Heinrich Vogel, Sterbegebet: „Mein Sterbebett steht im Advent, / Du riefst mich schon bei Namen; / Dein Morgenstern am Himmel brennt, / ja, komm, Herr Jesu, Amen!“

Sterbegebet

Mein Sterbebett steht im Advent,
ich warte auf Dein Kommen;
ob Leib und Seele sich auch trennt,
Du willst zum Heil mir frommen.

Ich freu mich, wie ein Kind sich freut,
wenn es schon bald weihnachtet,
wie sehr mein Fleisch den Tod noch scheut,
mein Geist zu Dir schon trachtet.

Herr, muß ich das Gericht bestehn,
Dich hat es längst getroffen;
und muß ich auch vor Dir vergehn,
Du läßt mich auf Dich hoffen.

So lasse sterbend ich mich fall’n
getrost in Dein Erbarmen;
und muß ich scheiden nun von all’n,
ich bleib in Deinen Armen.

Mit Deinen Armen Du umfaßt auch sie,
die um mich weinen;
der Du Dich uns vereinigt hast,
wirst uns in Dir auch einen.

Gott segne euch, ich bitt’ auf euch
herab des Vaters Segen;
bitt’ für die arme Welt
zugleich auf ihren dunklen Wegen.

Mein Sterbebett steht im Advent,
Du riefst mich schon bei Namen;
Dein Morgenstern am Himmel brennt,
ja, komm, Herr Jesu, Amen!

Heinrich Vogel

Quelle: Heinrich Vogel, Vom dankbaren Leben. Briefe an einen Freund, GTB 341, Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 1979, S. 144.

Hier der Text als pdf.

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