Über die drei Stiftungen und Orden
Von Martin Luther
Aber die heiligen Orden und rechten Stiftungen, von Gott eingesetzt, sind diese drei: das Priesteramt, der Ehestand, die weltliche Obrigkeit. Alle die, welche im Pfarramt oder im Dienst des Worts gefunden werden, sind in einem heiligen, rechten, guten, Gott angenehmen Orden und Stand, als die da predigen, Sakramente reichen, der allgemeinen Kasse vorstehen, Küster und Boten oder Knechte, die solchen Personen dienen usw. Solches sind eitel heilige Werke vor Gott. Ebenso wer Vater und Mutter ist, (sein) Haus wohl regiert und Kinder aufzieht zu Gottes Dienst, ist auch eitel Heiligtum und (ein) heilig Werk und heiliger Orden. Desgleichen, wo Kinder oder Gesinde den Eltern oder Herren gehorsam sind, ist auch eitel Heiligkeit, und wer darin gefunden wird, der ist ein lebendiger Heiliger auf Erden. Ebenso auch (ein) Fürst oder Oberherr, Richter, Amtleute, Kanzler, Schreiber, Knechte, Mägde und alle, die solchen dienen, dazu alle, die als Untertanen gehorsam sind: alles (ist) eitel Heiligtum und heiliges Leben vor Gott, deshalb weil solche drei Stiftungen oder Orden in Gottes Wort und Gebot gefasset sind. Was aber in Gottes Wort gefasset ist, das muß heilig Ding sein, denn Gottes Wort ist heilig und heiliget alles, das an ihm und in ihm ist.
Über diese drei Stiftungen und Orden hinaus ist nun der allgemeine Orden der christlichen Liebe, darin man nicht allein den drei Orden, sondern auch insgeheim einem jeglichen Bedürftigen mit aller Wohltat dienet, als (da sind): die Hungrigen speisen, die Durstigen tränken usw., den Feinden vergeben, für alle Menschen auf Erden bitten, allerlei Böses auf Erden leiden usw. Siehe, das sind alles eitel gute, heilige Werke. Dennoch ist kein solcher Orden ein Weg zur Seligkeit, sondern es bleibt der einzige Weg über diese alle (hinaus), nämlich der Glaube an Jesus Christus; denn es ist etwas ganz anderes: heilig und selig sein. Selig werden wir allein durch Christus, heilig aber sowohl durch solchen Glauben und auch durch solche göttlichen Stiftungen und Orden. Es mögen auch Gottlose wohl viel heilige Dinge haben, sind aber darin nicht selig! Denn Gott will solche Werke von uns zu seinem Lob und Ehre haben. Und alle die, welche in dem Glauben Christi selig sind, die tun solche Werke und halten solche Orden. Was aber vom Ehestand gesagt ist, soll man auch vom Witwen- und Jungfrauenstand verstehen, denn sie gehören doch zum Haus und zum Haushalten usw. So nun diese Orden und göttlichen Stiftungen nicht selig machen, was sollten dann die Teufelsstifte und -klöster tun, die allein, ohne Gottes Wort, aufgekommen sind und dazu wider den einzigen Weg des Glaubens streben und toben?
Quelle: Martin Luther, Vom Abendmahl. Bekenntnis (1528), Bekenntnis der Artikel des Glaubens wider die Feinde des Evangeliums und allerlei Ketzereien, WA 26, 504f.