Rudolf Bohrens Predigt über Offenbarung 4-5 (nach dem Abwurf der ersten Atombombe auf Hiroshima am 6. August 1945): „Dieser Christus, der geschlachtete und siegreiche, er allein kann das Buch mit den sieben Siegeln öffnen, das heisst: ER ist der Herr der Weltgeschichte. Darum können wir einen Tag nicht mehr rechnen ohne IHN. Darum sind unsere Jahreszahlen alle ausgerichtet auf das Jahr seiner Geburt. Er allein kennt und lenkt die verborgene Fäden der Weltgeschichte. Er weiss auch, welchen Platz die Atombombe einnimmt in seinen Plänen.“

Da war Rudolf Bohren als 25-Jähriger noch kein halbes Jahr in die Gemeinschaft reformierter Prediger als Verbi Divini Minister (VDM) aufgenommen, als er noch dem Atombombenabwurf auf Hiroshima am Sonntag, den 12. August 1945 in Bern über Offenbarung 4 und 5 predigte:

Predigt über Offenbarung 4-5 (nach dem Abwurf der ersten Atombombe auf Hiroshima am 6. August 1945)

Von Rudolf Bohren

Liebe Gemeinde,

wir haben am letzten Sonntag über den kommenden Tag des Herrn, über die Wiederkunft Christi und das Ende der Welt gehört.

Nun ist am gleichen letzten Sonntag etwas geschehen, das uns wie ein Glockenzeichen aufruft und aufrüttelt; etwas ist geschehen, das uns auf den kommenden Tag des Herrn hinweist. Am letzten Sonntag erschien über der Stadt Hiroshima ein Flugzeug und warf eine winzige kleine Bombe ab.[1] Ein Licht leuchtete auf, zwölf mal stärker als das Licht der Sonne, ein Licht, das sofortige Erblindung zur Folge hat. Zwölf Kilometer hoch stieg die Rauchwolke. Eine Stadt von 300000 Einwohnern hat seit dem letzten Sonntag aufgehört zu existieren.

Die erste Atombombe ist eingeschlagen. Sie hat „Wunder“ gewirkt. Russland musste sich noch in den Krieg (gegen Japan) einschalten, und Japan hat ein Kapitulationsangebot gemacht. „Wunder“ der Atombombe. Mit dieser Erfindung ist etwas ganz Unerhörtes geschehen. Dem Menschen ist es gelungen, Atome zu zertrümmern, von Gott geschaffene Materie aufzulösen. Dem Menschen ist aufgetragen, sich die Erde untertan zu machen. Wahrlich, er hat diesen Auftrag heute in sehr weitgehendem Maße erfüllt. Menschlicher Fortschritt hat in den letzten Jahrzehnten ein unvorstellbares Tempo eingeschlagen. Die Welt ist reif zum Ende, das zur Katastrophe führt.

Die christliche Gemeinde ist aufgerufen, die Zeichen der Zeit zu verstehen. Die Zukunft ist dunkel. Wir wissen nicht, wie der Friede sein wird, und wann der 3. Krieg ausbrechen wird, von dem der amerikanische Präsident sagte, dass der Atombombenkrieg in Japan nur ein kleines Teilchen darstelle.

Darum ist es notwendig, dass wir uns von Gottes Wort her aufklären lassen über das Kommende, über die Katastrophen der Endzeit. Darum wollen wir die nächsten Sonntage einige Kapitel aus dem Buch der Offenbarung miteinander betrachten, dem letzten Buch der Bibel, das von den letzten Zeiten redet. Wir beginnen mit dem 4. Kapitel, weil da die Aussagen über die Endzeit beginnen.

