „Smend sagte mir, Grüber habe gebeten, um der Gefahr für die Juden willen von einer Für­bitte abzusehen. Dazu muß ich sagen: 1. Ich glaube nicht an diese Gefahr. Die Absichten der Regierung halte ich für so radikal, nämlich im Jahr 1940 mit der ‚Ausrottung‘ im wesentlichen fertig zu sein, dass von einer ‚Gefahr‘ gar nicht mehr zu reden ist. 2. Ich halte dies Argument für völlig unkirchlich. Die Kirche hat ja gar keine Wahl, es ist ihr geboten, die Fürbitte zu tun.“

Brief von Elisabeth Schmitz vom 24. November 1938 an Pfarrer Helmut Gollwitzer in Berlin-Dahlem[1] Dr. Elisabeth Schmitz                                                                       Den 24. … Mehr

Helmut Gollwitzer über die »Weißen Rose«: „Wie kann verständlich gemacht werden, wieviel verschüttete Widerstandsgewalt in der zunächst nur in verbürgerlichter Gestalt übernommenen christlichen Tradition entdeckt und als unentbehrlicher Trost fürs Handeln – und nicht fürs untätige Abwarten! – wirksam wurde?“

Über die »Weißen Rose« Von Helmut Gollwitzer Am 9. Juni 1944 trägt Theodor Haecker in seine »Tage- und Nachtbücher« ein: … Mehr

Helmut Gollwitzers Predigt über Jesaja 6,1-8 zu Trinitatis 1938 in Berlin-Dahlem: „Einen gemal­ten Löwen im Bilderbuch kannst du dir lange gemächlich be­trachten und dir alle möglichen Gedanken dazu machen. Aber wenn der Löwe dich im Busch anspringt, dann ist alles anders und hat mit jenem Betrachten nichts mehr zu tun. So ist es auch etwas ganz anderes, wenn ein Mensch nicht nur über Gott nach­denkt, sondern Gott dem Menschen in seinen Weg tritt und das dröhnende Heilig-Rufen der Engel für einen Augenblick an un­ser Ohr braust.“

Nachdem Martin Niemöller am 1. Juli 1937 verhaftet worden war, übernahm Helmut Gollwitzer dessen Predigtdienst in Berlin-Dahlem. Von ihm stammt … Mehr

Helmut Gollwitzer Predigt über 2. Korinther 5,15 am Buß- und Bettag 1953: „Das Kreuz Christi ist der große Strich, den Gott unter unser bis­heriges Leben zieht, der Strich, den wir nicht selbst machen konn­ten und mit dem das selige „hinfort nicht mehr“ erklingt. Denn das Kreuz Christi nimmt jeder Angst um unser Leben, die uns treibt, uns um uns selbst zu drehen, den Grund; es macht die Angst zur Torheit und stellt in die Freiheit.“

»Hinfort nicht mehr«. Predigt über 2. Korinther 5,15 Von Helmut Gollwitzer … und er ist darum für alle gestorben, auf … Mehr