Philipp Melanchthon, Von der Bekehrung zu Gott (1550 – De poenitentia): „Ich will hier im Anfang die Fragen von den Ursachen, durch die die Reue erregt wird, fahren lassen, sondern wenn in einem Menschen rechter und nicht erdichteter Schrecken und Wehklagen über die Sünde ist und er vor Gottes Zorn über die Sünde erschrickt und es kommt der Glaube dazu, der durch diesen großen Schrecken veruracht, dass der Mensch Zuflucht zu Gott sucht und ihn um Vergebung der Sünden bittet, so ist das wahrhaftige Reue.“

Von der Bekehrung zu Gott (1550)

Von Philipp Melanchthon

Für Melanchthon ist seine Lehre von der Bekehrung besonders charakteristisch. Sein Leben lang hat er sich mit der Frage beschäftigt, wie der Mensch zum Glauben an Gott kommt. Schon im »Unterricht der Visitatoren« hatte er seine Auffassung darüber vorgelegt. Erst recht arbeitete er an diesem großen Thema nach Luthers Tode. Wie er in seinem Brief an Hieronymus Baumgartner in Nürnberg vom 12. März 1548 schreibt, hatten die Beschlüsse des Konzils von Trient über das Sakrament der Buße ihn veranlaßt, sich erneut mit dieser Frage zu befassen. Über das Thema der Bekehrung hielt er in demselben Jahre Vorlesungen und ließ auch die Studenten darüber disputieren. Im Jahre 1549 erschien sein Buch De poenitentia, dem im folgenden Jahre eine deutsche Übersetzung folgte. Diese wird von uns in vollem Wortlaut wiedergegeben außer der Vorrede, die Melanchthons Auseinandersetzung mit Flacius Illyricus enthält.

Von der Buße

Es ist durch Gottes Gnade in unseren Kirchen vornehmlich die Lehre von der Buße klar und deutlich gelehrt worden, wie denn auch solches hoch vonnöten ist, daß dies Stück christlicher Lehre in den Kirchen allen Menschen sehr wohl bekannt sei, weil sie die ganze Summe des heiligen Evangeliums in sich begreift und uns die vornehmsten Wohltaten unseres Heilandes anzeigt. Ja, gleichwie diese Lehre von der Buße ein Anfang der Kirche gewesen ist, als Gott Adam und Eva im Paradies wieder zu Gnaden aufgenommen hat, so soll sie allezeit bis an der Welt Ende in der christlichen Kirche erhalten und gelehrt werden.

Die Summe dieser Lehre ist leicht zu verstehen, wenn man das erste Exempel Adams und Evas nach dem Fall ansieht und betrachtet[1]. Erstens sind Adam und Eva schrecklich wegen der Sünden angeklagt, und es ist ohne Zweifel wahr, daß die menschliche Natur grausam erschrickt und erheben muß, wenn Gott die Sünde in uns straft und anklagt.

Also ist zuerst zur selben Zeit in unseren ersten Eltern Reue und Leid über die Sünde gewesen. Und was Contritio, das ist Reue und Leid wider die Sünde, sei und wie sie geschehe, kann man aus diesem Exempel auch lernen. Daneben ist in ihnen auch Bekenntnis der Sünde, denn wir müssen gewiß vor Gott bekennen, daß wir gesündigt haben und daß wir von ihm recht und billig gestraft werden.

Danach, da Gott die Verheißung im Paradies tut[2], werden Adam und Eva wieder in Gnaden aufgenommen. Das ist nun die Absolution und Lossprechung von den Sünden, nach welchen in ihnen der Glaube angezündet wird, durch welchen sie erkennen, daß sie aus Gottes Barmherzigkeit wegen des verheißenen Samens zu Gnaden angenommen werden, und empfinden in ihren Herzen Trost und fangen einen neuen Gehorsam und neues Leben an, welches alsdann Gott gefällig ist.

Also ist in ihnen rechte Conversio und Bekehrung zu Gott geschehen. Es werden ihnen auch Strafen auferlegt, nämlich der Tod und anderes Elend in diesem Leben. Denn Gott legt auf, wiewohl er nachläßt die Schuld und wegnimmt den ewigen Tod, um uns an seinen Zorn zu erinnern, dem ganzen menschlichen Geschlecht den Tod und viel großes Elend und Trübsal in diesem sterblichen Leben zu tragen.

Aber in diesen Strafen wird der Kirche dennoch Trost verheißen, als da Gott selbst Adam und Eva Schafsfelle anzieht[3], durch welches Zeichen angezeigt worden ist, daß Gott unseren sündigen Leib mit dem Lamm Christus, welcher für dieselbigen genugtun sollte, bekleiden und zudecken wollte, und in uns ein neues Leben anrichtet, das ihm gefällig ist.

Diese Historien oft zu betrachten, ist sehr nützlich, denn wir werden durch dieses Exempel an alle Stücke erinnert, die zur rechten Buße oder Bekehrung gehören. Danach lernen wir auch, daß da erstlich das Predigtamt angefangen ist, in welchem stets die Sünde gestraft und die Vergebung der Sünde um des Sohnes Gottes Jesu Christi willen verkündigt werden muß.

Es ist aber nicht allein zu unseren Zeiten von den Mönchen die Lehre von der Buße durch mancherlei falsches Verständnis verdunkelt worden, sondern sie ist lange von altersher durch die Canones Satisfactionum, d.h. durch die erdichtete, vergebliche, lügenhafte Genugtuung verblendet, dadurch die Päpste gelehrt haben, Vergebung der Sünden mit unseren Werken, Wallfahrten usw. zu verdienen. Später sind noch gröbere Irrtümer und viele verwirrte Fragen dazugekommen, und haben Prediger und Scribenten von diesem rechten wahrhaftigen Glauben, durch den man Vergebung empfangen muß, gar keine Meldung getan. Ja, sie haben öffentlich dagegen gelehrt, durch eigene Werke Vergebung zu suchen und gleichwohl für und für in ewigem Zweifel zu bleiben und zu zappeln.

Darum liegt es am Tage, daß es noch vonnöten ist, die Lehre von der Buße recht zu lehren, welche in der Kirche, wie anfangs gesagt ist, recht erklärt und von allen Menschen in täglicher Anrufung betrachtet werden soll. Sie ist auch durch Gottes Gnade recht und treulich in unseren Kirchen gelehrt. Wie ich es in den Loci[4] zusammengefaßt habe, so lasse ich es bleiben.

Weil aber das Konzil in Bologna[5] von allen Stücken, die zur Bekehrung gehören, Dekrete gemacht hat, von denen einige öffentliche Lüge und Irrtum sind, will ich kürzlich von allen Ständen sagen, nicht daß ich neue Disputationen anrichten wollte, sondern damit diese Lehre klarer verstanden werde.

