Martin Luther, Sermon von dreierlei gutem Leben, das Gewissen zu unterrichten (1521): „Dadurch hat der Heilige Geist angezeigt dreierlei Predigt oder Lehre, welche da machen dreierlei Gewissen und Sünde und dreierlei Weise eines guten Lebens oder dreierlei gute Werke. Welcher aller Unterschied nützlich und not ist einem Christenmenschen, dass er nicht eines ins andere menge und keines recht ordentlich treibe, auf dass er nicht das für den Chor halte, das der Hof ist, noch für den Hof, das die Kirche ist.“

Sermon von dreierlei gutem Leben, das Gewissen zu unterrichten (1521)

Von Martin Luther

Zum ersten ist zu merken, wie durch Mose im Alten Testament der allmächtige Gott be­fahl, zu machen ein Tabernakel, das in drei Teile geteilt wäre. Der erste war das Allerheiligste und hieß Sanctum Sanctorum, das war zehn Ellen lang, weit und hoch, gleich vierecket. Der andere hieß Sanctum (das Heilige), das war gleich hoch und weit und zwanzig Ellen lang; und waren die beiden an einander ein Gebäu von hölzernen Tafeln, dass man ging aus einem ins andere, wie aus einem Gemach ins andere. Der dritte hieß Atrium, der Hof, der war hundert Ellen lang, fünfzig breit und fünf Ellen hoch, und daselbst war ein weißer Vorhang, durchsichtig wie ein Netz, um das Tabernakel. Daher ohne Zweifel auch unsere Kirchen kommen, die wir auch in drei Stücke teilen, als den Kirchhof, die Kirche und den Chor; dass der Chor das Allerheiligste ist, darnach die Kirche, darnach der Kirchhof. Welche drei auch wohl in einem jeglichen Hause gefunden werden, so man den Hof für eines, das Haus für das andere, die Stube oder Schlafkammer für das dritte rechnet.

Zum andern, dadurch hat der Heilige Geist angezeigt dreierlei Predigt oder Lehre, welche da machen dreierlei Gewissen und Sünde und dreierlei Weise eines guten Lebens oder dreierlei gute Werke. Welcher aller Unterschied nützlich und not ist einem Christenmenschen, dass er nicht eines ins andere menge und keines recht ordentlich treibe, auf dass er nicht das für den Chor halte, das der Hof ist, noch für den Hof, das die Kirche ist. Und wollen um klaren Verstandes willen unserer Weise nach das Sanctum Sanctorum den Chor nennen, das Sanctum die Kirche, das Atrium den Kirchhof.

Zum dritten: Heben wir an von dem Kirchhof. Zum ersten, das sind Predigten oder Lehren, welche ganz und gar von äußerlichen Werken lehren und an Zeit und Statt gebunden sind; als da sind, die Zeremonien und äußer­lichen Gebärden und Weisen in Kleidern und Speisen, welche, so ein Prediger nicht wacht auf das Volk und zusieht, fast gefährliche und schädliche Gewissen machen, daraus denn hart verbliebene und blinde Menschen werden, wo man ihnen nicht weiter sagt. Dass wir dessen etliche Exempel geben: dass ein Priester, Mönch, Nonne, Bischof und ganz geistlicher Stand andere Kleider trägt, denn der gemeine Mann, auch andere Gebärden führt und in der Kirche heilige Kleider trägt, betet, singt und dergleichen tut, sind alles äußerliche Werke, an Kleider, und Stätte gebunden; und wer sie tut, der hält solche Lehren, die davon gesetzt sind, und heißt sie gute Werke, gut Leben, geistlich Amt, hat davon ein sicher gut Gewissen, ja, Vermessenheit, er habe ihm recht getan. Wiederum, so er dessen eines versieht oder nachlässt, sein Kleid nicht recht trägt, seine Zeit nicht hält, überkommt er ein böses Gewissen, als der die Gebote nicht gehalten hat.

