Fridolin Stiers Übersetzung von Psalm 23: „Auch wenn ich geh in dunklem Tal – ich fürchte Böses nicht. Denn: Du bist mit mir. Deine Keule und dein Stock die mutigen mich.“

Mir mangelt nichts (Psalm 23)

Ein Psalm Davids.
Mein Hirt ist JHWH!
Mir mangelt nichts:
Er lagert mich in grasigen Auen,
er führt mich an ruhsame Wasser.
Er holt mir das Leben zurück.
Er leitet mich in rechten Bahnen –
um seines Namens willen.
Auch wenn ich geh in dunklem Tal –
ich fürchte Böses nicht.
Denn: Du bist mit mir.
Deine Keule und dein Stock
die mutigen mich.

Du rüstest den Tisch vor mir zu
meinen Drängern gegenüber.
Du salbst mein Haupt mit Öl,
mein Becher überquillt.
Nur Gutes und Huld mich verfolgen
all meines Lebens Tage.
Und ich wohne im Hause JHWHs,
solang die Tage währen.

Im 23. Psalm wird die Integrität, die ungeschmälerte Fülle heilen Lebens erfahren, die Gott aus freien Stücken, „um seines Namens willen“ (V 3) schenkt. Wenn ich die objektiv beschreibende, form- und wortanalytische „Behandlung“ des Textes als Sache hinter mir, diesen Psalm vor mich hinsage, ihn in mich hinein „murmle“ (Ps 1,2), mich von den Worten in ihr Sagen ziehen lasse, fühle ich das tiefe Vertrauen, die Vertrautheit, ja Wärme in der Beziehung eines Menschen des Alten Bundes zu Gott, und ich frage mich, welche Schau – vielleicht das eingefleischte Nein zur Mythologie der zeugenden Götter-Väter – sie davon abgehalten haben könnte, diesen Gott geradeheraus als Vater anzusprechen. Denn ich meine, solche Psalmen seien sehr nah bei dem Gott gestanden, den Jesus seinen Vater nannte und uns Vater nennen hieß.

Quelle: Fridolin Stier, Mit Psalmen beten, hrsg. von Eleonore Beck, Suttgart: Verlag Katholisches Bibelwerk, 2001, S. 93f.

Hier der Text als pdf.

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