Von der Contritio, das ist von der Reue und dem Leid über die Sünde

Ich will hier im Anfang die Fragen von den Ursachen, durch die die Reue erregt wird, fahren lassen, sondern wenn in einem Menschen rechter und nicht erdichteter Schrecken und Wehklagen über die Sünde ist und er vor Gottes Zorn über die Sünde erschrickt und es kommt der Glaube dazu, der durch diesen großen Schrecken veruracht, daß der Mensch Zuflucht zu Gott sucht und ihn um Vergebung der Sünden bittet, so ist das wahrhaftige Reue. Die Ursachen, die das Herz bewegen, müssen dazu kommen, nämlich Gottes Wort, das die Sünde in uns straft, und Gott, der in uns durch dieses Wort Furcht erregt, danach unser Wille und das Herz, das ernstlich erschrickt und trauert, daß es gegen Gott getan hat. Solches Leid, sage ich, ist vonnöten, wie denn auch geschrieben steht 2. Kor. 7 [9]: »Ihr seid betrübt worden zur Reue.« Jes. 66 [2]: »Ich sehe auf den Elenden und der zerbrochenen Geistes ist und der sich fürchtet vor meinem Wort.« Ezech. 20 [43]: »Daselbst werdet ihr gedenken an euer Wesen und an all euer Tun, in dem ihr verunreinigt seid, und werdet Mißfallen haben an all eurer Bosheit, die ihr getan habt.«

Obwohl die Menschen nicht alle zugleich mit einer äußerlichen Weise berufen werden, wie Zachäus anders berufen wird als Paulus und Manasse anders als die Sünderin, Luk. 7, dennoch müssen in allen Menschen Schrecken und Schmerzen entstehen[6]. Es wird manches untereinander vermischt, was eigentlich zu unterscheiden nötig ist. Wie denn ein Teil disputiert hat von der Liebe zur Gerechtigkeit und von der Furcht vor Strafe. Ja, es ist Gottes Wille, daß man die Strafe fürchten soll und daß sie die Stimme Gottes sei, die da das ganze menschliche Geschlecht erinnere an den Zorn über die Sünde, wie denn die Verfluchungen im Gesetz zeigen, die dieser beiden Ursachen wegen dem Gesetz beigegeben sind.

Erstlich, daß wir wissen, daß es ein Werk göttlicher Gerechtigkeit sei, uns große Strafen um unserer Sünde willen aufzuerlegen. Zum andern, daß wir lernen, das Kreuz sei eine Stimme des Gesetzes, die uns zur Buße mahnt.

Von diesen Strafen reden die Propheten überall in der Schrift. Wie David im Psalter sagt: »Wegen der Missetaten strafst du die Menschenkinder[7].« Gott trägt insbesondere großes Mißfallen über die, die in Sicherheit des Fleisches ohne Gottesfurcht leben, den Zorn Gottes über die Sünde nicht betrachten und in Eitelkeit ihres Sinnes wandeln im Vertrauen auf ihre eigene Weisheit, Gerechtigkeit und Gewalt. Wie Paulus zu den Ephesern sagt, daß die Gottlosen ruchlos sind, d.i. daß sie ohne alle Reue und Betrübnis leben[8]. Jeremias spricht auch so: sie wollen sich nicht schämen.

Deshalb sollen wir wissen, daß solches sichere Leben Gott nicht gefällt. Daher hat Gott seine Kirche vor allem dem Kreuz unterworfen, daß in der Kirche sein Zorn über die Sünde erkannt werden soll, da die Welt denselben verachtet. Diese Lehre von rechter Reue und vom Leid über die Sünde ist klar genug zu verstehen, denn ich rede von den rechten inneren Schmerzen, die man fühlt. Diese sind in einem heftiger als im andern, wie Hiskia sagt: »Gleichwie ein Löwe hat er mein Gebein zerbrochen[9]

Außerdem muß man die Leute erinnern, daß sie den Unterschied lernen zwischen der Reue, die ohne Glauben ist, und der Reue, die mit Glauben geschieht. Judas hat eine andere Reue über seine Sünde als Petrus. Die Reue ohne Glauben, die man lateinisch den timor servilis nennt, ist ein Schrecken und eine grausame Flucht vor Gott ohne Glauben. Die Reue aber, bei der der Glaube ist, die man den timor filialis nennt, geschieht, wenn zum Schrecken der Glaube kommt. Damit fängt unser Herz an, sich zu Gott zu bekehren, und es wird in uns der Anfang des Glaubens und der Hoffnung entzündet, da unterwirft sich das Herz Gott und preist seine Gerechtigkeit. Wie geschrieben steht: »Du, Herr, bist gerecht, wir aber müssen uns schämen[10]

Weiter ist es nötig, in der Mönchslehre von der Reue zwei Stücke zu strafen. Erstens, daß sie eine Reue suchen, die für die Sünde genugtue. Zum andern, daß sie dazu eine teuflische Lüge erdichten, als sollte durch solche Reue der Mensch Vergebung der Sünden verdienen, schweigen aber daneben still vom Glauben, durch den wir Vergebung der Sünden um unseres Mittlers Jesu Christi willen empfangen und annehmen. Das sind schreckliche Irrtümer. Denn was ist das, daß man die Reue suchen will, die genug sei, Gottes Zorn zu stillen? Es kann doch kein Schmerz einer Kreatur auf Erden, er sei so groß er immer wolle, dem Zorn Gottes gleich sein, wie geschrieben steht: »Gott ist ein verzehrend Feuer[11].« Es ist unmöglich, damit die Sünde zu bezahlen. Je größer das Leid und die Schmerzen ohne Glauben werden, desto tiefer werden die Herzen in Tod und ewiges Verderben versenkt. Darum ist es hoch vonnöten, die großen Irrtümer zu strafen.

Zum andern ist ihre große Blindheit zu beklagen, daß sie sagen, solche Reue verdiene Vergebung der Sünden. Sie eignen unsern Werken die Ehre zu, die dem Sohne Gottes gebührt, wo doch Paulus uns oft das Wörtlein »aus Gnaden« vorhält, mit welchem er nicht ausschließt – wie denn oft davon die Rede ist – die Reue oder andere Tugenden, auch nicht die Gedanken an den Zorn Gottes und die Verheißungen, sondern die Zuversicht auf unsere Tugenden und das Vertrauen auf unser Verdienst.

Danach haben sie die Leute in eine große Finsternis geführt, daß sie nicht nur in der Lehre von der Buße nichts vom Glauben sagen, sondern unverschämt leugnen, daß solcher Glaube nötig sei, in dem ich glaube, daß mir meine Sünden um des Mittlers Jesu Christi willen vergeben werden und ich mir dadurch die Verheißung selbst zueignen soll. Sie lassen auch die Gewissen in stetigem Zweifeln, denn sie sagen: Du kannst nicht wissen, ob du genugsam Reue und Leid über deine Sünde gehabt hast, daher mußt du allzeit zweifeln, ob dir deine Sünden vergeben sind. Diese Gedanken sind ganz heidnisch.

Wir aber sollen gegen diesen Irrtum die Lehre des heiligen Evangeliums halten, nämlich, daß man Reue haben muß, d.i. herzliches Erschrecken und Leid über die Sünde, das Gottes Zorn betrachtet, welche in einem heftiger sind als im andern. Aber die Vergebung der Sünden hängt nicht an solcher Reue, sondern es muß der Glaube dazukommen, durch den du glaubst, daß dir deine Sünden aus Gnaden vergeben werden um des Mittlers willen. Von diesem Glauben sagt Paulus: »Nachdem wir gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott[12].« Wo dieser Glaube und dieses Vertrauen auf den Sohn Gottes in uns nicht angezündet wird, da kehrt sich unser Herz nicht zum Sohn Gottes, hält ihn auch nicht für einen Versöhner.

Hier muß jeder den Sohn Gottes erkennen, ihm allein die Ehre gehen, daß er ihn für seinen Versöhner, Fürbitter und Hohenpriester halte. Diese Ehre geben ihm nicht die Teufel, welche auch wohl wissen, daß in der Schrift von Vergebung der Sünden viel geredet ist, glauben aber nicht, daß ihnen dieselbe große Gnade zugesagt sei, wie sie auch ihnen nicht gehört.

