Es ist Björn Mensing zu verdanken, dass der Widerstand und die KZ-Inhaftierung des Pfarrers Wolfgang Niederstraßer (1907-1981) gegen das NS-Regime doch noch bekannt geworden ist.
In einem Schreiben an den Landeskirchenrat – als persönliche Anmerkung zur Beantwortung eines landeskirchlichen Fragebogens zu politischen Maßnahmen gegen die bayerischen Pfarrerschaft im „Dritten Reich – hatte Wolfgang Niederstraßer im Januar 1946 deutliche Worte über die Schuld der Kirche während der NS-Zeit gefunden:
„Im Blick auf die vergangenen Jahre und das Gottesgericht im Kriegsende, glaube ich urteilen zu müssen, daß auch wir, ich selber und wir alle, unermeßliche Schuld tragen vor unserem Volke und vor Gott. – Wir sind dem Staate unbrüderlich, unchristlich und lieblos begegnet, sofern wir aus Angst vor seinen Machtmitteln den Anspruch Gottes an unser Volk nicht eindeutig genug aufgerichtet haben, und wir haben für unsere eigene Entscheidung und Haltung die Grundlage unserer reformatorischen Kirche, das Handeln allein aus dem Worte, weithin verlassen. Hes[ekiel] 33,1ff ist uns allen zum besonderen Gerichtswort geworden. Das Blut derer, die ungewarnt um ihrer Sünde willen sterben, wird von unserer Hand gefordert. So ist denn die Buße, die wir heute unserm Volke predigen müssen, uns selber – mir und uns allen – am nötigsten, nicht aber der Erweis unserer ‚Gerechtigkeit‘ mittels Daten einzelner politischer Verfolgungen, die nicht charakteristisch sind für uns!“
Für Niederstraßer findet nun am Sonntag, 26. Juni 2022, 11:00 Uhr in der Evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau ein Gedenkgottesdienst statt.