Jürgen Roloff, Die Offenbarung des Johannes: „Im gekreuzigten und erhöhten Christus kommt Gottes Herrschaft über Welt und Geschichte zu ihrem heilvollen Ziel so läßt sich der Leitgedanke der »Offenbarung« zu­sammenfassen. Die Szene im himmlischen Thronsaal (4,1 bis 5,14), die den Reigen der Visionen eröffnet, markiert zu­gleich die theologische Mitte des Buches. In ihr findet die Frage, wer den Geschichtsplan Gottes – symbolisch darge­stellt in der siebenfach versiegelten Schriftrolle – enthüllen und in Kraft zu setzen vermag, ihre Antwort.“

Die Offenbarung des Johannes

Von Jürgen Roloff

1. Herkunft und Entstehungsverhältnisse

1.1. Die Offenbarung ist neben den echten Paulusbriefen die einzige neutestamentliche Schrift, die uns klare Aus­kunft über ihren Verfasser und die Umstände ihrer Entste­hung gibt. Der Verfasser nennt am Schluß selbst seinen Namen:

Und ich, Johannes, bin es, der dies hörte und schaute. (22,8; vgl. 1,4.9)

Dieser Name ist kein Pseudonym, das dazu dienen sollte, die Autorität einer großen Gestalt der apostolischen An­fangszeit für das Buch in Anspruch zu nehmen; denn es feh­len alle Züge, die geeignet wären, eine solche Verfasserfik­tion herzustellen. Johannes ist ein frühchristlicher Profet, der sich einer Gruppe von Profeten zugehörig weiß; so spricht er von seinen »Brüdern, den Profeten« (22,9). Die Autorität seines Buches steht allein auf dessen Inhalt; ge­nauer gesagt: der Autorität Jesu Christi selbst, der selbst durch den Profeten zu den Gemeinden spricht und ihnen seinen Willen kundgibt. Es beansprucht, »Offenbarung Jesu Christi« zu sein, »die Gott ihm gegeben hat, um seinen Knechten zu zeigen, was in Kürze geschehen muß« (1,1).

Das Wort »Offenbarung« bezeichnet allgemein die Aufdeckung von bisher Verborgenem. Hier ist damit konkret die Kundgabe des göttlichen Heilsplans und Willens für die Gemeinde gemeint (vgl. 1Kor 14,6.30). Wir haben es also mit einem Dokument frühchristlicher profetischer Offenbarungsliteratur zu tun. Das ist um so bedeutsamer, als sonst die Stimme der frühchristlichen Profetie im Neuen Testa­ment nur punktuell (z. B. Röm 11,25-36; 1Kor 15,51-57) vernehmbar wird.

1.2. Sprache und theologische Gedankenwelt erweisen die Herkunft des Profeten Johannes aus dem palästinischen Judenchristentum. Er und sein Profetenkreis dürften zu jenen palästinischen Judenchristen gehört haben, die nach der Zer­störung Jerusalems im Jahre 70 nach Kleinasien einwander­ten. Die auf die paulinische Mission zurückgehenden Ge­meinden der Provinz Asien wurden zwischen 70 und 90 von starken judenchristlichen Einflüssen erfaßt, und eben­dieser Prozeß wird in der Offenbarung dokumentiert.

1.3. Die Entstehungssituation wird aus der einleitenden Beauftragungsvision (1,9-20) ersichtlich. Johannes schrieb demnach sein Buch auf der Kykladen-Insel Patmos, die der kleinasiatischen Küste südwestlich vorgelagert ist. Dorthin war er vermutlich aufgrund eines Konfliktes mit den römischen Behörden verbannt worden. Am »Herrntag«, dem Sonntag also, zu der Zeit, zu der sich die christ­lichen Gemeinden zum Gottesdienst versammelten, er­schien ihm in einer Vision der erhöhte Christus und gab ihm den Auftrag, einen Brief an sieben Gemeinden zu schreiben (1,20). Diese Gemeinden lagen sämtlich im öst­lichen Hinterland von Ephesus. Sie waren somit von der paulinischen Mission theologisch geprägt. Offensichtlich aber hatte Johannes – trotz seiner völlig anderen theologi­schen Herkunft – zu ihnen schon seit längerem enge Be­ziehungen, denn er ist über ihre äußere und innere Lage genauestens informiert. Zumindest einige Gruppen und Kreise dieser Gemeinden müssen die Verbindung mit ihm gepflegt haben.