Darum, solange der Mensch bei sich denkt, die Sünden werden andern und nicht ihm selbst vergeben, gibt er dem Sohn Gottes nicht die rechte Ehre und hat die Verheißung noch nicht angenommen.

Deshalb soll in der Kirche der Unterschied von Evangelium und Gesetz jedem wohl bekannt sein und sollen alle Menschen wissen, daß die Verheißung im Evangelium allen und jedem angeboten wird. Diese zeigt den Mittler, Gottes Sohn, und verheißt allen und jedem Vergebung der Sünde aus Gnaden um desselben Mittlers willen. Wir sollen auch wissen, daß es Gottes Gebot ist, daß wir den Sohn Gottes hören, ihm als dem rechten Versöhner die Ehre geben und die Verheißung mit starkem Glauben in unser Herz schließen.

Wenn wir nun so unser Gewissen und Herz mit Betrachtung der Verheißung stärken, so wird in uns der Glaube angezündet. Die Ursachen, welche solchen Glauben in uns erregen, sind: Die Stimme des Evangeliums und der Heilige Geist, unser Wille, der solcher Gnade und dem heiligen Geist nicht widerstrebt, sondern die Verheißung und den Trost annimmt und einwilligt, weil der Heilige Geist unserer Schwachheit aufhilft. Mit diesem Glauben halte dein Herz fest, daß Gott nicht allein andern, sondern dir selbst um des Mittlers Jesu Christi willen aus Gnade deine Sünde vergibt.

Wenn dieser Glaube zur Reue und zum Schrecken kommt, so wird da die Reue eine rechte gottwohlgefällige Demut und ein Opfer. Psalm 50 [19]: »Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein geängsteter Geist. Ein geängstet und zerschlagen Herz wirst du, Gott, nicht verachten.« Unser Herz zürnt alsdann über die Sünde und klagt, daß es wider Gott und seinen Nächsten gehandelt hat, klagt, daß wir zum Ärgernis Ursache gegeben haben, trauert auch darüber, daß der Heilige Geist in vielem betrübt ist, und daß durch unsere Sünde die Strafen verursacht sind, beweint, daß durch solche Strafen in vielem rechte Anrufung und Gottesdienst verhindert werden. In Summa sind unzählige Ursachen großen Schmerzes in einem solchen christlichen Herzen: es bekennt, daß Gott billigerweise zürnt, und bittet um Vergebung der Sünden. Wenn dann das Herz durch Glauben getröstet wird und glaubt, daß die Sünden um Christi willen vergeben werden, so hat es gewiß Vergebung und ist wiederum in Gottes Gnaden gottgefällig und gerecht.

In diesem Trost wird uns gewiß der Heilige Geist gegeben und der Gehorsam in uns angefangen. Das ist: unser Wille und unser Herz haben alsdann einen guten Vorsatz. Nachdem es Gottes Gnade erkannt hat, fängt es an, Gott zu lieben, ruft ihn an und flieht ihn nicht, wie Kain, Saul und andere tun.

Bisher habe ich gesagt, wie die rechte Reue und Bekehrung in einem Menschen geschehe, nämlich, wenn diese Veränderung in uns geschehen ist: Erstens entsteht in uns die Reue, wenn unsere Herzen vor Gottes Zorn erschrecken und haben Leid über die Sünde. Danach empfangen wir den Trost, wenn wir mit dem Glauben die Verheißung annehmen, und unsere Herzen fangen an, sich auf Gott zu verlassen um des Mittlers willen, und beginnen wiederum Gehorsam und Hoffnung des ewigen Lebens zu haben.

Daß solches in einem Menschen so geschehe, zeigen die täglichen Beispiele aller Heiligen in der Kirche, deren Zeugnis nicht zu verachten ist. Als David erschrak, sagte er zuerst: »Ich habe gegen den Herrn gesündigt[13].« Danach empfängt er Trost, weil der Prophet ihn absolviert und ledig spricht von seinen Sünden: »Du wirst nicht sterben. Der Herr hat deine Sünde weggenommen.« Ebenso Jesaja 38: Der König Hiskia beschreibt ein rechtes Erbarmen, da er sagt: »Gleichwie ein Löwe hat er mein Gebein zerbrochen.« Und danach beschreibt er auch den Trost: »Du wirfst all meine Sünde zurück.« Desgleichen beweisen auch die Schriften der Väter, Augustins, Bernhards und anderer. S. Bernhard hat eine lange Predigt, in der er lehrt, daß Reue und Glaube beisammen sein müssen. Es soll ein jeder in seiner Angst sprechen: Wenn mich der Hölle Schrecken überfällt, so soll ich an Gottes Barmherzigkeit gleichwohl Trost und Erquickung empfangen, nämlich durch das Vertrauen, welches gewiß Gnade erlangt, wenn es zum Schrecken kommt[14]. So reden auch die Propheten und Apostel von rechter Bekehrung. Paulus an die Kolosser tut die Tötung des alten und Erquickung des neuen Menschen zusammen[15]. Es ist sehr nützlich, die Jugend zu erinnern, daß diese Worte eigentlich von rechter Bekehrung gegenüber Gott zu verstehen sind und nicht von der Heuchelei der Mönche, von Menschensatzungen und erdichteten Übungen, die sie fälschlich Tötung fleischlicher Lüste nennen.

Sankt Paulus redet von rechter Reue, danach vom Glauben, durch den wir Trost empfangen, und sagt: »Ihr seid auferstanden durch den Glauben, den Gott wirkt, welcher euch mit Christus von den Toten auferweckt hat[16].« Hernach malt er beide Sentenzen mit schönen Figuren aus: »der uns alle unsere Sünde geschenkt und die Handschrift, die wider uns durchs Gesetz gegeben war, getilgt hat[17].« Alsdann sehen wir aber zu allererst, daß unsere Handschrift uns in unseren Herzen entgegen ist. Wenn wir in rechtem Schrecken bekennen, daß wir gesündigt haben, und geben uns schuldig vor Gott, so ist das von der Reue gesagt. Das andere, was folgt, gehört zum Glauben. Wenn er spricht: Unsere Handschrift wird ausgetilgt, weil sie an das Kreuz geheftet ist, so heißt das: Sie wird um des Mittlers willen, welcher dafür genuggetan hat, uns aus Gnaden geschenkt.

Diese Lehre und Erklärung von rechter Bekehrung ist einfach und wahrhaftig und zum Lernen sehr nötig und nützlich, damit wir die Meinung des Paulus recht verstehen, danach auch, daß wir ein Zeugnis haben von diesen beiden Veränderungen im Menschen, von Tötung und Erquickung, d.i. von Reue und Trost, welches durch den Glauben geschieht, durch welchen wir um unseres Mittlers Jesu Christi willen Vergebung der Sünden erlangen.

Bisher habe ich gesagt, was man aus der Lehre von der rechten Reue lernen und behalten soll und was daran zu strafen sei, habe auch gesagt, daß die Lehre des Glaubens, durch den du glaubst, daß dir deine Sünden vergeben werden, dabei sein muß. Da aber dieses unser Verständnis und diese Lehre von der Buße die Stimme des heiligen Evangeliums ist, die vom Anfang der Bekehrung Adams und Evas in der Kirche gewesen ist, und in unserer Auslegung nichts verdunkelt oder verwirkt ist, kann jeder wohl von den falschen und unrechten Dekreten der Konzilien urteilen, die neulich zu Trient und Bologna gehalten wurden. Damit es aber offenbar sei, daß wir nicht wider die wahrhaftige Kirche streiten, berufe ich mich auf das Urteil gottesfürchtiger und erfahrener Christen.