Zum vierten, dermaßen tun wir alle, wenn wir die gebotenen Fasten und Feier hal­ten oder brechen, so lange bis dass es durch Übersehen und Schlafen der Prediger dahin mit uns ge­kommen ist, dass man ein größer Gewissen macht, so jemand ein Stück Brot auf einem Fastenabend äße, denn ob er sich volltränke, oder fluchte, schwüre, löge, betröge, Ehe bräche, oder sonst eine schwere Sünde täte; so gar hart hangen solche Lehren, Leben und Gewissen an der Speise und äußerlichen Dingen. Ja, wie viele Priester findet man jetzt, die nicht zehnmal größer Gewissen hätten, wo sie ohne Manipel, ohne Kasel, ohne Marmor­stein, ohne silbernen Kelch oder dergleichen Messe hielten; denn ob sie hätten fünfmal un­nütze, schandbar geredet, gelogen, afterredet, oder sonst ihren Nächsten beleidigt. So fest hängt ihr Gewissen an diesen äußerlichen Din­gen und so los an jenen rechtschaffenen Dingen. Und welcher Laie oder gemeine Mann hat nicht ein größer Gewissen, so er an eines Apostels Abend oder an anderem Fasttag Eier, But­ter, Fleisch äße, denn ob er einen Handmord oder Zungenmord, ein unkeusch Gesicht, Wort oder Werk täte? Ja, ists doch dahin ge­kommen durch etliche blinde Lehrer, dass kein Laie darf den Kelch noch das Korporale anrühren, und groß Gewissen davon gemacht wird, so es jemand unversehens anrührt. Noch weiter, so ein gemeiner Mensch unversehens das heilige Sakrament mit dem Finger anrührt, fahren sie zu und schinden ihm denselben Finger; so gar groß machen sie hier Gewissen, da doch kein Gebot noch Verbot ist, dass ich ach­te, sie seien unsinnig geworden.

Zum fünften: siehe, solch Gewissen und Irrtum kommt daher, dass man alle Dinge in einander mengt und nicht recht eines von dem andern scheidet; da vergeht denn rechter Unterschied und guter Unterricht, ehe mans ge­wahr wird; so ists dahin gekommen, dass das Geringste für das Größte und das Größte für das Geringste gehalten wird. Da geht denn Gottesfurcht aus und Vermessenheit geht ein, und verhärten und verblenden die Menschen in ihren Sünden zusehends, welches in aller Welt leichtlich zu sehen ist. Ists nicht wahr, dass alle Welt, geistlich und weltlicher Stand, sind voll Untreue, Hoffart, Geiz, Hass, Unkeuschheit und aller Sünde, deren doch niemand achtet; bleiben ohne Gottesfurcht und dürfen sich ver­messen, ob sie sich in solchen Stücken nicht bes­sern, dennoch mit unserm Herrn Gott wohl daran zu sein und wohl zu tun, so sie ihr Amt halten, ihre Gezeit beten, ihre geist­lichen Kleider tragen, ihre Kirchenrechte tun. Desselbengleichen die Laien, so sie die Fast- und Feiertage halten; gerade als wäre unserm Gott daran etwas gelegen, ob du Bier oder Kofent trinkest, Fleisch oder Fisch essest, fastest oder feierst. Von denen sagt Christus, Matthäus 23,23: „Wehe euch Schriftgelehrten – Geistlichen und allen Gleißnern –, die ihr verzehntet die Münze, Dill und Kümmel und lasset nach die großen Dinge, im Gesetz geboten, als den Ernst, die Barmherzig­keit und den Glauben. Diese Dinge sollte man zuvor tun und alsdann jene auch nicht lassen. O ihr blinden Leiter, eine Mücke seihet ihr und ein Kameltier verschlinget ihr.

