
Hält unser Glaube in der Hängematte? Zu Jakobus 2,14-26
Muss man als Christ überhaupt vor bzw. für Gott etwas (Gutes) tun, wenn man Glauben hat? Schließlich heißt es mit Paul Speratus im Evangelischen Gesangbuch: „Es ist das Heil uns kommen her / von Gnade und lauter Güte; / die Werke, die helfen nimmermehr, / sie können nicht behüten. / Der Glaub sieht Jesus Christus an, / der hat für uns genug getan, / er ist der Mittler worden.“ (EG 342) Widerspruch dazu kommt aus dem Brief des Jakobus: „Was hilft’s, Brüder und Schwestern, wenn jemand sagt, er habe Glauben, und hat doch keine Werke? Kann denn der Glaube ihn selig machen? Wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot.“ (2,14.26)
Evangelische Christen müssen mit den Worten des Jakobus zurechtkommen. Die christliche Lehre sieht keine religiöse Hängematte vor, in der sich die Gläubigen selbst sagen: „Gott nimmt uns an, egal wie wir sind. Wir müssen nichts dazu tun … er hat uns auch so lieb.“ Wer mit seinem Glauben sich selbst genug ist – also glaubt, dass er selbst glaubt und es ihm damit selbstempfundenermaßen gut zu gehen hat –, lässt Gottes Wille außer Acht. Im Vaterunser beten wir mit gutem Grund: „Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.“ Göttliches Handeln in Jesus Christus begründet keine menschliche Passivität, vielmehr beansprucht der Gott uns in seinem Reich für sich. Wir sollen in Wort und Tat an seiner Gerechtigkeit mitwirken.
Wider einen selbstgerechten Glauben provoziert uns Jesus mit seiner Bergpredigt: „Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“ (Mt 5,16.20) Als Jünger Jesu haben wir entsprechend seiner Weisung zu leben und zu handeln, damit der Gott mit uns zu seiner Herrlichkeit kommt. Wer sich hingegen seinem eigenen Glauben überlässt, entfremdet sich Gottes Wille.
Ein selbstgefälliger Glaube führt das eigene Leben in die religiöse Hängematte, wo man mangels Ausrichtung die Dinge auf sich zukommen lässt. Was dabei aus dem Hörensagen des Evangeliums behalten worden ist, entrinnt mit der Zeit dem eigenen Glaubensgewebe, bis man irgendwann mit dem unglaublichen Nichts konfrontiert wird.
Wo hingegen der Glaube auf Gottes Gebot hin selbst zu Werke ist, findet er immer wieder neu zu Jesus Christus zurück. Preisen, beten, zugehen, helfen, dienen und bezeugen – die gemeinschaftliche Nachfolge Jesu lässt unser Vertrauen in ihn wirklich werden. Nicht als gutgläubig Gleichgültige, sondern als diejenigen, die Gottes Wort als Urteil über uns selbst gefallen lassen, sind wir im Glauben an Jesus Christus vor Gott gerechtfertigt.
Was uns auf den dreieinigen Gott hin leben lässt ist keine religiöse Hängematte, wo unser Leben auf sich selbst beruhen soll, sondern das göttliche Rettungstuch, wo Jesu Tod und Auferstehung zu unserem Heil über das Kreuz gewoben sind.