Von der Beichte

In diesem Stück ist es nötig, erstens der Jugend die alten Gewohnheiten in der Kirche und Worte, die von der Kirche in dieser Sache gebraucht werden, zu erklären. Vor Zeiten herrschte in der Kirche diese Gewohnheit: Man hat offenbare Sünder in der Kirche ohne vorhergehende Anzeige ihrer Besserung nicht noch einmal aufgenommen. Dazu sind ordentliche Zeremonien aufgestellt und gehalten worden, die man publica poenitentia, d.i. öffentliche Buße, genannt hat.

Es stand ein Totschläger oder öffentlicher Ehebrecher vor seinem Bischof und bekannte seine Sünde, damit der Bischof nach solchem Bekenntnis ihm eine Strafe auferlegen könnte. Dieser menschlichen Strafe hat man den prächtigen Namen gegeben: Genugtuung oder Satisfactio. Die Kirchenordnung hat bei den Alten zuerst guten Grund gehabt. Denn solche Disziplin und Zucht ist darum aufgerichtet worden, teils damit man hierdurch inne wurde, ob die Leute einen ernstlichen Vorsatz hätten, sich zu bessern, teils auch, damit die anderen durch solches Beispiel erinnert wurden und sich mit größerem Fleiß vor Sünden hüteten. Und zu der Zeit sind diese groben Lügen noch nicht erdichtet worden, nämlich daß durch solches Schauspiel der Mensch Vergebung der Sünden verdient, sondern sind später von Ungelehrten im Widerspruch zu Gottes Wort drangehängt worden. Dafür sind mehrere Zeremonien von der Genugtuung für die Sünde fälschlich erfunden worden.

Von dieser alten Gewohnheit her hat man die Beichte gedeutet und eine Aufzählung aller Sünden geheißen, nicht nur der öffentlichen, sondern auch der heimlichen. Die Alten hatten allein für öffentliche Laster solche Gewohnheiten gehabt. Dagegen haben die Päpste später unrechte, schädliche Dekrete gemacht, daß alle Sünden, die heimlichen wie die öffentlichen, gebeichtet werden sollen.

Es ist nötig, die Gewissen von dieser besonderen Aufzählung aller Sünden zu unterrichten. Deshalb wollen wir jetzt nicht von der alten Disziplin und von den öffentlichen Lastern reden. Denn es sind von Anbeginn der Welt an gewisse Bräuche und ihre Aufhebung für solche, die sich gebessert hatten, gewesen. Wollte Gott, daß zu unseren Zeiten der Bann und seine Aufhebung auch recht gehalten würden. Davon reden wir aber jetzt nicht, sondern geben eine Belehrung vom Trost der Gewissen. Gewiß ist dies eine wahrhaft christliche Lehre, daß insonderheit die Aufzählung der Sünden, vieler oder aller, nicht nötig sei. Sie ist in Gottes Wort nicht gegeben.

Es haben aber die Mönche weiter drei große Irrtümer erdichtet: Erstens, daß der Mensch durch solche Aufzählung Vergebung der Sünden verdiene wegen der Scham. Zum anderen, daß die Aufzählung darum nötig sei, daß man gleich Satisfaction auferlegen könnte. Zum dritten, daß die Vergebung an die Aufzählung gebunden sei und die Sünden ohne die Aufzählung nicht vergeben werden, denn diese Aufzählung aller oder vieler Sünden sei insonderheit von Gott geboten.

Diese drei falschen Meinungen verdunkeln die Ehre, die dem Sohne Gottes gebührt. Sie sind Stricke, durch die die Gewissen geängstigt und in Verzagtheit geführt werden, wenn sie für und für zweifeln, ob die Beichte rein genug sei und ob alle Sünden erzählt seien. Solcher Zweifel verhindert den Glauben und das rechte Anrufen und führt die Menschen in Verzagtheit oder heidnische Verachtung Gottes. Darum ist es hoch vonnöten, in der Kirche rechten und wahren Unterricht von diesen Stücken zu tun, damit die Wahrheit hell und klar scheine und die betrübten Gewissen durch solche Erkenntnis der Wahrheit getröstet und von ständigem Zweifel befreit werden könnten.

Es ist aber offen am Tage, daß die Einzelaufzählung aller und vieler Sünden in der heimlichen Beichte nirgends in der Schrift weder von Christus selbst noch von den Propheten und Aposteln geboten ist. Diese Einzelaufzählung ist den Menschen unmöglich. Denn es geschehen manche Übertretungen und Sünden, die wir nicht merken und an die wir nicht denken. Wie denn der 19. [13] Psalm sagt: »Wer kann merken, wie oft er fehlt?« Darum folgt daraus, daß man keineswegs die Gewissen beschweren soll mit der Einzelaufzählung aller oder vieler Sünden, noch lehren, daß die Vergebung an solche Aufzählung gebunden sei, denn die Vergebung geschieht aus Gnaden um Christi willen, nicht aus Verdienst unserer Aufzählung oder anderer Werke.

Die Sache bedarf keiner langen Disputation. Denn es ist offensichtlich, daß auch die alten Lehrer so halten und schreiben, daß die Einzelaufzählung nicht von Gott geboten sei. So schreibt Panormitanus[18] mit ausdrücklichen Worten, und Chrysostomus[19] spricht in der Auslegung des 50. Psalms: »Wenn du dich scheust, deine Sünden einem Menschen zu beichten, so beichte sie Gott täglich in deinem Herzen. Ich sage nicht, daß du sie deinem Nächsten bekennen sollst, damit er sie dir nicht vorwerfe, sondern du sollst sie Gott, deinem Herrn, der dir helfen kann, in deinem Herzen vortragen und bekennen.« Die Aufzählung der heimlichen Sünden ist in Griechenland in den Kirchen nicht geübt worden.

Ich will auch den unbegründeten Schein, den die Mönche zur Bestätigung ihrer Irrtümer vorbringen, nicht wiederholen, denn es wird in vielen anderen Schriften genug davon gesagt. Die Widersacher wissen selbst sehr wohl, daß sie Unrecht tun, blenden aber die Leute und bilden es ihnen daher so heftig ein, um dadurch ihre Gewalt zu stärken und zu erhalten.

Gleichwohl sollen alle Menschen den Dienst des Evangeliums und die Stimme der besonderen oder privaten Absolution hoch und wert halten und diese Privatabsolution suchen und in rechter Demut und Zucht darum beten. Denn der Sohn Gottes hat klar gesprochen: »Wem ihr die Sünden vergebt, dem sollen sie vergeben sein[20].« Diese Worte sind nicht nur von der allgemeinen Vergebung gesprochen, die vielen zugleich zugesprochen wird, sondern gewiß von der Vergebung, die einem allein geschieht, nämlich also: Auf Befehl des Sohnes Gottes verkündige ich dir die Stimme des heiligen Evangeliums, das dir deine Sünde vergibt und sagt, daß Gott selbst dir deine Sünde um seines lieben Sohnes, unseres Herrn Jesu Christi, willen, der für uns gestorben und auferstanden ist, aus Gnaden schenkt. Und ich befehle dir, daß du das Sterben des Sohnes Gottes nicht verachtest, welches für dich und alle glaubenden Herzen ein Opfer vor Gott geworden ist, das den Zorn Gottes des Vaters versöhnt und gestillt hat, sondern trau auf die Verheißung des heiligen Evangeliums, daß dich Gott in Gnaden aufgenommen hat. Wenn du glaubst, werden deine Sünden dir selbst um dieses Mittlers willen vergeben, der mit seinem Leiden und Sterben dafür genuggetan hat.

