Martin Luthers Vorrede zum Leipziger Gesangbuch des Valentin Babst (1545): „»Singet dem Herrn ein neues Lied. Singet dem Herrn, alle Welt.« Denn Gott hat unser Herz und Gemüt fröhlich gemacht durch seinen lieben Sohn, welchen er für uns hingegeben hat zur Erlö­sung von Sünden, Tod und Teufel. Wer dies mit Ernst glaubt, der kann’s nicht lassen: Er muss fröhlich und mit Lust davon singen und sagen, damit es andere auch hören und herzukommen.“

Vorrede zum Leipziger Gesangbuch des Valentin Babst (1545)

Von Martin Luther

Der 96. Psalm spricht: »Singet dem Herrn ein neues Lied. Singet dem Herrn, alle Welt.« Es war im Alten Testament unter dem Gesetz Moses der Gottesdienst sehr beschwer­lich und mühevoll, da sie so viele und mancherlei Opfer bringen mussten von allem, was sie in Haus und Feld hatten. Das tat das Volk, das faul und geizig war oder alles nur um des zeitlichen Nutzens willen tat, gar ungerne, wie der Prophet Maleachi sagt: »Wer ist unter euch, der umsonst eine Tür zuschlösse oder ein Licht auf meinem Altar anzündete?« (1,10) Wo aber ein solch faules, unwil­liges Herz ist, da kann gar nichts oder nichts Gutes gesun­gen werden. Fröhlich und voller Lust müssen Herz und Gemüt sein, wo man singen soll. Darum hat Gott solchen faulen und unwilligen Gottesdienst verworfen, wie er daselbst weiter spricht: »Ich habe keine Lust zu euch, spricht der Herr Zebaoth, und eure Speisopfer gefallen mir nicht von euren Händen. Denn vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang ist mein Name herrlich unter den Heiden, und an allen Orten wird meinem Namen Räucherwerk geopfert und ein reines Speisopfer. Denn groß ist mein Name unter den Heiden, spricht der Herr Zebaoth.« (1,10 f.)

So ist nun im Neuen Testament ein besserer Gottes­dienst, wovon hier der Psalm sagt: »Singet dem Herrn ein neues Lied. Singet dem Herrn, alle Welt.« Denn Gott hat unser Herz und Gemüt fröhlich gemacht durch seinen lieben Sohn, welchen er für uns hingegeben hat zur Erlö­sung von Sünden, Tod und Teufel. Wer dies mit Ernst glaubt, der kann’s nicht lassen: Er muss fröhlich und mit Lust davon singen und sagen, damit es andere auch hören und herzukommen. Wer aber nicht davon singen und sagen will, das ist ein Zeichen dafür, dass er’s nicht glaubt und nicht ins neue, fröhliche Testament, sondern unter das alte, faule, unlustige Testament gehört.

Darum tun die Drucker sehr wohl daran, dass sie gute Lieder fleißig drucken und mit allerlei Zierde den Leuten angenehm machen, damit sie zu solcher Freude des Glau­bens gereizt werden und gerne singen. Wie denn dieser Druck Valentin Babsts sehr anmutig ausgeschmückt ist.Gott gebe, dass damit dem Römischen Papst, der nichts als Heulen, Trauern und Leid in aller Welt angerichtet hat durch seine verdammten, unerträglichen und leidbrin­genden Gesetze, großer Abbruch und Schaden geschehe. Amen.

In heutiges Deutsch übertragen von Markus Jenny.

WA 35, 476f.

Hier der Text als pdf.

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