Das Meerwunder der drei Weihnachtskrippen: „Dass zwei der von Fidelis Bentele geschnitzten Blockkrippen nach Jahren im Meer als Treib- bzw. Strandgut durch Menschenhand geborgen werden konnten, mag uns als Wunder, wenn nicht gar als Fingerzeig Gottes erscheinen. Die tiefere Bedeutung liegt jedoch nicht in einem Schnitzwerk aus Menschenhand, sondern in der unverhofften Präsenz des Gottessohnes, wie sie in dem Advents- bzw. Weihnachtslied ‚Es kommt ein Schiff geladen‘ besungen wird.“

Foto: Gundolf Schattenmann

Das Meerwunder der drei Weihnachtskrippen*

Als am 10. Januar 1952 Kapitän Hendrik Kurt Carlsen die havarierte Flying Enterprise als letzter verlassen musste und der amerikanische Stückgutfrachter dann vor Küste Englands sank, bestand die Ladung im Wesentlichen aus Roheisen, Kaffee, Torfmoos, Lumpen, Naphthalin sowie zwölf VW-Käfer. Darüber hinaus befanden sich an Bord einige Antiquitäten, eine alte Geige des Geigenbauers Vincenzo Rugeri sowie ein Paket mit drei Weihnachtskrippen. Die drei Blockkrippen hatte Fidelis Bentele jeweils aus einem Lindenholzklotz geschnitzt und waren für den katholischen Erzbischof von Chicago, Kardinal Samuel Stritch, bestimmt. Nach ihrem Untergang ruhte die Flying Enterprise fortan in 85 Meter Tiefe.

Viereinhalb Jahre später, im Frühling 1956 entdeckte ein dänische Fischerjunge am Strand der Insel Rømø (nördlich von Sylt) eine 32 cm große, aus Lindenholz geschnitzte Blockkrippe mit der Geburt Jesu. Lediglich der Stern von Bethlehem an der Spitze wie auch die rechte Hand des heiligen Josefs mit Stalllaterne waren abgebrochen. Der Fischerjunge tauschte die Krippe bei dem Kunstmaler Andreas Petersen-Röm gegen ein Aquarell ein. Da auf dem Standblock der Schriftzug „F. B. Oberstaufen Germany“ eingraviert war, wandte sich Petersen an den damals amtierenden Bürgermeister von Oberstaufen im Westallgäu, Herrmann Wucherer. Dieser setzte den ortsansässigen Künstler Fidelis Bentele davon in Kenntnis, der wiederum Kontakt mit Petersen aufnahm. Da Strandgut Eigentum des Finders ist, kam es zu einem Tauschgeschäft: Gegen ein von Bentele geschnitztes 50 cm großes Kruzifix wurde die Krippe an den ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben.

Im Februar 1958 erschien dann in der Programmzeitschrift Gong ein Artikel, der auf einen zweiten Fund hinwies. Ein portugiesischer Fischer namens Jose Melena aus Vila Franca do Campo hatte vor der Azoreninsel São Miguel eine zweite Blockkrippe mit den Initialen Fidelis Benteles als Treibgut aus dem Meer gefischt. Glückselig hielt dieser dem Fotografen die Krippe vor die Kamera mit den Worten: „Seit ich sie habe, gelingt jeder Fischzug!“

Jose Melena mit Fidelis Benteles Blockkrippe (Foto aus der Zeitschrift Gong, 1958)

Dass die beiden Fundorte São Miguel und Rømø fast 3200 km voneinander entfernt sind, hängt mit dem Golfstrom zusammen, der sich vor den Britischen Inseln nordwärts in den Nordatlantikstrom und südlich in den Kanarenstrom aufteilt. Offensichtlich wurden die Blockkrippen durch die beiden Ströme in entgegengesetzte Richtung weitergetragen. Fehlt also nur noch die dritte Blockkrippe. Zwar hieß es, sie sei irgendwo in Frankreich gelandet, aber dafür finden sich keine Belege.

Dass Holz im Wasser schwimmt, ist aufgrund deren geringeren Dichte kein Wunder. Aber dass zwei der von Fidelis Bentele geschnitzten Blockkrippen nach Jahren im Meer als Treib- bzw. Strandgut durch Menschenhand geborgen werden konnten, mag uns doch als Wunder, wenn nicht gar als Fingerzeig Gottes erscheinen. Die tiefere Bedeutung liegt nicht in einem Schnitzwerk aus Menschenhand, sondern in der unverhofften Präsenz des Gottessohnes, wie sie in dem Advents- bzw. Weihnachtslied „Es kommt ein Schiff geladen“ (EG 8 / Gl 236) besungen wird:

1. Es kommt ein Schiff, geladen
bis an sein’ höchsten Bord,
trägt Gottes Sohn voll Gnaden,
des Vaters ewigs Wort.

4. Zu Bethlehem geboren
im Stall ein Kindelein,
gibt sich für uns verloren;
gelobet muss es sein.

Im Zeichen des Jona (Matthäus 12,39f) gibt sich der Gottessohn für uns verloren und betet aus der unfassbaren Todesstiefe zu seinem Vater:

Aus dem Innern des Totenreichs rief ich um Hilfe,
du hast meine Stimme gehört.
Du hattest mich in die Tiefe geworfen,
mitten ins weite Meer,
und die Strömung umspülte mich,
all deine Wogen und deine Wellen gingen über mich hinweg.
Und ich, ich sprach: Ich bin verstoßen,
deinen Augen entzogen!
Doch ich werde wieder aufblicken
zu deinem heiligen Tempel!

Das Wasser stand mir bis zum Hals,
die Flut umspülte mich,
Schilf hatte sich um meinen Kopf gewickelt.
Zum Fuß der Berge war ich hinabgefahren,
die Erde – ihre Riegel schlossen sich hinter mir für immer.
Da hast du mein Leben aus der Grube gezogen,
HERR, mein Gott!
(Jona 2,3-7, Zürcher Bibel)

Jesus Christus, im Stall von Bethlehem als neugeborener Sohn Gottes verehrt und am Kreuz von Golgota als König verflucht, taucht aus der Todesverlorenheit auf und zeigt sich Christen immer wieder neu als lebendiger Herr: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“ (Johannes 14,19)

* Geschrieben unter Verwendung von Materialien, die Peter Scheu vom Heimatdienst Oberstaufen e.V. beigebracht hat.

Hier der Text als pdf.

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