
Das folgende Gebet zum Jahreswechsel hatte Karl Barth beim Silvestergottesdienst am 31. Dezember 1962 in der Strafanstalt Basel als Eingangsgebet gesprochen:
Herr unser Gott!
Du lässest uns jetzt wieder ein Jahr unserer Wanderschaft
durch die uns gewährte Zeit vollenden.
Du hast uns zu all den großen und kleinen Schritten,
die wir da getan,
die Freiheit und das Vermögen gegeben.
Du hast sie in Treue begleitet,
hast sie regiert und gelenkt.
Und du warst uns gegenwärtig mit deinem Wort,
mit deiner Verheißung,
mit deinem Gebot.
Was du auch in diesem Jahr von uns gedacht,
an und für uns gewirkt und zu uns gesagt hast,
war recht und wohlgetan.
Nicht so unsere Gedanken, Worte, Verhaltungsweisen und Taten!
Indem wir dir nur danken können,
müssen wir vor dir und voreinander offen bekennen,
wieviel wir da wieder und wieder versäumt,
verfehlt und verkehrt gemacht haben.
Wir hätten es wohl verdient,
daß du heute Schluß mit uns machen würdest,
statt uns noch einmal in ein neues Jahr hinübergehen zu lassen.
Wenn du es nun so ganz anders mit uns hältst,
so können wir nur deine unerschöpfliche Barmherzigkeit preisen.
Um das zu tun,
sind wir jetzt noch einmal als deine Gemeinde zusammengekommen.
Daß doch auch in dieser Stunde das Rechte recht gesagt
und recht gehört werden möchte!
Gib uns den Glauben, die Hoffnung, die Liebe,
die uns dazu nötig sind und die nur du uns geben kannst!
Das erbitten wir von dir im Namen unseres Herrn Jesus Christus
und mit seinen Worten: Unser Vater …!