Lesung von Kap. 4-5 aus der Offenbarung des Johannes (nach der Lutherbibel 1912):

4,1Darnach sah ich, und siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel; und die erste Stimme, die ich gehört hatte mit mir reden wie eine Posaune, die sprach: Steig her, ich will dir zeigen, was nach diesem geschehen soll. 2Und alsobald war ich im Geist. Und siehe, ein Stuhl war gesetzt im Himmel, und auf dem Stuhl saß einer; 3und der dasaß, war gleich anzusehen wie der Stein Jaspis und Sarder; und ein Regenbogen war um den Stuhl, gleich anzusehen wie ein Smaragd. 4Und um den Stuhl waren vierundzwanzig Stühle, und auf den Stühlen saßen vierundzwanzig Älteste, mit weißen Kleidern angetan, und hatten auf ihren Häuptern goldene Kronen. 5Und von dem Stuhl gingen aus Blitze, Donner und Stimmen; und sieben Fackeln mit Feuer brannten vor dem Stuhl, welches sind die sieben Geister Gottes. 6Und vor dem Stuhl war ein gläsernes Meer gleich dem Kristall, und mitten am Stuhl und um den Stuhl vier Tiere, voll Augen vorn und hinten. 7Und das erste Tier war gleich einem Löwen, und das andere Tier war gleich einem Kalbe, und das dritte hatte ein Antlitz wie ein Mensch, und das vierte Tier war gleich einem fliegenden Adler. 8Und ein jegliches der vier Tiere hatte sechs Flügel, und sie waren außenherum und inwendig voll Augen und hatten keine Ruhe Tag und Nacht und sprachen: Heilig, heilig, heilig ist Gott der Herr, der Allmächtige, der da war und der da ist und der da kommt! 9Und da die Tiere gaben Preis und Ehre und Dank dem, der da auf dem Stuhl saß, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, 10 fielen die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem, der auf dem Stuhl saß, und beteten an den, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, und warfen ihre Kronen vor den Stuhl und sprachen: 11Herr, du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Kraft; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen haben sie das Wesen und sind geschaffen.

5,1Und ich sah in der rechten Hand des, der auf dem Stuhl saß, ein Buch, beschrieben inwendig und auswendig, versiegelt mit sieben Siegeln. 2Und ich sah einen starken Engel, der rief aus mit großer Stimme: Wer ist würdig, das Buch aufzutun und seine Siegel zu brechen? 3Und niemand im Himmel noch auf Erden noch unter der Erde konnte das Buch auftun und hineinsehen. 4Und ich weinte sehr, daß niemand würdig erfunden ward, das Buch aufzutun und zu lesen noch hineinzusehen. 5Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe, der da ist vom Geschlecht Juda, die Wurzel Davids, aufzutun das Buch und zu brechen seine sieben Siegel. 6Und ich sah, und siehe, mitten zwischen dem Stuhl und den vier Tieren und zwischen den Ältesten stand ein Lamm, wie wenn es erwürgt wäre, und hatte sieben Hörner und sieben Augen, das sind die sieben Geister Gottes, gesandt in alle Lande. 7Und es kam und nahm das Buch aus der rechten Hand des, der auf dem Stuhl saß. 8Und da es das Buch nahm, da fielen die vier Tiere und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamm und hatten ein jeglicher Harfen und goldene Schalen voll Räuchwerk, das sind die Gebete der Heiligen, 9und sangen ein neues Lied und sprachen: Du bist würdig, zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel; denn du bist erwürget und hast uns Gott erkauft mit deinem Blut aus allerlei Geschlecht und Zunge und Volk und Heiden 10und hast uns unserm Gott zu Königen und Priestern gemacht, und wir werden Könige sein auf Erden. 11Und ich sah und hörte eine Stimme vieler Engel um den Stuhl und um die Tiere und um die Ältesten her; und ihre Zahl war vieltausendmal tausend; 12und sie sprachen mit großer Stimme: Das Lamm, das erwürget ist, ist würdig, zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob. 13Und alle Kreatur, die im Himmel ist und auf Erden und unter der Erde und im Meer, und alles, was darinnen ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Stuhl sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! 14Und die vier Tiere sprachen: Amen! Und die vierundzwanzig Ältesten fielen nieder und beteten an den, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit.
(Offenbarung 4,1–5,14)

Dem Apostel Johannes ist eine Tür aufgetan, und er sieht etwas, was wir Menschen nicht sehen: den offenen Himmel. Es bleibt nicht dabei, dass er einfach in den offenen Himmel hineinschaut und hineinstarrt. Ein Engel redet mit ihm: „Komm hier herauf, und ich will Dir zeigen, was nachher geschehen soll.“ Man muss den Himmel offen sehen, wenn man die Zukunft erblicken will. Die Zukunft liegt im Himmel bei Gott, sie liegt nicht im Horoskop, nicht in den Sternen geschrieben. Mit unserem gewöhnlichen Menschengeist können wir das nicht sehen. Da braucht es schon einen anderen Geist: den prophetischen, den Heiligen Geist. Paulus sagt ja von diesem Geist, er sei das Angeld der kommenden Dinge. Im Heiligen Geist ist die Endzeit angebrochen. Im Heiligen Geist nur können wir Gott schauen.