Zum sechsten, hat nicht hier der Herr Christus selbst fein abgemalt die närrischen, ver­kehrten Gewissen, die da große Dinge klein, kleine Dinge groß machen, damit Gott sehr verbittert wird? Was ists, dass man so ein eng Sieb nimmt in den äußerlichen Gesetzen, dass man auch eine Mücke auffängt, und so ein weit Sieb nimmt in den rechten Werken, dass man auch ein Kamel durchfahren lässt, denn dass man so enge Gewissen und Angstlehre macht in den Dingen, da nichts oder wenig an liegt, so weit geraum Gewissen macht in den großen Dingen, da es gar und ganz an liegt? Das sind alles Atrienses Sancti, kirchhöfische Hei­ligen, welche nur fünf Ellen hoch sind, das ist, in den fünf Sinnen und viehlichen Leben ihre Heiligkeit haben; und doch dasselbe mehr schei­net vor der Welt, denn die rechte Heiligkeit. Darum sind ihrer auch viele darin, denn der Kirchhof ist mehr denn dreimal so lang als die Kirche und zehnmal so lang als der Chor; dass auch die Menge eine große Reizung ist zu sol­chen irrigen, verkehrten Gewissen, Werken und Leben. Aber gefährlich ist der Pfarrer- und Prediger-Stand; denn sie gar schwer Rechnung dafür geben müssen, so sie nicht hier fleißig wachen und solchem Wesen widerstreben, dem Volk rechten Unterricht hierin tun; wieder­um, so sie es tun wollen, von Pabst, Bischöfen und geistlichen Prälaten Verfolgung leiden müs­sen; denn derselbige Haufen ist in solchem kirch­höfischen Wesen und tiefen Sünden ganz er­soffen, mag nicht leiden, dass jemand etwas anderes lehre, wollen Mückenseiher und Kamelschlinger bleiben.

Zum siebenten: dieweil denn jedermann sieht und greifet, dass solch kirchhöfisch äußer­lich Wesen niemand bessert und alles, was an Kleider, Speisen, Stätte, Zeiten gebunden ist, niemand fromm macht; denn sie bleiben je alle untreu, geizig, ungeduldig, hoffärtig, un­keusch, zornig, neidisch; ja niemand so tief in solchen Lastern liegt, als eben dieselben, die ihre Heiligkeit in die Speisen, in Kleider, in Stätte und Zeit gesetzt haben, wie wir sehen; sollten wir je einmal in uns selbst schlagen und denken: es muss das nicht die rechte Straße noch Weg sein, fromm und selig zu werden; es muss ein anderes da sein. Und dieweil sie so gering achten die großen schweren Übertretungen, soll­ten wir so witzig werden, viel geringer zu achten die Übertretung ihres äußerlichen Pompes, darinnen wir so viele verderben sehen; wollten uns gewöhnen in die rechte Gegenheit zu sehen. Als, wo du sehen würdest einen Afterredner oder unzüchtigen Schwätzer, und dagegen einen, der die Fasten oder die Feier bräche oder verbotene Speise äße, solltest du dich zehnmal mehr ent­setzen vor dem ersten, denn vor dem andern, und diesen achten, als der eine Mücke, jenen, als der ein Kamel verschlungen hätte. Es ist ver­drießlich und ärgerlich, dass der Pabst so hart über dem Butter- und Eieressen hält, dass man Briefe darüber lösen muss, und doch nicht dar­über hält, dass man nicht sündigt wider Gott; und ihm darin Bischöfe und Prälaten folgen und helfen, wenn sie selbst solche Dinge ver­mengen und verkehren, Mücken seihen und Kamele verschlingen; wie soll sich der arme Haufe selbst Herauswickeln, so seine Regenten und Leh­rer ihm darin mit Lehre, Exempel und Gewalt widerstreben?

