Warum in der Luther-Bibel 2017 „’ădonāj JHWH“ falsch übersetzt ist und die Luther-Bibel 1545 es besser weiß

אֲדֹנָ֧י יְהוִ֛ה

Warum in der Luther-Bibel 2017 „’ădonāj JHWH“ falsch übersetzt ist und die Luther-Bibel 1545 es besser weiß

Zurück zu Luther heißt es in der Luther-Bibel 2017. Mitunter ist die Luther-Bibel von 1545 wortgenauer als nachfolgende Revisionen. Unverständlich, warum dies bezüglich der Wen­dung „’ădonāj JHWH“ in den Prophetenbüchern (z.B. Jes 25,8; 28,16; 30,15; 40,10; 49,22; 50,4.5.7.9; 52,4; 56,8; 61,11; 65,13.15; Jer 2,22; 7,20; 44,26; Ez 2,4; Am 1,8; 3,7.8.11.13; 4,2.5; 5,3; 7,1.2.4.5.6; 8,1.3.9.11; 9,8; u. ö.) nicht berücksichtigt worden ist. Dort steht immer noch die Fehlübersetzung aus der AT-Revision von 1964, wo „’ădonāj JHWH“ einheitlich mit „Gott der HERR“ wiedergegeben wird (wie auch die neuen Zürcher Bibel von 2007). Und in der revidierten Einheitsübersetzung von 2017 heißt es ähnlich „GOTT, der Herr“. Dabei ist im Hebräischen von „Gott“ gar keine Rede. Luther 1545 gibt die „’ădonāj JHWH“ mit „HErr HERR“ wieder und liegt damit richtig: ’ădonāj ist ehrerbietige Anrede „(mein) Herr“, ähnlich wie „Monseigneur“ im Französischen bzw. „Mylord“ im Englischen. Und „HERR“ ist die gängige Antonomasie für den NAMEN, also für das Tetragramm JHWH. ER wird ehrerbietig bei seinen Namen angesprochen, ohne dass der NAME selbst ausgesprochen wird.

Das übersetzerische Problem ist ja die scheinbare Verdoppelung von „Herr“ im deutschen Text. Semantisch besteht jedoch zwischen „HErr“ als titulare Anrede und „HERR“ als Anto­nomasie für den NAMEN ein Unterschied, den Luther 1545 ja typographisch zum Ausdruck gebracht hat. Soll eine lautsprachliche Doppelung vermieden werden, könnte man „’ădonāj JHWH“ mit „mein Herr, ER“ (Buber-Rosenzweig) wiedergegeben.

Keine Lösung ist es, den Gottesbegriff an Stelle von JHWH oder ’ădonāj in die Übersetzung einzuführen. Wenn entgegen dem hebräischen Wortlaut von einem „Gott der Herr“ (in Anleh­nung an Luthers missglückter Übersetzung von jhwh ’älohîm – Gen 2,4 u. ö.) die Rede ist, wird der NAME als Apposition sinnentleert. Dem biblischen Zeugnis zufolge geht der NAME einem anonymen „Gott-sein“ bzw. dem Appellativum „Gott“ voraus.

Hier mein Text als pdf.

1 Kommentar

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s