Wir sollen auch wissen, daß diese Absolution keine menschliche Satzung, sondern gewißlich die Stimme des heiligen Evangeliums ist. Und wie David eine große Sünde getan hätte, wenn er nicht geglaubt hätte der Stimme des Propheten: »Der Herr hat deine Sünde weggenommen[21]!«, also sollen wir wissen, daß alle diejenigen heftig sündigen, die in Schrecken und Reue der Absolution nicht glauben wollen und den Trost von der Vergebung der Sünden nicht annehmen und keine rechte Anrufung, Glauben und Hoffnung auf Gottes Gnade haben.

Hier ist auch nötig, die verführerische Lehre der Mönche zu strafen, wenn sie sagen, die Absolution sei nichtig und vergeblich, wenn nicht zuvor genugsam Reue geschehen ist. Es sollen aber alle Christen lernen, daß Reue und Bekehrung geschehen sollen. Wie bei Ezechiel [33, 11] steht: »So wahr ich lebe, ich will nicht den Tod des Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe.« Darum muß in uns Schrecken vor Gottes Zorn sein. Reue ist in einem größer als im anderen. Gleichwohl muß ein guter Vorsatz bei allen sein. Wenn nun solcher Anfang in uns ist, Reue und Glaube und guter Vorsatz, so sollst du bestimmt schließen, daß die Absolution kräftig ist. Der Glaube sieht nicht auf unsere eigene Würdigkeit, sondern empfängt Vergebung, Gnade und Heiligen Geist um Christi willen.

Wie sonst oft gesagt worden ist, soll man keineswegs die private Absolution abtun, denn Christus redet Matth. 18 [21] auch von einer besonderen Person; als Petrus fragt: »Wie oft soll ich meinem Bruder vergeben – siebenmal?« Da antwortete Jesus: »Ich sage nicht siebenmal, sondern siebenzigmal siebenmal.« Diese Sentenz soll recht vom Dienst der Absolution verstanden werden.

Weiter sollen uns diese wichtigsten Ursachen bewegen, daß wir die Privatabsolution gern zu erhalten helfen, nämlich zuerst, daß sie das rechte eigentliche Verhältnis des Evangeliums erhalten hilft, denn solche Zeremonien sind Erinnerungen und Zeugnisse davon, daß das Evangelium Vergehung der Sünden verkündigt.

Zum andern ist sie auch ein Zeugnis dafür, daß diejenigen, die nach der Taufe gefallen sind, doch bekehrt werden können. Nach geschehener Bekehrung sollen sie wieder in die Kirche aufgenommen und absolviert werden. So werden sie Erben des ewigen Lebens. Diese Ursachen sollen gottesfürchtige Herzen bewegen, daß sie die Privatabsolution aufrechterhalten und ihr Beispiel stärken helfen.

So man diese Privatabsolution sucht, soll man nicht trotzig dazu laufen, sondern wenn das Herz betrübt ist und wenn man vor Gott bekennt, daß wir strafwürdig sind, dann steht uns auch solche Demut zu, daß der Mund insgemein bekenne, daß uns herzlich leid sei, daß wir Gott erzürnt und die Kirche durch Ärgernis beleidigt und Ursache gegeben haben zu größeren Strafen.

Warum willst du, grober, stolzer Mensch, nicht solches mit Tränen und mit dem Munde insgemein bekennen, daß man auch ein Zeichen der Bekehrung an dir sehen kann? Von dieser allgemeinen Beichte oder Klage redet Matthäus im dritten Kapitel [6]: »Und sie bekannten ihre Sünden.« Ebenso Nehemia im neunten Kapitel [2]: »Und sie standen vor dem Tempel und bekannten ihre Sünden« usw. Das ist, sie klagten, daß sie Gott erzürnt hatten, und bekannten, daß sie Strafe verdient hatten. Sie gaben Gott die gebührende Ehre, daß Gott gerecht ist und wahrhaftig zürnt über die Sünde. Dabei aber priesen sie auch die Barmherzigkeit und trösteten sich mit der Verheißung und mit dem Glauben, daß sie wieder in Gnaden angenommen waren, und ehrten ihn mit Anrufung, Danksagung und anderen guten Werken.

Von der Genugtuung

Als drittes Stück der Buße nennen die Mönche die Satisfactio canonica, die vorzeiten ein öffentliches Schauspiel gewesen ist. In diesem standen diejenigen, die Buße taten, an einem bestimmten Platz und fasteten einige Tage und Monate zuvor, ehe sie die Absolution empfingen. Sie wurden öffentlich dem Volke gezeigt als Sünder, auf die man sehe, ob ihr Bekenntnis auch ernst wäre. Ebenso sollten andere durch diese Schande erinnert werden, sich desto fleißiger vor öffentlichen Lastern zu hüten.

Diese Zeremonien haben vorzeiten bestimmtes Maß und Ordnung gehabt. Sie sind nicht mit falscher Meinung zu verbinden, als seien sie Gottesdienst oder Bezahlung für die Sünden, sondern eine äußerliche Zucht, die anderen zum Beispiel dient.

Es ist gewiß wahr, wie man in den Historien sieht, daß diese Zeremonien des Bannes, mit denen der Mensch, der im Bann war, als öffentlicher Übeltäter gezeigt und dem Volk gewiesen wird, von unsern ersten Eltern herkommen. Denn solche Zeremonien sind seit Kains Zeiten gebräuchlich gewesen und sind auch bei den Heiden geblieben. Und wie von Kain geschrieben steht, daß er nach dem Totschlag ein besonderes Zeichen getragen habe, so ist es später für und für gehalten worden, daß man viele Totschläger gebannt und mit Kleidung, Essen und Trinken von anderen Leuten unterschieden hat. Sie haben auch solche Zeichen nicht eher ablegen dürfen, bis daß sie wieder von der Kirche als rein angenommen worden sind. Ohne Zweifel ist es wahr, wie gesagt, daß diese Zeremonien zu allen Zeiten mit großem Ernst gehalten worden sind.

Also ist Orestes in Griechenland umhergezogen und hat mit niemand Gemeinschaft gehabt im Essen und Trinken, bis er in einem Tempel freigesprochen worden ist, wie es die Gewohnheit war. Die Priester haben ihm also das Bannzeichen abgenommen.

Solcher Exempel liest man in den Historien sehr viele. So ist Adrastus im Bann gewesen, wie Herodot[22] schreibt, als er zu Kroesus kam und trug das Zeichen des Bannes. Weil nun diese alte Gewohnheit bei Juden und Heiden allgemein war, ist sie zur Erhaltung der Zucht in der Kirche auch im Brauch geblieben. Aber ungelehrte Leute haben bald falsche Meinungen dazu erdichtet und haben damit das Evangelium verdunkelt. Sie haben die Leute von Christus weg auf solche eigene Bezahlung gewiesen. Nachdem endlich solcher Strafen, Fasten und anderer Zeremonien zu viel geworden ist, hat man Linderung zugeben müssen. Diese Linderung derselben äußeren Strafen haben sie Satisfaktionen genannt. Also sind dieselben alten Zeremonien allmählich abgekommen, und ist nur der Name Satisfaktion übrig geblieben und von wenigen verstanden worden.