Zum achten: nun lasset uns aus dem Atrio, Kirchhof, weiter gehen bis in das Sanctum, die Kirche, das ist, in die Lehren, Werke und Gewissen, die da recht und gut sind, als nämlich, Demut, Mildigkeit, Sanftmut, Ge­duld, Friede, Treue, Liebe, Zucht, Keuschheit, und was dergleichen ist, welche nicht an Speise noch Kleider, noch Stätte, noch Zeit, noch Per­sonen gebunden sind. Denn allhier mag der Laie mehr denn ein Priester, der Priester mehr denn ein Pabst, das Weib mehr denn ein Mann, ein Knabe mehr denn ein Alter, ein Armer mehr denn ein Reicher, ein Nackter mehr denn ein köstlich Gekleideter, auf dem Felde mehr denn im Hause, in der Kammer mehr denn in der Kirche gelten. Und hierher sind Gottes Augen allein gerichtet; wer hier führet, der fährt auf der rechten Straße gen Himmel, un­angesehen, wie er tut oder lässt in dem Atrium. Denn da fragt Gott nichts nach, so er nur in diesem Sanctum recht wandert. Wiederum, hier soll man Gewissen machen, so jemand lä­stert, schwört, unzüchtig redet, hört, sieht, tut oder denkt. Das sind die rechten Gewissen, hier seihet man Kamele und verschlingt Mücken; hier nimmt man das Korn und lässt die Spreu fahren; hier opfert Abel ein Lamm und lässt Kain Stroh opfern; hier soll man streiten wi­der die Hoffart, Geiz, Unkeuschheit, Zorn, Hass und dergleichen; hier haben wir zu schaffen beide Hände voll, dieweil wir leben, dass wir des Kirchhofs wohl vergessen und nicht bedürfen. Hier sehen wir, dass die rechte Straße geht zur Frömmigkeit und Seligkeit; denn wir sehen, dass die sich darin üben recht fromm werden und nicht die sich im Kirchhof üben, darum muss dies und nicht jenes der rechte Weg sein.

Zum neunten: nun geschehen aber diese Werke in zweierlei Weise, und gehen etliche in diese Kirche lebendig, frei von ihnen selber; etliche aber gehen rücklings hinein, die man tot auf dem Rücken hineinträgt und begräbt. Das sind die, so sich müssen ohne ihren Willen fromm halten um der Schande, Strafe oder Hölle willen. Denn mancher hält seine Keusch­heit; wenn keine Schande noch Strafe da wäre, so führe er hinein, wie die tun, die Strafe und Schande verachten. Also bezwingt man­cher seinen Zorn und Mütlein nicht aus Lust oder Liebe der Sanftmut, sondern dass ers nicht füglich kühlen und büßen mag. Mancher gibt auch und stiftet Gottesdienst, nicht aus Lust der Mildigkeit, sondern um Ruhmes oder eigenen Wohlgefallens willen. Und ist dieser falsche Grund so tief, dass ihn noch nie kein Heiliger hat genugsam erkannt, sondern daran verzweifelt und gesagt: „Herr Gott, schaffe ein reines Herz in mir und erneure einen rich­tigen Geist“ oder Willen „in meinem Inwen­digsten“, Psalm 50,12; und abermals, Psalm 19,13: „Herr, wer mag erkennen allen seinen Irrtum? Mache mich rein von meinen heim­lichen Sünden.“ Denn Gott will nicht allein solche Werke haben, sondern dass sie mit Lust und Willen geschehen. Und wo Lust und Wille nicht darin ist, sind sie tot vor Gott, und ist Irrsal, gezwungene, genötigte, gefangene Dienste, die Gott nicht gefallen, wie St. Pau­lus sagt, 2 Korinther 9,7: „Gott liebt einen fröh­lichen Täter.“

Zum zehnten: solche Lust, Liebe, Freude und Willen findet man in keines Menschen Her­zen auf Erden, sofern die Natur angesehen wird; sondern allesamt sind wir unwillig oder je falschwillig fromm, dass wir uns fürchten vor Strafe und Schande, oder suchen unsern Nutz und Wohlgefallen darin, und niemand lauter um Gottes willen, oder allein darum, dass es so recht ist, fromm ist. Es will und muss die Natur je etwas suchen, darum sie fromm sei, kann und mag nicht um der Frömmigkeit willen fromm sein, lässt ihr nicht an der Frömmigkeit begnügen, wie sie soll, sondern will etwas da­mit verdienen oder entfliehen; das ist dann falsch vor Gott, wie St. Paulus, Römer 3,4, aus dem 14. Psalm schließt, dass derhalben kein Mensch vor Gott fromm sei. Denn wir sollen nicht fromm sein, etwas damit zu verdienen oder zu meiden. Denn das sind allesamt Mietlinge, Knechte und Tagelöhner, nicht freiwillige Kinder und Erben, welche nur fromm sind um der Frömmigkeit willen selbst, das ist, um Gottes willen allein; denn Gott ist die Gerechtigkeit, Wahrheit, Gutheit, Weis­heit, Frömmigkeit selbst. Und wer nicht mehr sucht denn Frömmigkeit, der sucht und findet Gott selber. Wer aber Lohn sucht und Pein flieht, der findet ihn nimmermehr und macht Lohn zu seinem Gott; denn warum der Mensch etwas tut, das ist sein Gott.

