Martin Luther über Robert Barnes‘ Märtyrertod 1540: „Es ist mir eine besondere Freude zu hören, dass unser guter frommer Tischgeselle und Hausgenosse so gnädiglich ist berufen von Gott, sein Blut zu vergießen um seines lieben Sohnes willen, und ein heiliger Märtyrer zu werden.“

Nachdem der ehemalige Augustinereremit und Anhänger der Reformation Robert Barnes 1540 als Ketzer in London verbrannt worden war, wurde dessen Glaubensbekenntnis in Wittenberg gedruckt. Dazu schrieb Luther folgende Vorrede:

Vorrede zu Robertus Barns’ Glaubensbekenntnis (1540)

Von Martin Luther

Diesen Doctor Robertus Barns, der sich bei uns aus sonderlicher Demuth nicht wollt Doctor nennen lassen, nennete sich Antonius, dazu er hatte Ursachen, denn er zuvor in Engelland von den heiligen Bischöfen, Sanct Papisten, gefangen, mit großer Mühe erlöset war, — diesen Doctor, sage ich, kennen wir ja wohl, und ist mir eine sondere Freude zu hören, daß unser guter frommer Tischgeselle und Hausgenosse so gnädiglich ist berufen von Gott, sein Blut zu vergießen um seines lieben Sohns willen, und ein heiliger Märterer zu werden. Dank, Lob und Ehre sei dem Vater unsers lieben Herrn Jesu Christi, der uns die Zeit, wie im Anfang, wiederum hat lassen sehen, darinne seine Christen vor unsern Augen und von unsern Augen und von unsern Seiten dahingerückt zur Marter, das ist zum Himmel, und Heilige werden, die mit uns [ge]gessen, getrunken (wie die Apostel von Christo sagen Act. 10,41) und in Ehren fröhlich gewest sind. Wer hätte es mögen glauben vor 20 Jahren, daß Christus, unser Herr, so nahe bei uns wäre und über Tische und zu Hause, durch seine theuren Märterer und lieben Heiligen, esse, tränke, redete und lebete? Wie gar ein schändlich, wüst Ding ist doch das leidige, verfluchte Pabstthum gewest, und noch ist, das uns keinen Heiligen auf Erden hat gelassen, ohn daß er sich selbst den Allerheiligsten genennet und selbsterwählte Heilige uns aufgeladen hat, da er wohl wußte, daß es ebenso wahr wäre, als wer den Teufel hieße den Allerheiligsten. Davon jetzt nicht mehr.

Da nun dieser heilige Märterer, Sanct Robertus, zu der Zeit vernahm, daß sein König (mit Urlaube) Heinz von Engeland dem Pabst feind wäre, kam er wieder in Engeland, mit Hoffnung, das Evangelium in seinem Vaterland zu pflanzen, bracht’s auch zuletzt dahin, daß es anging. Kurz davon zu reden, Heinz von Engeland ließ [es] ihm gefallen, wie seine Art ist, bis er ihn herausschickte, auch zu uns gen Wittenberg, in der Ehesache, darüber wohl 13 Universität hatten geurtheilet (wie sie sagten), und alle dem Heinzen recht gegeben, daß er seine Königin, Frau Katherin, Kaiser Karels Muhme, möchte von sich thun, eine andere nehmen (welches er denn längst zuvor gethan hatte).

Aber da wir lange gehandelt hatten, und unserm gnädigsten Herrn, dem Churfürsten zu Sachsen, große Unkost drauf gangen, fand sich’s am Ende, daß Heinze von Engeland seine Botschaft nicht hatte darum herausgesandt, daß er evangelisch wollt werden, sondern daß wir zu Wittenberg sollten sein Repudium oder Ehescheiden willigen, und ich über die Maße unlustig ward, daß ich sammt unsern Theologen so viel Wochen hatte mit ihnen gearbeitet in der Religionssache, und da mir zum Ende kamen, sagten sie: ihr König würde die vier Stücke nicht leiden, beider Gestalt des Sacraments, Priesterehe, die Messe und Möncherei abzuthun. Ja, sagte ich, nun haben wir uns so lange wohl beschmissen; das sollt man uns zuerst haben wissen lassen. Euer König nimmt dem Pabst das Geld, und behält sein Regiment, also ist Heinz Pabst, und Pabst ist Heinz in Engeland.