Obwohl aber die Mönche bekennen, daß die Genugtuung keine Vergebung der Schuld verdiene, haben sie doch eine Bezahlung daraus gemacht, nämlich für die ewige Strafe und für das Fegefeuer. Deshalb muß man nun acht geben darauf, was sie satisfactio canonica nennen. Satisfactio canonica ist es, wenn man Werke tut, die man nicht schuldig ist zu tun, d.h. die nicht von Gott befohlen sind, sondern die von Bischöfen oder Pfarrern auferlegt werden als Bezahlung für das Fegefeuer und andere Strafen in diesem Leben.

Nun bedenke ein freier Christ, von welchen Artikeln in diesem Stück nötig sei zu sagen, nämlich von der Gesetzeserfüllung, vom Unterschied der Werke, die Gott befohlen und nicht befohlen hat, von der Vergebung ewiger Strafen, vom Unterschied der Vergebung der Schuld und Vergebung zeitlicher Straf en, von Ursachen solcher Strafen und vom Kreuz, das der Kirche von Gott auferlegt ist usw. Von diesen Stücken muß hier recht das Volk unterrichtet und gelehrt werden.

Zum ersten ist es sehr nötig, ewig dieses Verständnis und den Glauben zu behalten, daß die Schuld und ewiger Zorn und ewige Strafe zugleich und miteinander weggenommen werden, und daß es eine einzige Vergebung ist, die Vergebung der Schuld und Vergebung ewiger Strafe und ewigen Zorns. Diese Vergebung ist allein durch den Sohn Gottes verdient. Wir sollen auch wissen, daß die Schuld und ewige Strafe zugleich aufgehoben und vergeben werden kann ohne unser Verdienst um des Mittlers Jesu Christi willen, nicht wegen unserer Satisfaktion. Wie Hosea 13 [14] steht: »Tod, ich will dein Gift sein, Hölle, ich will deine Plage sein.« Und Paulus sagt in der ersten Epistel an die Korinther 15 [56]: »Der Stachel des Todes ist die Sünde, und die Kraft der Sünde ist das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg verleiht durch Jesus Christus, unsern Herrn.« Deshalb sollen wir fest glauben, daß durch den Glauben um des Mittlers willen zugleich die Schuld vergeben und die ewige Strafe aus Gnaden ohne all unser Verdienst und ohne diese Satisfaction, die canonica genannt wird, weggenommen wird.

Damit sollen wir uns stets trösten und nicht den Glauben umstoßen und eigene Genugtuung suchen, die zu schwach ist im Vergleich zum großen Verdienst Christi, sondern sollen das Opfer Christi betrachten und wissen, daß durch dieses einzige Opferblut die Schuld bezahlt, die ewigen Strafen aufgehoben seien und der Gerechtigkeit Gottes genug geschehen sei. Wie denn Johannes spricht: »Derselbe ist die Versöhnung für unsere Sünden, nicht allein aber für unsere, sondern auch für die der ganzen Welt[23].« Und Paulus sagt zu den Kolossern [2, 15], da er das Leiden Christi und seinen Triumph beschreibt, daß er gesiegt habe und habe den Fürstentümern und Gewaltigen die Macht genommen und sie als ein Schauspiel umhergeführt öffentlich und einen Triumph aus ihnen gemacht durch sich selbst. Die Ehre dieses Siegers sollen wir nicht mit unserer Bezahlung verdunkeln, sondern festiglich den Trost behalten, wie Paulus sagt: »So wir gerecht geworden sind, haben wir Frieden mit Gott[24]«, das ist: Der Zorn Gottes ist gewiß durch den Mittler Jesus Christus versöhnt worden, und wir sind vom Tod und ewigen Strafen, in die wir gefallen waren, durch denselben Mittler erlöst worden. Daraus kann man nun sehen, wie großen Zorn Gottes diejenigen auf sich ziehen, welche die Gewissen mit erdichteter und unbegründeter Meinung der Mönche von der Satisfaktion beschweren und irre machen.

Zum andern sind noch viel offensichtliche Lügen in der Mönchslehre von der Satisfaktion, unter welcher auch die ist, daß sie meinen, Werke, die Gott nicht befohlen hat, sind Gottesdienst und verdienen Vergebung der Schuld und ewiger Strafen, als da sind: an einigen Tagen der Woche kein Fleisch essen, Wallfahrten machen – und im Kloster leben. Wider diesen Irrtum sollen wir die Regel Christi halten: »Vergeblich dienen sie mir mit Menschengeboten[25].« Dieses eine Zeugnis ist stark genug, die Satisfaktion umzustoßen, von der die Mönche reden. Solches ist mit großem Fleiß zu tun. Denn die Satisfaktionen haben die Menschensatzungen sehr gehäuft und haben dazu geholfen, diese falsche Lehre zu stärken, die Werke, die Gott nicht geboten hat, seien Gottesdienste.

Rechter Gottesdienst heißt ein von Gott gebotenes Werk, das in Erkenntnis und im Glauben an den Sohn Gottes geschieht, da durch Werke Gott vornehmlich geehrt wird. Nun wäre hier noch zu sagen, was die Mönche von der Erfüllung des Gesetzes gelehrt haben, ich will es jetzt aber fahren lassen, denn es ist sonst oft davon gesagt.

Zum dritten: Obwohl es gewiß wahr ist, daß Vergehung ewiger Strafen und Vergebung der Schuld zugleich geschieht, so ist es doch sehr nötig, den Unterschied zwischen Vergebung der Schuld und zeitlichen Strafen festzuhalten. Denn Gott hat die Kirche um vieler Ursachen willen unter das Kreuz gelegt, wie man täglich betrachten kann.

Die erste ist die allgemeine Strafe des ganzen Menschengeschlechts, denn nach Adams Fall ist das ganze menschliche Geschlecht unrein geworden und in Tod und mancherlei Elend gefallen. Das muß die Kirche mittragen helfen, denn es hängt viel Unreinigkeit und Sünde an unserer Natur, und die Kirche ist darum noch mit dem leiblichen Tode beladen, daß diese Unreinigkeit durch den leiblichen Tod ausgefegt werde und daß unser Elend uns eine Erinnerung an dieselbe Sünde sei.

Die andere Ursache ist die: Der Teufel hat großen Neid und Haß gegen den Sohn Gottes und seine Kirche. Darum rast und wütet er sehr in der Kirche, untersteht sich, viele zu verführen, erregt Ketzereien und bereitet Zwiespalt und Unfrieden. Von dieser Ursache steht im ersten Buch Mose [3, 15]: Die Schlange wird seine Ferse beißen.