Zum elften: Darum muss man hier zur Gnade kriechen und an uns verzagen. Hier hat uns nun Gott den Chor und Sanctum Sanctorum (Allerheiligste) gebaut. Hier hat er uns Christum vorgesetzt und versprochen, dass, wer an ihn glaubt und ihn anruft, der soll sobald den Heiligen Geist empfangen, wie er sagt, Johannes 14,26: „Der Vater wird senden den Heiligen Geist in meinem Namen“; denn es ist unmöglich, dass, wo ein Mensch an ihm selbst verzagt, Christum anruft in rechtem Ver­trauen, dass derselbe nicht sollte den Heiligen Geist haben. Wo Christi Name ist, da folgt der Geist nach. Wer aber Christum anruft im Glauben, der hat seinen Namen; so kommt ihm gewisslich auch der Geist. Wenn aber der Geist kommt, siehe, der macht ein rein, frei, lustig, fröhlich, lieblich Herz, das lauter umsonst fromm ist, keinen Lohn sucht, keine Strafe fürchtet; das nur um der Frömmigkeit oder Gerechtigkeit selbst fromm ist, und tuts alles mit Freuden. Siehe, das heißt denn rechte gute Lehre, Ge­wissen und Werke lehren; das heißt ins Sanctum Sanctorum, in den Chor gehen, das ist das letzte, das man auf Erden tun kann. Das ist die Straße zum Himmel, darin wir sehen, dass keiner böse bleibt, sondern alle fromm werden; und ist gleich entgegen dem Atrium, denn es achtet solcher äußerlichen Dinge nicht. Ja, es sieht, wie sie nur gefährlich und ärger­lich sind zu diesem Wege.

Zum zwölften, davon sagt Christus, Markus 16,6: „Wer da glaubt, der wird selig.“ Allein der Glaube macht selig; warum? Er bringt den Geist mit sich, der alle guten Werke mit Luft und Liebe tut und also Gottes Gebote erfüllt und gefällig macht. Das ist be­deutet, dass die Kirche am Chor, und das Sanctum am Sanctum Sanctorum wie einerlei Gebäu gebaut ist; aber das Atrium, der Hof, abgesondert; auszuweisen, dass gute Werke ohne den Glauben nicht geschehen mögen, und Glaube ohne gute Werke nicht bleibt, und ein Prediger beiderlei Lehre nicht scheiden soll, doch den Glauben zuvörderst wohl treiben. Es mag aber wohl Glaube und gute Werke ohne die äußer­lichen Speiseheiligen, Kleiderheiligen, Zeithei­ligen, Stätteheiligen bleiben. Derhalben steht in der Offenbarung Johannis geschrieben, dass im Neuen Testament das Atrium sei den Hei­den gegeben, darum, dass im Neuen Testament solch äußerlich Wesen soll frei und los stehen in eines jeglichen Willkür, dass nur das Sanctum und Sanctum Sanctorum wohl geübt würde. Nun ists, leider! dahin gekommen, dass noch nie kein Volk auf Erden gekommen ist, das ein größer Atrium, mehr Speiseheiligen, Kleider­heiligen, Zeitheiligen, Stätteheiligen gehabt, denn jetzt die Christen haben. Die Schuld ist des Papstes und seines geistlichen Rechts, darin solch unnütz, gefährlich und ärgerlich Ding so viel gesetzt ist, dem Glauben und guten Werken zu unsäglichem Nachteil und Verdunkelung, davon uns Gott erlöse und behüte gnädiglich. Amen.

WA 7, 795-302.

Hier der Text als pdf.

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