Johann Baptist Metz, Kampf um die verlorene Zeit (1977): „Aus lauter Angst vor »Unzurechnungsfähigkeit« hat sich die Theologie längst in die sanfteren Arme des Evolutionismus, speziell des historischen, begeben. Doch diese Umarmung wird für sie tödlich sein. Die Logik der Evolution nämlich ist die im Denken bereits festgemachte Herrschaft des Todes über die Geschichte: ihr ist am Ende alles gleichgültig wie dem Tod. Für sie ist Gott — der Gott der Lebenden und der Toten, der Gott, der auch die Ver­gangenheit, die Toten nicht in Ruhe läßt — schlechthin un­denkbar. Sie ist die eigentliche unpathetische Gottlosigkeit. Naherwartung dagegen versieht die evolutionistisch beruhigte und verführte Hoffnung mit Erwartungs- und Zeitperspektiven. Sie bringt Zeit- und Handlungsdruck in das christliche Leben, sie paralysiert nicht Verantwortung, sondern begründet sie. Das apokalyptische Bewusstsein steht nicht primär unter dem Aspekt der Bedrohung und der lähmenden Katastrophenangst, sondern unter dem der Herausforderung zur praktischen Solidarität mit den »geringsten Brüdern«.“

Kampf um die verlorene Zeit Von Johann Baptist Metz Die folgenden »Thesen« — zuweilen nur Beobachtungen und Insinuationen — haben … Mehr

Johann Baptist Metz, Im Angesicht der Gefahr (1984): „Was verstehen wir eigentlich vom Neuen Testament, wenn in unserer modernen Deutung die Gegenwart von Gefahr systematisch ausgeblendet ist? Was, wenn wir – aufklärungsbeflissen und auf strikte Entmythologisierung bedacht – den Horizont der Gefahr einfach wegwischen oder übertünchen, jenen Horizont der Gefahr, der die biblische, speziell die neutestamentliche Geschichte umspannt und zusammenhält? Was steckt hinter unserer Kritik an den apokalyptischen Bildern: Der Wille zur Aufklärung über die unbegriffene Macht der Mythen in diesen Traditionen oder der Wille, dem gefährlichen Chri­stus auszuweichen und die Gefahr stillzustellen, sie allen­falls in die fast schon exterritoriale Situation des Todes abzudrängen?“

Im Angesicht der Gefahr (1984) Von Johann Baptist Metz In einem »außerkanonischen Wort«, das uns von Origenes überliefert ist, sagt … Mehr

Johann Baptist Metz, Sinn und Subjekt. Theologisch-biographische Notizen zur sogenannten Sinnfrage (1985): „Im Zentrum meines Sinninteresses und meiner Gottesfrage steht die streitbare, theologisch-politische Behandlung dieser Gottes­frage als Theodizeefrage: der Schrei nach Gott angesichts der Leidensgeschichten in der Welt; und wieso ich dabei immer bei der Frage nach dem Leid der anderen, nach dem unmittelbar vergangenen Leid einsetze. Die theologische Gestalt der Sinnfrage, mit der ich mich beschäftige, heißt deshalb nicht: Wer rettet mich?, sondern: Wer rettet euch? Ich setze nicht an mit der Frage: Was ist mit mir im Leid, was mit mir im Tod?, sondern: Was ist mit dir – mit euch – im Leid, im Tod?“

Sinn und Subjekt. Theologisch-biographische Notizen zur sogenannten Sinnfrage Von Johann Baptist Metz Für mich hat sich die sogenannte Sinnfrage eigentlich … Mehr

Johann Baptist Metz, Theologie gegen Mythologie. Kleine Apologie des biblischen Monotheismus (1987): „Wenn die Christologie betont, Gott habe sich in Jesus Christus „endgültig“ mitgeteilt, Gott sei in Jesus Christus ‚unwiderruflich‘ bei uns angekom­men, dann impliziert sie damit eine Zeitaussage. ‚End­gültig­keit‘ nämlich, ‚Unwiderruflichkeit‘ – für alle und alles – kann nur im Horizont befristeter Zeit ausgesagt werden; im Horizont induktiv unendlicher Zeit gibt es nichts Endgültiges, nur Hypothetisches. Die Logik befri­steter Zeit aber hat anamnetische, hat narrative Tiefen­struk­turen.“

Theologie gegen Mythologie. Kleine Apologie des biblischen Monotheismus Von Johann Baptist Metz Auf dem 14. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für … Mehr