Die dritte Ursache: Es sind einige sündliche Plagen Strafen besonderer wirklicher Sünden und offensichtlich böser Taten. Nach Davids Ehebruch und Totschlag folgten besondere Strafen, Aufruhr und Flucht aus dem Königreich. Manasse wird ins Elend weggeführt. Ebenso sagt Jeremias von der Zerstreuung des Volkes Israel und von der Zerstörung der Stadt Jerusalem im 22. Kapitel [8 f.]: »Es wird einer zum anderen sagen: Warum hat der Herr mit dieser großen Stadt so gehandelt? Und man wird antworten: Darum, weil sie den Bund ihres Gottes verlassen und andere Götter angebetet und diesen gedient hat.«

Micha Kapitel 7 [9] sagt: »Ich will des Herrn Zorn tragen, denn ich habe gegen ihn gesündigt.« Psalm 89 [33]: »Ich will ihre Sünden mit der Rute heimsuchen und ihre Missetat mit Plagen, aber meine Barmherzigkeit will ich nicht von ihnen abwenden.«

Die vierte Ursache ist: In einigen ist das Kreuz ein Zeugnis der rechten Lehre. Denn Jeremia, Johannes der Täufer und andere Heilige werden nicht wegen öffentlicher großer Laster umgebracht, sondern um mit ihren Leiden zu zeigen, daß sie so glaubten, wie sie gelehrt, und die Wahrheit höher als ihren Leib und ihr Leben geachtet haben.

Die fünfte Ursache: Dieses Kreuz ist ein Zeugnis eines anderen Lebens nach diesem Leben, denn wieviel Gott mit scheinbaren Wundern bewiesen hat, daß ihm Abel, Paulus und andere Wohlgefallen, und läßt sie doch trotzdem umbringen, so folgt daraus, daß ein anderes Gericht nach diesem Leben sein muß, in welchem Gott diesen Tod anrechnen und beurteilen wird.

Die sechste Ursache ist, daß wir dem Ebenbilde Christi durch solches Kreuz gleich werden, wie Römer 8: daß sie gleich sind dem Ebenbild des Sohnes Gottes.

Die siebente: Wenn in den Heiligen äußerlich keine groben Laster sind, so sind doch im Herzen noch viele böse Neigungen, Zweifel, Sicherheiten und manche irrigen Flammen dieser Sünde zu erkennen. Das Kreuz dient dazu, sie zu dämpfen. Wie der Psalmist sagt: »Herr, es ist mir gut, daß du mich gedemütigt hast[26]

Die achte: daß man sehe, daß die Heiligen allen Gehorsam erzeigen, nicht um ihres eigenen Nutzens willen, sondern damit Gott geehrt und sein Name gepriesen werde. Wie der Psalm sagt: »Dies alles ist über uns gekommen, und wir haben deiner doch nicht vergessen[27]

Die neunte: daß wir lernen, daß die Kirche nicht nach menschlichem Rat regiert, sondern von dem Sohne Gottes, der das Haupt der Kirche ist, gesammelt, beschützt und gehalten wird. Danach, daß man auch die Gegenwart und Hilfe des Sohnes Gottes sehe, der uns vor dem Teufel beschützt und die Oberhand hat. 2. Korinther 4 [7]: »Wir haben aber solchen Schatz in irdenen Gefäßen, auf daß die überschwengliche Kraft sei Gottes und nicht von uns.«

Da es viele Ursachen sind, warum Gott die Kirche dem Kreuz unterworfen hat, sollen wir nicht denken, daß alles Elend Strafen für Übertretungen sind, sondern lernen, daß es nicht gleiche Ursachen sind, warum David als Ehebrecher und Johannes der Täufer als Zeuge der Wahrheit leiden.

Einige Plagen sind Strafen, daß wir unserer Sünden halber leiden, wie David wegen des Ehebruchs und Totschlags aus dem Königreich vertrieben wird oder wenn man sonst einen Totschläger richtet. Obwohl diese Strafen groß sind, so verdienen sie doch nicht Vergebung der Schuld und ewiger Strafen, sondern sind Zeichen göttlichen Zorns wider die Sünde oder Zeugnis göttlicher Gerechtigkeit, wie heftig er über die Sünde zürne.

Einige Plagen sind nützliche Übungen, mit denen die Frommen im Zaum gehalten werden und durch die der Glaube gestärkt wird, wie Josephs Gefängnis. Etliche Plagen sind Zeugnis der Lehre und des unsterblichen Lebens nach diesem Leben, wie Abels, Jeremias, Paulus und anderer Märtyrer Tod. Bezahlung aber für die Sünde anderer ist allein der Tod und das Leiden des Sohnes Gottes, wie es denn von Christus selbst Matthäus 20 [28] genannt wird. Durch dieses Wort werden wir erinnert, daß wir den wichtigsten und wunderbaren göttlichen Rat von der Erlösung betrachten sollen und beides darin erkennen, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Daß er uns wegen der ernsten Fürbitte seines Sohnes gnädiglich wiederum annimmt, ist Barmherzigkeit. Daß er aber die Strafe und Bezahlung haben will, ist Gerechtigkeit. So sind Gerechtigkeit und Barmherzigkeit beisammen. Denn Gott ist gerecht und zürnt wahrhaft über die Sünde.

Darum hat Gott aus wunderbarem, unaussprechlichem Rat, der weit über aller Kreatur Weisheit ist, beschlossen, daß solcher Zorn auf den Sohn Gottes gelegt und das menschliche Geschlecht, welches solchen Zorn zu tragen viel zu schwach ist, um des Mittlers willen verschont werden sollte. Denn es, hat Gott entweder durch Gehorsam oder durch gleiche Strafen genug geschehen müssen.

Wie solche wunderbare Erlösung zugegangen ist, werden wir erst im ewigen Leben lernen. In diesem sterblichen Leben will Gott, daß wir mit dieser Weisheit anfangen, betrachten Gottes Gerechtigkeit und Zorn und suchen Trost an der großen Barmherzigkeit und dem Sohn Gottes.

Hierher gehört das alte Argument, das nützlich ist zu lernen: Gott ist nicht allein barmherzig, sondern auch gerecht. Darum vergibt er die Schuld nicht ohne Bezahlung und Genugtuung.

Darauf soll man also antworten: Es ist wahr, Gott hat uns die Schuld nicht vergeben ohne Bezahlung und Genugtuung, aber solche Genugtuung ist geschehen durch den einzigen Mittler, den Sohn Gottes. Wir sollen lernen, daß allein der Gehorsam Christi die Genugtuung und gleiche Bezahlung für unsere Sünden ist und ein Opfer, das den Zorn Gottes versöhnt hat. Wie Jesaja [53, 10] sagt: »Er wird seine Seele zum Opfer für die Sünde dargeben«, daß wir an dieses Opfer gedenken sollen und daneben den Zorn und die Barmherzigkeit betrachten, und soll diese Ehre keiner menschlichen Tugend oder guten Werken zugeeignet werden, als könnte durch dieselbe Bezahlung und Genugtuung für die Sünde geschehen.

Deshalb ist doch vonnöten, die falsche teuflische Meinung von den satisfactiones canonicae, die durch die große Verblendung der Mönche in die Kirche eingeführt worden sind, zu widerlegen. Es ist am Tage, daß es offenkundige Lügen sind, wenn sie sagen, die ewigen Strafen werden durch solche satisfactiones canonicae vergeben. Ebenso daß durch die Gewalt der Schlüssel die zeitlichen Strafen, die uns nicht allein von den Pfarrern, sondern von Gott um unserer Sünden willen auferlegt werden, nämlich Krankheit, Krieg, Armut und andere Plagen, aufgehoben und gelindert werden. So doch diese Strafen teils unserer Besserung halber, teils weil sie ein Zeugnis der Lehre sind, uns von Gott auferlegt werden, und nicht zur Gewalt der Schlüssel gehören noch auch von derselben auferlegt oder nachgelassen werden können.