Johannes ist im Geist und erblickt den Thron, und auf dem Thron saß einer, „anzusehen wie der Stein Jaspis und Sarder“. Damit bezeichnet er eine Eigenschaft Gottes: das Licht. Jaspis ist ein heller Edelstein, hell wie Kristall oder Diamant. Der Sarder gleicht einem Kareol, er schimmert hell gelb und rötlich. So voller Licht ist Gott, der Vater. Und um diese Lichtfülle von hellstem Schein, gelb und hellrot, fließt in weitem Bogen das Smaragdgrün des Regenbogens. Es sind diese Farben nicht etwas Zufälliges, kein Fantasieprodukt. Schon der Profet Ezechiel hat sie gesehen.

Diese strahlende Fülle von Licht, das ist Gott selber. Dies Licht scheint nun in sich selbst. „Und von dem Thron gingen aus Blitze, Stimmen und Donner.“ Gottes Licht brennt wie Feuer. Darum ist er denn auch dem Mose im brennenden Busch erschienen. Als er dem Volk Israel das Gesetz gab, da erhob sich ein Donnern und ein Blitzen. Der ganze Berg Sinai aber rauchte, weil Gott wie ein Feuer darauf herab fuhr.

Im Jahre, da der König Usia starb, hat der Prophet Jesaja „den Herrn sitzen sehen auf einem hohen und erhabenen Thron und sein Saum füllte den Tempel, das Haus war voll Rauch“ (Jes 6,1.4). Darum hat dann Jesus gesagt: Ich bin gekommen, ein Feuer auf die Erde zu werfen, und ich wollte, es brennte schon. Am Pfingsten hat dies Feuer dann die Menschen ergriffen, da ist das Feuer Gottes auf die Erde gekommen. Das Feuer gehört zum Heiligen Geist. Darum brennen vor dem Throne Gottes sieben Feuerfackeln, die die sieben Geister Gottes bedeuten. Das ist das Wunder des Heiligen Geistes. Er ist gleichzeitig beim Vater und beim Sohn und auf der Erde. Das Lamm hat sieben Hörner und sieben Augen, das sind die sieben Geister, gesandt in alle Lande. Wer diesen siebenförmigen Geist hat, dem sind alle anderen Geister untertan: Die Jünger Jesu haben diesen Geist. Und zu ihnen hat er gesprochen: Doch nicht darüber freuet euch, dass die Geister euch untertan sind; freuet euch vielmehr, dass eure Namen aufgeschrieben sind.

Seht, wir alle wurden bei unserer Taufe in ein Taufbuch eingeschrieben. Schon bei unserer Geburt hat man uns auf der Gemeindeschreiberei eingetragen; das ist aber nicht so wichtig, dass wir in diesen Büchern stehen. Viel wichtiger ist, dass wir in Gottes Buch eingeschrieben sind, im Buche seiner Geschichten und Pläne. Wir können freilich nicht in dieses Buch hineinsehen. Es ist ein Buch mit sieben Siegeln, und es ist in der rechten Hand dessen, der ganz Licht ist:

„Und ich sah in der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß, ein Buch, beschrieben innen und außen, versiegelt mit sieben Siegeln. Und ich sah einen starken Engel, der rief mit großer Stimme: Wer ist würdig, das Buch aufzutun und seine Siegel zu brechen? Und niemand, weder im Himmel noch auf Erden noch unter der Erde, konnte das Buch auftun und hineinsehen. Und ich weinte sehr, weil niemand für würdig befunden wurde, das Buch aufzutun und hineinzusehen. Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe aus dem Stamm Juda, die Wurzel Davids, aufzutun das Buch und seine sieben Siegel. Und ich sah mitten zwischen dem Thron und den vier Gestalten und mitten unter den Ältesten ein Lamm stehen, wie geschlachtet; es hatte sieben Hörner und sieben Augen, das sind die sieben Geister Gottes, gesandt in alle Lande.“ (Offb 5,1-6)

Wenn wir diese Verse (der Bibel) begreifen, dann begreifen wir das Geheimnis der göttlichen Dreifaltigkeit; wenn wir das Geheimnis der Dreieinigkeit Gottes begreifen, begreifen wir das Geheimnis der Weltgeschichte.

