Philipp Melanchthon, Kurze Auslegung der zehn Gebote (Kurtze auslegung der Zehen gepot, 1527): „Gottes Namen richtig gebrauchen bedeutet, ihn in jeder Not anzurufen, zu loben und für seine Wohltaten zu danken (Psalm 50). Gott wird diejenigen bestrafen, die seinen Namen missbrauchen, wie die Geschichte in Levitikus 24 zeigt und den Bauern in der jüngsten Aufruhr geschah.“

Kurze Auslegung der zehn Gebote (Kurtze auslegung der Zehen gepot, 1527)

Von Philipp Melanchthon

Das Erste Gebot
Du sollst keine anderen Götter haben.
Das erste Gebot fordert Gottesfurcht und rechten Glauben, denn Gott droht mit Strafe und verspricht Hilfe, wie die Geschichte des Volkes Israel zeigt.

Das Zweite Gebot
Du sollst den Namen deines Gottes nicht unnütz annehmen.
Gottes Namen richtig gebrauchen bedeutet, ihn in jeder Not anzurufen, zu loben und für seine Wohltaten zu danken (Psalm 50). Gott wird diejenigen bestrafen, die seinen Namen missbrauchen, wie die Geschichte in Levitikus 24 zeigt und den Bauern in der jüngsten Aufruhr geschah.

Das Dritte Gebot
Du sollst den Feiertag heiligen.
Den Feiertag zu heiligen bedeutet, Gottes Wort zu lehren und zu hören. Ungehorsam wird gestraft, wie Numeri 15 zeigt, als jemand am Sabbat Holz sammelte.

Das Vierte Gebot
Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.
Das vierte Gebot fordert Ehre und Gehorsam gegenüber den Eltern und der Obrigkeit an Gottes Stelle, wie die Geschichte Noahs zeigt, wo Gott die Gehorsamen segnet und die Ungehorsamen verflucht.

Das Fünfte Gebot
Du sollst nicht töten.
Das fünfte Gebot verbietet nicht nur Mord, sondern auch Neid und Hass (Matthäus 5). Kains Strafe zeigt, dass kein Mord ungestraft bleibt.

Das Sechste Gebot
Du sollst nicht ehebrechen.
Das sechste Gebot fordert ein keusches Leben (Matthäus 5). Gott bestraft Unkeuschheit hart, sogar in seinem liebsten Diener David.

Das Siebte Gebot
Du sollst nicht stehlen.
Wie hart Gott Diebstahl straft, zeigt die Geschichte von Achan in Josua 7.

Das Achte Gebot
Du sollst kein falsches Zeugnis gegen deinen Nächsten ablegen.
Falsches Zeugnis, Lügen, Verleumdungen und üble Nachrede gegen den Nächsten werden von Gott ernstlich bestraft, wie die Geschichte der Susanna in Daniel 13 zeigt.

Das Neunte Gebot
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.
Gott wehrt sich gegen Gier und verflucht sie, wie er Jakob half und Laban entgegenwirkte (Genesis 30).

Das Zehnte Gebot
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh oder irgendetwas, das deinem Nächsten gehört.
Wie Gott Gefallen an Keuschheit hat, zeigt er deutlich an dem frommen Joseph durch großen Segen und Gaben (Genesis 39).

Kurtze auslegung der Zehen gepot

Das Erste (gepot).

Du solt nicht andere Götter haben.

Das erst gepot foddert Gottesfurcht und rechten glauben, Denn er dreuet straffe und vorheist hülffe in demselbigen, wie die geschicht des volcks Israel anzeigt.

Das Ander.

Du solt den namen deines Gottes nicht unnütz annemen.

Recht brauchen Gottes namen ist, ihn anruffen in aller not, loben und dancken umb seine wolthat, Psalmorum 49. Und wil straffen, die des misbrauchen, wie dem Levitici 24. und den bauren im nehisten aufrur geschach.

Das Dritte.

Du solt den feiertag heiligen.

Das heist heiligen den feiertag, das man Gottes wort leret und höret. Solchen ungehorsam aber findet man gestrafft Numeri am. xv. an dem, der holtz las am Sabbath.

Das Vierde.

Du solt deinen vater und deine mutter ehren.

Das Vierde gepot foddert gar ernstlich ehre und gehorsam gegen eltern und oberkeit an Gottes stat, wie das geschicht Noah zeiget, da Gott den gehorsamen segenet und den ungehorsamen verflucht.

Das Fünfft.

Du solt nicht tödten.

Das funfft verbeut nicht alleine todschlag, sondern auch neid und hass, Matthei v. Und Kains straffe zeigt an, wie kein todschlag ungestrafft bleibt.

Das Sechst.

Du solt nicht ehbrechen.

Das sechfte foddert ein keusch leben, Matthei v. Denn Gott straffte unkeuscheit hart, auch in seim liebsten diener David.

Das Siebend.

Du solt nicht stelen.

Wie hart Gott diebstal straffte, zeigt Achan. Josua vij.

Das Achte.

Du solt nicht falsch gezeugnis reden wider deinen nehisten.

Falsch Zeugnis geben, den nehisten beliegen, verleumbden und affterreden strafft Gott ernstlich, wie Susanna geschicht zeigt, Danielis 13.

Das Neunde.

Du solt nicht begeren deines nehisten haus.

Gott weret und flucht dem geitz, wie er Jacob halff und Laban weret, Genesis 30.

Das Zehende.

Du solt nicht begeren seines weibs, knecht, magd, vihe, odder was sein ist.

Wie Gott gefallen hat an der keuscheit, hat er wol beweiset an dem fromen Joseph mit so grossen segen und gaben, Genesis 39.

Quelle: Philipp Melanchthon, Supptementa Melanchthoniana, Band 5, Teil 1: Schriften zur praktischen Theologie I. Katechetische Schriften, hrsg. v. E. Cohrs und P. Drews, Leipzig: 1915, S. 74-75.

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