Hans Joachim Iwand in seiner Predigtmeditation zu Lukas 6,36 (1950): „Könnten wir von hier aus denken, also von da aus, dass Gott barmherzig ist, dass alles, unser Sein und unser Erlöst-Sein, dies bezeugt und unter Beweis stellt, dann wür­den wir gewiß die tiefe, sich immer wieder gegen den Richter kehrende Problematik des Richtens begreifen, wir würden von uns aus mithelfen, dass die Umkehrung her­beigeführt wird, dass Gnade vor Recht kommt, Evange­lium vor dem Gesetz, Erbarmen vor dem Verurteilen, und würden so die Sache des Höchsten als unsere eigenste An­gelegenheit fördern und vertreten.“

Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. (Lukas 6,36) Gott ist barmherzig. Wir – obschon wir Staub und Asche … Mehr

Karl Barth, Wer ist mein Nächster? Auslegung des Gleichnisses vom Barmherzigen Samariter (Lukas 10,25-37): „Auch der Samariter hat empfangen: von dem unter die Räuber Gefallenen empfangen, indem er ihm gab. Es war dies: dass er ihm der barmherzige Nächste wurde, nur das Zeugnis, dass er selbst in dem Halbtoten den barmherzigen Nächsten gefunden hatte. Und wer es ihm gleichtut, indem er selbst der Nächste ist, der Barmherzigkeit übt – und also solchen Nächsten als den Seinigen auch selber sieht und hat – der kennt das zweite und das erste Gebot.“

Eine höchst aufschlussreiche und feinsinnige Auslegung der Geschichte vom barmherzigen Samariter findet sich in Karl Barths Kirchlicher Dogmatik, wo dieser … Mehr

Hans Joachim Iwand, Predigt über Lukas 6,36-38 (1935/37): „Seid barmherzig. Wer dies Gebot versteht, der wird dadurch nicht unwahr, sondern im Gegenteil, er wird wahr. Denn der barmherzige Mensch, das eben ist der Mensch, der Mensch bleibt, der nicht auf der Leiter seiner Tugenden in den Himmel steigt und von oben auf die böse Welt heruntersieht; son­dern er neigt sich zu den Niedrigen, er hält Gemeinschaft mit den Irrenden und Verlorenen, er steigt von seinem Maultier und liest den Unglücklichen vom Wegrande auf, der unter die Räuber gefallen ist, er hebt nicht Steine auf, um zu steinigen, wenn einer einen Fehltritt begangen hat, er lädt sich selbst die Fehler der anderen auf seine Schulter, er deckt ihre Sünden und trägt ihre Lasten, er zerbricht lieber selbst, als dass er andere zerbricht, er steigt lieber selbst herunter als dass er andere herunter stößt – er ist nicht ein Mensch, der Gott werden möchte und zum Teufel wird, sondern er ist ein Mensch, der so herabsteigt, wie Gott zu ihm herabgestiegen ist, ein schwa­cher, armer, verspotteter, ja vielleicht auch seinen eigenen Sünden und Fehlern gegenüber gebrechlicher und schwacher – aber dennoch, dennoch ein wahrer Mensch.“

Seid, was Gott ist. Predigt über Lukas 6,36-38 (1935/37) Von Hans Joachim Iwand Darum seid barmherzig, wie auch euer Vater … Mehr

Hans Joachim Iwand, Predigt über Lukas 6,36-42 (1939): „Meine Brüder und Schwestern, wir stehen hier vor der Grenze der menschlichen Moral. Jeder, der etwas erfahren hat vom menschlichen Leben, wird es wissen: wir können nirgends richten, ohne dass wir uns darin verurteilen. Wo wir auch immer glauben, mit unserer Moral, mit unserem Wissen von Gut und Böse die Menschen richten zu können, da richten wir uns selbst, ganz gleich was es sei. Wenn die Kirche heute die da draußen rich­tet, richtet sie sich selbst, und wenn die draußen heute die Kirche richten, richten sie sich alle selbst. Wenn sich heute die Leute hinstellen und die Moral predigen — es pfeifen uns ja die Spatzen von allen Dächern, es ist so, als ob wir alle das Lied singen könnten: Was richtest du einen anderen und dich selber nicht? Die ewigen Gesetze Gottes er­füllen sich hier über Men­schen, die da glauben, andere richten, an­dere verdammen, andere verurteilen zu können; und es weiß doch die ganze Welt, dass wir selber genauso sind wie die, die wir rich­ten. Das sagt Jesus. Es ist so, als ob er ein großes Halt hineinruft in dieses grausame menschliche Gericht, das wir vollziehen, ein: Haltet an, ihr wißt ja nicht, was ihr tut. Ihr baut die Mauer des Ge­fängnisses, in das ihr selbst einmal eingeschlossen werdet, in die­sen Maßstab der Unbarmher­zigkeit des Gerichts, da werdet ihr selbst eingeschlossen sein in Ewigkeit. Ihr baut heute schon mit eurer Hartherzigkeit die Mauern des ewigen Gefängnisses!“

Predigt über Lukas 6,36-42 Von Hans Joachim Iwand Darum seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Rich­tet nicht, so … Mehr

Martin Luther über das Richten in seiner Predigt zu Lukas 6,36-42 von 1529: „Je frömmer und weiser einer ist, je mehr richtet er und hat kein barmher­zig Herz gegen die Sünde, alle misst er nach seiner eigenen Regel. Wenn man einen anders leben sieht als man selber lebt oder in Sünde fallen sieht, so lacht man und hat seine Freude dran. Also hat kein Herz Barmherzigkeit, wenn nicht der Glaube an Jesus Christus in ihm ist.“

Predigt über Lukas 6,36-42 „Richtet nicht!“ (1529) Von Martin Luther Vergeben, nicht richten, nicht verdammen sind die inneren, Geben die … Mehr

Girolamo Savonarolas Barmherzigkeitsgebet: „Habe Erbarmen mit mir, Herr, nicht mit jener kleinen Barmherzigkeit der Menschen, sondern mit deiner großen unbegreiflichen, die in ihrer Unendlichkeit größer ist denn alle Schuld. Neige dich zu mir, Herr, mit jenem großen Erbarmen, mit dem du die Welt so sehr geliebt, dass du deinen eingeborenen Sohn für uns dahingabst.“

Dem italienischen Dominikaner und Bußprediger Girolamo Savonarola (1452-1498) wird folgendes Barmherzigkeitsgebet zugeschrieben: Habe Erbarmen mit mir, Herr Habe Erbarmen mit … Mehr