Christus hat zwei Namen: das geschlachtete Lamm: das geschlachtete Lamm, der siegreiche Löwe. Als der Auferstandene den Jüngern erscheint, da trägt er die Wundmale seiner Leiden. Die Leiden Christi sind um unserer Sünden willen immerdar vor Gott. Darum erscheint er hier als geschlachtetes Lamm. Christus hat den Tod und den Teufel besiegt. Darum heisst er der Löwe, der überwunden hat. Dieser Christus, der geschlachtete und siegreiche, er allein kann das Buch mit den sieben Siegeln öffnen, das heisst: ER ist der Herr der Weltgeschichte. Darum können wir einen Tag nicht mehr rechnen ohne IHN. Darum sind unsere Jahreszahlen alle ausgerichtet auf das Jahr seiner Geburt. Er allein kennt und lenkt die verborgene Fäden der Weltgeschichte. Er weiss auch, welchen Platz die Atombombe einnimmt in seinen Plänen.

Gott ist nicht allein mit seinem Sohne. Es gibt einen himmlischen Hofstaat: Und um den Thron waren vierundzwanzig Throne und auf den Thronen saßen vierundzwanzig Älteste, mit weißen Kleidern angetan, und hatten auf ihren Häuptern goldene Kronen … Und vor dem Thron war es wie ein gläsernes Meer, gleich dem Kristall, und in der Mitte am Thron und um den Thron vier himmlische Gestalten, voller Augen vorn und hinten.“ (Offb 4,4.6) Die Väter der Kirche haben die 24 Älteste auf die 12 Erzväter und auf die 12 Apostel gedeutet, die vier Wesen auf die vier Evangelisten.

„Und eine jede der vier Gestalten hatte sechs Flügel, und sie waren außen und innen voller Augen, und sie hatten keine Ruhe Tag und Nacht und sprachen: Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr, der Allmächtige, der da war und der da ist und der da kommt. Und wenn die Gestalten Preis und Dank gaben dem, der auf dem Thron saß, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, fielen die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem, der auf dem Thron saß, und beteten den an, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, und legten ihre Kronen nieder vor dem Thron und sprachen: Herr, unser Gott, du bist würdig zu nehmen Preis und Ehre und Kraft; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen waren sie und wurden sie geschaffen.“ (Offb 4,8-11).

Es ist dies gut und nötig zu wissen: Auch wenn wir im stillen Kämmerlein beten, so beten wir nicht allein, die Engel im Himmel, die Ältesten und alle himmlischen Wesen beten mit uns. Sie kennen nichts anderes als das: die Anbetung. Das ist ihr Beruf. Wir haben einen anderen Beruf. Der Mensch, der auf Erden lebt, er geht in die Fabrik, ins Büro, er ist sehr beschäftigt, dieser Mensch, und er hat nicht einmal Zeit zum Beten. Nicht einmal die Jünger Jesu konnten beten. Sie gingen zu Jesus und sagten zu ihm: „Lehre uns beten!“ Wir können alle nicht beten.

Es muss schon dies geschehen, dass der Geist für uns eintritt.

O, die Gebete der Christen haben eine so große Bedeutung. Sie werden erhört werden. Wir wissen zwar nicht mehr, was wir vor drei Jahren gebetet haben. Gott aber weiß es, die 24 Ältesten haben goldene Schalen voll Räucherwerk, das bedeutet die Gebete der Heiligen.

Lasset uns beten!

Gehalten am Sonntag, 12. August 1945 in Bern.


[1] Der Abwurf fand am Montag, 6. August 2023 um 8.15 Uhr Ortszeit statt. In der Berichterstattung in Europa dürfte – unter anderem wegen der Zeitverschiebung von acht Stunden – hingegen der Sonntag, 5. August, genannt worden sein.

Hier die Predigt als pdf.

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