1.4. Deutlich tritt der aktuelle zeitgeschichtliche Hinter­grund in Erscheinung. Es ist die Bedrohung der Gemein­den durch den Kaiserkult. Die römischen Behörden im Osten des Reiches planten Maßnahmen, um die Verehrung des Kaisers als »Herr und Gott«, als das Imperium einende Ideologie allgemein durchzusetzen. Den Christen drohten im Falle der Verweigerung der Teilnahme an diesem Kult, der zu Ephesus in einem dem Kaiser gewidmeten Tempel ein imponierendes Zentrum hatte, Zwangsmaßnahmen, zumindest aber die Abdrängung an den Rand der Gesell­schaft (13,15-17). Vereinzelt – so in Pergamon (2,13) – war es schon zu pogromartigen Ausschreitungen gekommen. Eine allgemeine Verfolgung der Christen war zwar – nach allem, was sich erkennen läßt – noch nicht ausgebrochen, aber Johannes hielt sie für unmittelbar bevorstehend. Die Absicht seines Buches ist es, die Gemeinden zu überzeu­gen, daß Standhaftigkeit und passiver Widerstand das für sie in dieser kritischen Situation gebotene Verhalten sei. Es war der Kaiser Domitian, der in seinen letzten Regierungs­jahren (etwa zwischen 90 und 95) staatliche Maßnahmen zur Ausbreitung des Kaiserkultes veranlaßte. Die Entstehung der »Offenbarung« ist demnach kurz nach 90 anzu­setzen.

1.5. Der Verfassername »Johannes« hat schon früh zur Ver­mutung der Identität mit dem Autor des vierten Evangeli­ums Anlaß gegeben. Die heutigen Einsichten hinsichtlich der Entstehungsgeschichte der johanneischen Literatur haben diese Vermutung nicht endgültig wider­legen können; sie haben diese lediglich auf eine andere Ebene überführt. So verweist man heute gern auf eine Ver­wandtschaft in der Begriffssprache und der theologischen Terminologie, um von daher eine Entstehung der »Offen­barung« in der johanneischen Gruppe als wahrscheinlich zu erklären. In der Tat bestehen Anklänge, etwa in der Wasser-Symbolik, in der Bezeichnung Christi als »Lamm« und in der starken Gewichtung des »Zeugnisablegens«. Aber ähnliche – wenn nicht sogar stärkere – Anklänge be­stehen auch an andere neutestamentliche Schriften. Ange­sichts der tiefgehenden Differenzen in der theologischen Konzeption, vor allem hinsichtlich der Eschatologie und des Geschichtsverständnisses, erscheint es nicht geraten, die »Offenbarung« unter die johanneischen Schriften zu rechnen.

2. Komposition

Die »Offenbarung« hat die Form eines Briefes, der »an die sieben Gemeinden in Asien« adressiert ist (1,4). Innerhalb ihres ersten Teils finden sich sieben Sendschreiben an die einzelnen Gemeinden (2,1-3,22), die als Briefe des erhöh­ten Christus stilisiert sind. Aber die Kommunikation mit den Gemeinden bleibt nicht auf die Sendschreiben be­schränkt. Auch der Hauptteil des Buches mit den großen Visionen will Anrede an die Christen in Asien sein. In ihm werden nämlich Themen und Motive aus den Sendschreiben aufgenommen und weitergeführt. Schon daran erweist sich, daß das Buch eine äußerst kunstvolle Komposition ist.