Wiewohl ich aber alle Hilfsmittel und Argumente, mit denen sie ihren Lügen einen Schein machen, nicht erzählen will, will ich doch einige der wichtigsten Scheingründe vornehmen, damit die anderen danach leichter urteilen können.

Der erste Schein: Die Kirche tut recht, wenn sie befiehlt, daß man Linderung der Strafen suchen soll. Es ist aber gewißlich wahr, daß wegen guter Werke zeitliche Strafen gelindert werden. Darum tut die Kirche recht, wenn sie bestimmte Werke tun heißt.

Darauf soll man antworten: Es ist wahr, die Kirche tut recht, wenn sie Linderung der Strafen suchen heißt und den Weg dazu weist, nämlich solche Werke, die Gott geboten hat, und weist das Volk nicht auf die Heuchelei und andere Werke, die Gott nicht gefällig sind. Es ist auch wahr, daß unsere Strafen gnädig gelindert werden, wenn wir ernsthaft bekehrt werden und uns mit solchen Werken, die Gott geboten hat, bessern. Wie Jesaja [1, 18] sagt: »Wenn eure Sünden gleich blutrot sind, so sollen sie dennoch schneeweiß werden. Und wenn sie gleich sind wie Rosenfarbe, sollen sie dennoch wie Wolle werden.« Das ist: wenn ihr in großen Strafen sein werdet, wie ein Totschläger, den man richtet, mit seinem Blut befleckt ist, so wird Gott dennoch die Strafe lindern und das Blut abwaschen, nämlich durch das Leiden seines lieben Sohnes.

Ebenso: »Bekehrt euch zu mir, spricht der Herr, so will ich mich zu euch bekehren[28]

Dieser Anfang des neuen Gehorsams verdient Linderung der zeitlichen Strafen. Wenn man spricht: Die Kirche soll denen Wege dazu weisen, so folgt daraus nicht, daß sie neue Menschensatzungen erdichten soll, sondern sie soll uns die Stimme des Evangeliums vortragen: Bekehrt euch! und soll nicht aus ihrem Befehl hinaustreten.

Der andere Schein, der zur Verstärkung ihrer Lügen herangezogen wird, ist der Spruch Pauli: »Wenn wir uns selbst richteten, so würden wir nicht vom Herrn gerichtet[29].« Darum, wenn die Kirche zuvorkommt und bald straft, so schont Gott und sendet seine Strafe nicht. Antwort: Dieser Spruch Pauli redet von ganzer Bekehrung und von Werken, die von Gott geboten sind, nicht von heuchlerischer, von Menschen erdichteter Genugtuung. Es ist wahr, wenn wir mit rechter Bekehrung der göttlichen Strafe zuvorkommen, dann straft Gott desto gnädiger. Wie Joel [2, 13] spricht: »Bekehrt euch zu Gott, eurem Herrn, denn er ist gütig und es gereut ihn der Strafen.«

Wenn nun Paulus sagt: »Wenn wir uns seihst richteten« usw., so meint er die ganze Buße und Bekehrung eines Menschen zu Gott und redet nicht von Werken, die man nicht schuldig ist zu tun, von denen geschrieben steht: »Man dient mir vergeblich mit Menschengeboten.« Es ist auch gewiß wahr, daß ohne rechte Bekehrung Gott keine Werke gefallen. Denn Gott fordert von uns Gehorsam. Das ist rechte Furcht, rechter Glaube und Hoffnung, die auf Gottes Verheißung vertrauen und auf rechte Anrufung. Wie geschrieben steht Johannes 4 [24]: »Die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.«

Item im 50. Psalm: »Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein geängstigter Geist. Ein geängstigtes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten.« Es gelten vor Gott die Werke, in denen sie sich nicht bekehren, ebensoviel wie die der Baalspriester, die sich selbst blutig gemacht und verwundet hatten. Wie man auch von den Türken sagt, daß ihre Priester sich selbst aus großer Heuchelei verwunden. Diese Zeremonien gehören alle unter die Regel: »Vergeblich dienen sie mir mit Menschengeboten.«

Dies sei hier genug von der Satisfaktion gesagt, denn diese Lehre wird sonst an anderer Stelle zur Genüge erklärt. Es ist auch hoch vonnöten, diese Lehre von der Buße oft in den Kirchen zu lehren, daß sie von jedem wohl verstanden und in täglicher Anrufung betrachtet werde.

Denn in aller Anrufung erschrickt das Gewissen und zappelt. Ach, was hilft diese Anrufung, wenn doch Gott die Sünder nicht erhören will. Gegen diesen Schrecken muß man einen gewissen und festen Trost haben, nämlich, daß Gott solche Sünder nicht erhören will, die sich nicht bekehren und in bösem Gewissen verharren. Dagegen hat er aber diesen Eid geschworen, daß er alle, die sich bekehren und glauben, daß ihnen um des Herrn Christus willen aus Gnaden, nicht wegen eigener Verdienste und Genugtuung, ihre Sünden gewiß vergeben werden, gnädig und gewiß annimmt und erhört. Dieses Licht und dieser Trost müssen in der christlichen Kirche wohl bekannt sein und sobald es ausgelöscht wird, folgt heidnische und türkische Andacht, daß man Werke erdichtet für die Sünden, um mit ihnen genug zu tun, wie die Türken lehren. Wenn einer einen falschen Eid getan hat, so werde die Sünde durch diese Vergebung und Bezahlung weggenommen, wenn er zehn arme Menschen kleidet. Mit solchem Schein werden die Leute leicht betrogen.

Darum soll man solche falschen Meinungen mit großem Fleiß umstoßen und zugleich die Herzen zu rechter Bekehrung zu Gott ermahnen, welche ohne Zweifel von Gott Hilfe und Linderung zeitlicher Strafen, wie gesagt ist, erlangen und Gott für solches Licht der Lehre danken und daneben unsere Dankbarkeit mit Bekenntnis und Erhaltung rechter Lehre erzeigen.

Quelle: Klassiker des Protestantismus, Bd. 3: Reformatorische Verkündigung und Lebensordnung, hrsg. v. Robert Stupperich, Bremen: Schünemann (Sammlung Dieterich), 1963, S. 77-105.


[1] 1. Mos. 3, 8.

[2] 1. Mos. 3, 15.

[3] 1. Mos. 3, 21.

[4] Melanchthons Werke II, 2. S. 561.

[5] Die Fortsetzung des Konzils von Trient 1547 fand in Bologna statt. Vgl. Sess. VI. c. 14.

[6] Luk. 19; Apg. 9; 2 Chron. 33, 12; Luk. 7, 48.

[7] Ps. 39, 12.

[8] Eph. 4, 19.

[9] Jes. 38, 13.

[10] Dan. 9, 7.

[11] 5. Mos. 4, 24.

[12] Röm. 5, 1.

[13] 2. Sam. 12, 13.

[14] MSL 183, 822.

[15] Kol. 2, 11.

[16] Röm. 6, 4.

[17] Kol. 2, 14.

[18] Berühmter Kanonist, von Luther oft zitiert; vgl. WA 1, 656, 2, 10 u.ö.

[19] MSG 55, 581.

[20] Joh. 20, 23.

[21] 2. Sam. 12, 13.

[22] I, 34 f..

[23] 1. Joh. 2, 2.

[24] Röm. 5, 1.

[25] Matth. 15, 9.

[26] Ps. 119, 71.

[27] Ps. 44, 18.

[28] Sach. 1, 3.

[29] 1. Kor. 11, 31.

Hier der Text als pdf.

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