Er selbst, Doctor Robertus Barns, sagte mir wohl oft: Rex meus non curat religionem, sed est etc. Doch liebte er seinen König und Vaterland so heftig, daß er solches alles gern trug und immerdar dem Engeland zu helfen gedacht; und ist ja wahr, es müßt ein schändlicher Schelm sein, der seinem Vaterland nicht günstig sein wollt, und seinem Fürsten nicht alles Guts wünschete, wie nicht allein die Schrift, sondern auch alle Rechte lehren. Darum hatte er immerdar das Wort im Maule: Rex meus, regem meum, wie denn sein Bekenntniß anzeigt, daß er den regem meum bis in seinen Tod mit aller Lieb und Treu gemeint hat, die doch vom Heinzen übel belohnet ist. Hoffnung hat ihn betrogen, denn er immerdar hoffte, sein König sollte zuletzt gut werden.

Unter anderm disputirten wir oft, warum der König den scheußlichen Titel möcht führen: Defensor fidei, et in terris caput supremum et immediatum post Christum ecclesiae Anglicanae. Aber da gefiel Antwort, das lautete also viel: Sic volo, sic jubeo, sit pro ratione voluntas, daß man auch nunmals mehr wohl siehet, daß Junker Heinze will Gott sein, und thun, was ihn gelüstet.

Die Sache aber, warum er sei gemartert, ist noch verborgen, denn Heinze muß sichs schämen. Aber es siehet gleichwohl dein ähnlich, das viel ehrlicher Leute mündlich zeugen, nämlich Doctor BaruS hat (wie Sanct Johannes der Täufer wider Herodes) wider Heinzen geredet, und nicht willigen wollen in die lästerliche That, daß er das Fräulein von Jülich verstoßen und eine andere genommen hat; denn was Jnuker Heinz will, das soll ein Artikel des Glaubens sein, beide zum Lebe»» und Tod. Denn Doctor Barns sagte mir selbst allhie, daß Morus und der Bischof von Rosien (Rossen) auch fast darum vom Heinzen hingerichtet seien, daß sie nicht willigen wollten in Heinzens Artikel, so er gestellet hatte.

Aber Heinzen lassen wir fahren zu seinen Heinzen, mit seinen Heinzen, da sie hin gehören. Wir sollen Gott, dein Vater aller Barmherzigkeit, danken, daß er solcher Teufel und Teufelslarven so meisterlich brauchen kann zu unser und aller Christen Seligkeit, und zur Strafe beide ihr selber und aller, die Gott nicht kennen wollen, wie er allzeit gethan hat durch die großen Tyrannen. Er muß doch (wie St. Paul sagt Röm. 8,28.) [denen, die Gott lieben,] zugut kommen alles, was da ist, geschieht, gethan und gelitten wird. Und wiederum, alles zum ärgsten denen, die Gottes Kinder verfolgen, gleichwie jetzt unserm Heinzen Mordbrenner auch geschieht, der durch Schadenthun so viel Gutes schafft, daß ich halte, wenn er gleich ins Paradies käme, sollte ihm seine Bosheit dennoch alle zur Hölle werden, daß nicht geschehen ist, was er gewollt. Davon ein ander Mal mehr und besser. Laßt uns Gott loben und danken: Es ist eine selige Zeit der auserwählten Heiligen Christi, und eine unselige, leidige Zeit des Teufels, der Gotteslästerer und Feinde, und soll noch ärger werden, Amen.

WA 51, 449-451.

Quelle: Dr. Martin Luther’s Sämmtliche Schriften, hrsg. v. Dr. Joh. Georg Walch, Bd. 21/2: Briefe vom Jahre 1533 bis 1546, St. Louis: Concordia, 1904, Sp. 2542-2545.

Hier die Vorrede als pdf.

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