Der Verfasser hat zwar einzelne Elemente aus mündlicher Tradition aufgenommen, doch sind diese dem Gesamtduk­tus so geschickt eingepaßt, daß der Eindruck der Einheit­lichkeit nicht gestört wird. Traditionell ist auch weithin die Bildersprache. Sie entstammt dem Strom jüdischer Apokalyptik. Zu erwähnen sind hier besonders die zyklische An­ordnung der Visionen, die Zahlensymbolik sowie die Darstellung von Mächten und Ereignissen der Geschichte in symbolreichen Bildern. Trotz solcher stilistischer Anleihen bei der Apokalyptik läßt sich das Buch aber nur bedingt der apokalyptischen Literatur zuordnen. Wichtige Merkmale ihres Stils fehlen nämlich: so die Pseudonymität, die Vorspiegelung der Entstehung in einer längst vergangenen Zeit und die Periodisierung der Weltgeschichte. Ausgangspunkt und Mitte der Geschichtsdeutung der »Offenbarung« ist ein Ereignis der jüngsten Vergangenheit: Tod und Auferweckung Jesu Christi (5,6).

Breiten Raum nimmt der Umgang mit dem Alten Te­stament ein. Allerdings wird dieses kaum jemals zitiert. Vielmehr werden alttestamentliche Texte und Motive in schöpferischer Freiheit aufgenommen und gleichsam auf die Gegenwart hin interpretierend neu erzählt. So ist die Thronsaalvision (Kap. 4) aus dem Material von Ez 1 erstellt; die Tiervision (13,1-6) knüpft an die danielische Weltreiche-Vision (Dan 7) an, und die Schlußvision (21,1-22,5) ist eine kühne Kombination von Elementen aus Ez 40-48 mit solchen aus Jes 60-65.

3. Inhalt

1,1-3                           Vorwort

1,4-8                           Brieflicher Eingang

1,9-3,22                      Sendschreibenteil: Die Weisung des Erhöhten für die sieben Gemeinden
Beauftragungsvision (1,9-20);
die sieben Sendschreiben (2,1-3,22)

4,1-11,19                    Erste Visionenreihe: Jesus Christus – der Herr über die Geschichte
Thronsaalvision (4,1-5,14);
Sieben-Siegel-Vision (6,1-8,1);
Sieben-Posaunen-Vision (8,2-11,19)

12,1-19,10                  Zweite Visionenreihe: Das Endgeschehen als Kampf Gottes mit seinem Widersacher
Der Aufstand der widergöttlichen Mächte (12,1-14,20);
Sieben-Schalen-Vision (15,1 bis 16,21);
das Gericht an der großen Stadt (17,1-19,10)

19.11-22,5                  Abschlußvisionen: Die Vollendung des Geschichtsplanes Gottes
Die Parusie des Weltrichters (19,11-21);
das Tausendjährige Reich (20,1-10);
Weitende und allgemeines Gericht (20,11 bis 15);
die neue Welt Gottes (21,1-22,5)

22,6-21                       Buchschluß
Funktion der Botschaft des Buches (22,6 bis 11);
Bestätigung durch Jesus (22,12-16);
gottesdienstlicher Ausblick (22,17-20);
Gnadenzuspruch (22,21)

4. Theologische Themen und Schwerpunkte

4.1. Im gekreuzigten und erhöhten Christus kommt Gottes Herrschaft über Welt und Geschichte zu ihrem heilvollen Ziel – so läßt sich der Leitgedanke der »Offenbarung« zu­sammenfassen. Die Szene im himmlischen Thronsaal (4,1 bis 5,14), die den Reigen der Visionen eröffnet, markiert zu­gleich die theologische Mitte des Buches. In ihr findet die Frage, wer den Geschichtsplan Gottes – symbolisch darge­stellt in der siebenfach versiegelten Schriftrolle – enthüllen und in Kraft zu setzen vermag, ihre Antwort: Das »Lamm«, das an seinem Hals die Todeswunde trägt, erscheint auf dem Thron Gottes; es allein ist »würdig«, die Rolle zu öff­nen. Christus ist der Vollstrecker des Geschichtsplanes Gottes auf sein Ende hin, nämlich auf die Aufrichtung der heilvol­len Herrschaft Gottes über eine erneuerte Erde. Was ihn dazu qualifiziert, ist seine Lebenshingabe und seine Aufer­weckung durch Gott (5,6). Die zentrale chri­stologische Be­kenntnisaussage des Urchristentums, daß Jesus zur Rechten Gottes erhöht wor­den ist (Röm 8,34; 1Kor 15,25; Apg 2,34 f. u. ö.), erfährt hier eine geschichtstheologische Inter­pretation.