Johann Baptist Metz, Gotteskrise. Versuch zur »geistigen Situation der Zeit« (1993): „Die biblische Botschaft ist in ihrem Kern eine Zeitbot­schaft, eine Botschaft vom Ende der Zeit. Alle biblischen Aussagen tragen einen Zeitvermerk, einen Endzeitvermerk. Die Art, wie das Christentum zur Theologie wurde, hat den heilsdramatischen Zusammenhang zwischen Gott und Zeit entspannt. Die Theologie lebt zumeist von fremden, von ge­borgten Zeitverständnissen, die es in meinen Augen fraglich machen, wie in Verbindung mit ihnen der Gott der biblischen Überlieferung anzusprechen und zu denken sei.“

Gotteskrise. Versuch zur »geistigen Situation der Zeit« Von Johann Baptist Metz I. Zeitansage, zu sagen, was ist, war einmal Sinn … Mehr

Johann Baptist Metz, Zeit ohne Finale? (1993): „Es gibt eine Angst davor, dass alles und alle hineingerissen sind in das Gewoge einer antlitzlosen und gnadenlosen Zeit, die schließlich jeden von hinten überrollt wie das Sandkorn am Meer und die alles gleich­gültig macht wie der Tod. Auch ein atomar explodierender Planet bliebe schließlich dem endlosen Tod einer Zeit «ohne Finale ins Nichts» ausgeliefert. Diese Art der Zeitherr­schaft treibt jede substantielle Erwartung aus; sie erzeugt jene heimliche Identitätsangst, die an der Seele der modernen Menschen frißt.“

Zeit ohne Finale? Zum Hintergrund der Debatte über «Resurrektion oder Reinkarnation» Von Johann Baptist Metz Im Hintergrund der Debatte, die … Mehr

Johann Baptist Metz, Erlösung und Emanzipation (1973): „Wo immer der Versuch ge­macht wird, die in Jesus Christus vollbrachte Erlösungsgeschichte und die menschliche Leidensgeschichte nicht einfach geschichtslos paradoxal gegeneinanderzusetzen bzw. das eine sub contrario im anderen zu behaupten, sondern die Entzweiung mensch­licher Leidensgeschichte selbst noch einmal in der Dialektik der trinitarischen Gottes­geschichte zu deuten und zu begreifen, liegt die genannte Verwechslung zwischen der Negativität des Leidens und der Negativität des dialektisch vermittelten Begriffs des Leidens vor.“

Erlösung und Emanzipation[1] Von Johann Baptist Metz I. Akzentuierung des Themas Der theologische Pluralismus, zuweilen nicht mehr als Ausdruck einer … Mehr

Johann Baptist Metz, Plädoyer für mehr Theodizee-Empfindlichkeit in der Theologie (1994): „Kommt bei der Rede vom leidenden Gott nicht so etwas wie eine heimliche Ästhetisierung allen Leidens zur Geltung? Leiden, das uns schreien oder schließlich kläglich verstummen läßt, kennt keine Hoheit; es ist nichts Großes, nichts Erhabenes; es ist in seinen Wurzeln alles andere als ein starkes solidarisches Mitleiden; es ist nicht einfach Zeichen der Liebe, sondern weit mehr erschreckendes Anzeichen da­für, nicht mehr lieben zu können. Es ist jenes Leid, das ins Nichts führt, wenn es nicht ein Leiden an Gott ist.“

Plädoyer für mehr Theodizee-Empfindlichkeit in der Theologie Von Johann Baptist Metz Vorbemerkung Im Programm unserer Tagung steht mein Einleitungsreferat noch … Mehr

Johann Baptist Metz, Zukunft aus dem Gedächtnis des Leidens (1972): „Es ist das Leid, das einer affirmativen Theorie der Versöhnung zwischen Mensch und Natur widersteht. Jeder derartige Versuch entartet am Ende in eine schlechte Ontologisierung der Gequältheit des Menschen. Leid kontrastiert Natur und Geschichte, Teleologie und Eschatologie. Zwischen beiden gibt es keine «objektive» Versöhnung, keine durchschaubare und verwaltbare Einheit.“

Zukunft aus dem Gedächtnis des Leidens. Eine gegenwärtige Gestalt der Verantwortung des Glaubens Von Johann Baptist Metz I. Das Vertrauen … Mehr