Netti Boleslav (1923-1981), Erinnerung an den Warschauer Ghettokampf: „Vater, / ich sehe dich, / wie dein Alter unter der Peitsche der Flammen sich krümmt, / wie aus den Höhlen deiner Augen / die Funken in den Himmel prasseln. / Deine brennenden Lippen / kämpfen im Schemah, / um das letzte Wort. / Jisrael geht unter!“

ERINNERUNG AN DEN WARSCHAUER GHETTOKAMPF

Vater, in einer weißen Zeit,
prophezeitest du die schwarze Welle.
Wir sehen uns niemals wieder,
sagtest du!

Juden brennen im Ghetto!
Vater,
ich sehe dich,
wie dein Alter unter der Peitsche der Flammen sich krümmt,
wie aus den Höhlen deiner Augen
die Funken in den Himmel prasseln.
Deine brennenden Lippen
kämpfen im Schemah,
um das letzte Wort.
Jisrael geht unter!

Stille wird es auf dem schwelenden Haufen.
Keine Gruft.
Du bist das große Grab.
Du bist der große Stein.
Du bist die zertretene Asche,
auf blutigem Wege unseres Volkes.

Netti Boleslav (1923-1981)

Quelle: Netti Boleslav, Der Weg ist tausend Schlangen weit, Rothenburg ob d. Tauber: J. P. Peter, Gebr. Holstein, 1965, S. 38.

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