4.2. Der Vollzug der Herrschaft Christi fordert freilich den erbitterten Widerstand der gottfeindlichen Mächte heraus. Aus dieser Konstellation gewinnt die Geschichtsschau der »Offen­barung« ihre dramatische Spannung. Christus ist durch seine bereits erfolgte Auferweckung zum endzeitli­chen Herrscher und Vollstrecker des Willens Gottes einge­setzt; seine Herrschaft ist vor Gott zur unumstößlichen Realität geworden (5,8-14), jedoch bislang nur »im Him­mel« (12,12). Die sichtbare Verwirklichung des Heils auf der Erde steht noch aus. Dort nämlich versuchen die Wider­sacher Gottes ihren Herrschaftsanspruch in einem erbitter­ten Kampf gegen die Christusherrschaft zu behaupten.

Diese Grundkonstellation wird in einem großen mytholo­gischen Bild veranschaulicht, das im Zentrum des Buches steht (Kap. 12): Aus dem Himmel, wo Christus bereits herrscht, wird der Satan, Gottes Widersacher, auf die Erde gestürzt. Dort hat er Freiheit, seinen Zorn gegen Gott aus­zutoben: »Er weiß, daß er nur noch kurze Frist hat« (12,12). Ziel seines Zorns ist die Kirche. Sie nämlich hat ihren Ort auf der Erde, im Bereich der noch nicht durchgesetzten, von Gottes Feinden bekämpften Christusherrschaft.

4.3. Aus dieser Konstellation ergibt sich eine aktuelle poli­tische Botschaft, deren unmittelbarer zeitgeschichtlicher Be­zug für die Adressaten der »Offenbarung« trotz der Ein­kleidung in ein weiteres mythologisches Bild deutlich gewe­sen sein dürfte. Dieses stellt dar, wie sich der Widersacher Gottes auf der Erde seine Kreaturen erschafft, nämlich zwei »Tiere«, die in symbolisch-zeitgeschichtlicher Anspielung auf das römische Kaisertum und den imperialen Kult ver­weisen, darüber hinaus aber den hybriden Allmachtsanspruch der gottfeindlichen Menschheit darstellen (Kap. 13).

Als Zentrum der widergöttlichen Macht erscheint in einem weiteren wirkungsmächtigen Bild die »Hure Babylon«. Diese ist Symbol für die Stadt Rom, die »trunken ist vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeu­gen Jesu« (17,6). Nun kommt es ganz darauf an, daß die Glieder der Heilsgemeinde realistisch ihre Lage erkennen, die sich aus dem hybriden, pseudo-religiösen Allmachtsanspruch des Römischen Weltreiches und seiner Gesellschaft ergibt. Deutlich ist vor allem: Eine Teilnahme am Kaiserkult ist für die Christen ausgeschlossen. Für sie, die dem wahren endzeitlichen Herrscher zugehören, kann es keinen Kompromiß mit der Weltmacht und keine opportunistische An­passung an deren Machtmechanismen und pseudo-religiö­sen Rituale geben, sondern nur den leidenden Widerstand (13,9 f.), der seine Kraft aus dem durch das profetische Zeugnis vermittelten Wissen bezieht, daß die gottlose Macht keine Zukunft hat, weil ihr Gottes Gericht bevor­steht (18,1-24).

