Gotteskinder werden nicht erwachsen
Als Jugendlicher konnte man es kaum erwarten erwachsen zu werden – ein selbstbestimmtes Leben voller eigener Möglichkeiten stand vor Augen. Mit zunehmendem Alter sieht die Realität des Erwachsenseins anders aus. Was man im Leben erreicht hat, will bewahrt werden. So verläuft das Leben oft auf eingefahrenen Gleisen; wer kann sich eigene Freiheiten so einfach herausnehmen?
Im Glauben sieht das Leben anders aus, wenn Christen mit kindlichem Vertrauen beten: „Unser Vater im Himmel …“ Gottesglaube ist Kinderglaube. Ja, das kann missverständlich klingen – klein gehalten, infantil … Doch für Christen gilt ein besonderes Kindsein, nicht kindisch, sondern kindlich. Im Glauben an Jesus Christus sind wir mündige Gotteskinder: „Weil ihr nun seine Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen gesandt. Der ruft: ‚Abba, Vater‘! Du bist also kein Sklave mehr, sondern ein mündiges Kind. Wenn du aber Kind bist, dann bist du auch Erbe. Dazu hat Gott dich bestimmt.“ (Galater 4,6f) Mündige Kinder Gottes kommen beim himmlischen Vater selbst zu Wort. Sie schlucken nicht, sondern beten. Für unser Leben gibt es ein Versprechen, wie es nur eigenen Kindern zusteht: In Christus sind wir Erben göttlichen Lebens.
Wo ich alles selbst bestimmen will, muss ich mich selbst am Leben halten. Mit zunehmendem Alter können sich eigene Zukunftsängste einstellen: Was hat man nicht alles zu verlieren. Christlicher Gottesglaube hingegen ist mündiger Kinderglaube: „Ihr seid jetzt nämlich alle Kinder Gottes – weil ihr durch den Glauben mit Christus Jesus verbunden seid.“ (Galater 3,26) Gotteskinder leben nicht hoffnungslos selbstbestimmt, sondern christusbestimmt. Wider aller Biologie und Generationenfolge werden Gotteskinder nicht erwachsen, weil sie nicht der göttlichen Fürsorge entwachsen können. Da sind dann Eltern den eigenen Kindern Geschwister im Glauben.
So lassen sich Jahr für Jahr Kindergeburtstage feiern, ohne dass dabei das eigene Alter triumphal aufgezählt wird. Wir dürfen lebenslang Gottes Kindsköpfe bleiben. Todernst muss es nicht zugehen, eher unbedarft, mitunter spielerisch-spontan. Wir sind noch nicht fertig mit uns selbst. Unser körperlicher und seelischer Zustand ist bei Gott nicht lebensentscheidend. Was zählt ist seine Annahme. In der Taufe sind wir in das Christusgedächtnis hineingenommen; und dieses göttliche Gedächtnis zählt für uns auf Ewigkeit.