4.4. Die »Offenbarung« vertritt ein Geschichtsbild, das die Welt- und Menschheitsgeschichte wesenhaft als Selbst­durchsetzung Gottes gegen seine Widersacher deutet. Im Dienste dieser Deutung stehen die verschiedenen Siebenerzyklen von Visionen (sieben Siegel; sieben Posaunen; sieben Schalen), in denen zukünftige Unheilsereignisse in bizarr-unheimlichen Bildern beschrieben werden. Das Material dieser Bilder ist keineswegs originell. Vieles davon geht auf biblische Motive (z. B. die ägyptischen Plagen aus Ex 7,1 bis 11,10) zurück sowie auf apokalyptische Schemata, die den damaligen Zeitgenossen geläufig waren. Neuartig und ori­ginell ist hingegen die Anordnung und Gestaltung dieses Materials. Die verschiedenen Visionenzyklen wollen kei­neswegs einzelne, voneinander getrennte Abschnitte zu­künftiger Geschichte beschreiben. Sie haben vielmehr ihren gemeinsamen Bezugspunkt in einem Ereignis der Vergan­genheit, nämlich in Tod und Auferweckung Jesu (5,9 f.), in­dem sie dessen Konsequenzen in welt- und heilsgeschichtli­cher Perspektive aufzeigen. Dabei sind die einzelnen Visio­nen aspekthaft einander zugeordnet. Es geht in ihnen um verschiedene Gesichtspunkte des Handelns Gottes an sei­ner Welt. Dazu gehören die Demonstration der Weltherr­schaft Christi (6,1-8,1) ebenso wie das Setzen von Zei­chen, welche Umkehr bewirken sollen (8,2-11,19), und Gottes Gericht über die widergöttlichen Mächte (15,1 bis 16,21; 17,1-19,10). Schon die­ser aspekthafte Charakter der Visioneninhalte verbietet es, diese als Stationen eines zu­künftigen Weltfahrplans verstehen zu wollen. Aber auch sonst enthält die »Offenbarung« keinerlei Anhaltspunkte, die einem spekulativen Nachrechnen des Geschichtsver­laufs Vorschub leisten könnten. Ihr ist es vielmehr um eine christozentrisch orientierte Wesensschau der Geschichte zu tun.

4.5. Das große Heilsbild des himmlischen Jerusalem, das am Ende des Buches steht (21,1-22,5), eröffnet der leiden­den und bedrängten Kirche den Blick auf die neue Welt Gottes. Diese ist das Ziel, das am Ende der Durchsetzung des Geschichtsplans Gottes sichtbar werden wird. Sie ist aber zugleich die Wirklichkeit, aus der die bedrängte Kirche bereits in der Gegenwart lebt. Zwischen der neuen Welt Gottes und der alten, gegenwärtigen Welt besteht freilich kein Verhältnis radikaler Diskontinuität. Die neue Welt ist vielmehr zugleich die erneuerte alte Welt. Gott hat sie nicht preisgegeben, sondern, indem er sie von den ihm feindli­chen Mächten befreite, ihrem ursprünglichen schöpfungs­mäßigen Ziel zugeführt. Dieser Gedanke der Vollendung der alten Welt kommt nicht nur in dem viel umrätselten Bild der tausendjährigen Christusherrschaft auf der vollen­deten Erde (20,4 f.) zum Ausdruck, sondern auch in der großen Schlußvision: Die himmlische Gottesstadt kommt vom Himmel herab auf die (erneuerte) Erde (21,10). In dieser konsequenten Welt- und Schöpfungszugewandtheit nimmt die »Offenbarung« ein Grundmotiv alttestamentlichen Denkens auf.

4.6. Himmel und Erde, der Bereich des vollendeten Heils und der Bereich, in dem die Kirche jetzt leidend und hof­fend lebt, sind jetzt schon verbunden durch den Gottes­dienst. Im Herrenmahl wird die im Namen Jesu zum Got­tesdienst versammelte Gemeinde jetzt schon des Kommens ihres Herrn gewiß, das sie zuvor im Gebetsruf »Komm, Herr Jesu« (22,20) erbeten hat; in den Hymnen, die sie singt, stimmt sie bereits jetzt ein in den Lobpreis der vier­undzwanzig Ältesten und der »Wesen« um den Thron Got­tes im himmlischen Heiligtum (Kap. 4). In keinem andern neutestamentlichen Buch ist der gottesdienstliche Bezug so ausgeprägt wie in der Johannesoffenbarung.

Quelle: Jürgen Roloff, Einführung in das Neue Testament, Stuttgart: Reclam, 1995, S. 247-256.

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