Hellmut Rosin, Der Herr ist Gott. Die biblischen Gottesbezeichnungen und ihre Übersetzung im Hinblick auf den missionarischen Auftrag der Kirche (1955): „Das Alte Testament wiederholt in all seinen Aussagen diese zentrale Aussage: JHWH ist GOTT. Nur der Akzent fällt anders. Dass JHWH GOTT ist, Gott schlechthin, diese Wahrheit muss sich immer wieder neu offenbaren, denn JHWH ist GOTT. Dass es keinen anderen Gott gibt als JHWH, den Gott Israels, dieses Glaubensbekenntnis muss immer wieder wiederholt werden: JHWH ist GOTT.“

Hellmut Rosins englischsprachige Dissertation „The Lord ist God. The Translation of the Divine Names and the Missionary Calling of the Church“ von 1955 hat eine französischsprachige Zusammenfassung „Le Seigneur est Dieu“, die festhält, dass nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift die Aussage „JHWH ist Gott“ unumkehrbar ist. Kornelis Heiko Miskotte hat in seinem Buch „Wenn die Götter schweigen“ auf diese fundamentale Einsicht Rosins aufmerksam gemacht. Hier Rosins Text ins Deutsche übersetzt:

Der Herr ist Gott. Die biblischen Gottesbezeichnungen und ihre Übersetzung im Hinblick auf den missionarischen Auftrag der Kirche[1]

Von Hellmut Rosin

I

1. Vor jeder Übersetzung der Bibel von einer menschlichen Sprache in eine andere versetzt Gott sich selbst in unsere menschliche Realität, indem er sich in der Person seines Sohnes offenbart. In ihm offenbart er seine verborgene Absicht: Er erklärt die Juden für erwachsen und befreit so die Heiden. Auch durch ihn bricht er das Siegel der prophetischen Schriften, die das Geheimnis seines Willens verbargen. Als enthülltes Geheimnis ist es das Evangelium, das zuerst den Juden, dann den Heiden verkündet wurde. Dies ist die grundlegende Regel und Ordnung aller Bibelübersetzungen: Kraft seiner souveränen Freiheit gelangt das Wort Gottes von den Juden zu den Heiden. Die Allmacht des Vaters reißt jede Barriere nieder, die seinem Wort entgegensteht, das Himmel und Erde erfüllt.

2. Diese „Selbstverwandlung“ Gottes, durch die er sich allen Menschen nähert, ist die Menschwerdung des Wortes. Allein durch Jesus Christus werden die Schriften erfüllt und offenbart. Durch seinen Tod wird die Mauer niedergerissen, die die Juden von den Heiden trennt. Diese Barriere war keine Einschränkung, die durch menschliche Initiative beseitigt werden konnte. Auch die griechische Übersetzung konnte diese Barriere nicht beseitigen. Nur der Tod des Gottessohnes an der Grenze zwischen Juden und Heiden hatte die Macht dazu. Es ist der Herr, es ist der Auferstandene, der den missionarischen Auftrag gibt. Ohne diesen Befehl oder ohne Rücksicht auf seine Existenz würde die Mission zur Propaganda und die Übersetzung der Heiligen Schrift zu einem ihrer Mittel. Tatsächlich entsteht die Sendung aus dem Gehorsam des Glaubens, so sehr, dass sichtbar wird, dass die Übersetzungsarbeit Teil des Dienstes am Wort ist, den dieser Gehorsam befiehlt. Erst durch das Zeugnis der Apostel wird das der Propheten zur missionarischen Verkündigung. Erst durch dieses Zeugnis wird auch das prophetische Wort des Alten Testaments wirklich „übersetzt“, d.h. von den Juden auf die Heiden übergeleitet. Dass die neutestamentlichen Zeugen bereits eine Übersetzung, nämlich die der Septuaginta, verwendet haben, ändert nichts an dieser Tatsache. Das durch diese Übersetzung den „Griechen“ zugänglich gemachte Alte Testament bleibt den Juden vorbehalten, bis die Zeit der Heiden gekommen ist.

3. Die aus Juden und Heiden zusammengesetzte Kirche erhält die Vollmacht, sowohl das Alte als auch das Neue Testament durch Predigen zu übersetzen und durch Übersetzung zu predigen. Dabei folgt sie dem Weg des Evangeliums, der vom Alten zum Neuen Testament führt. Diese Passage kann erfüllt werden, weil sie durch das Alte Testament selbst vorbereitet wird, wo es eine Bewegung gibt, die sichtbar wird und die im Neuen Testament bestätigt wird. Vor jedem Übersetzungsversuch muss diese Bewegung erforscht werden. Diese Anforderung gilt insbesondere für Begriffe, die Gott bezeichnen. Ihre Übersetzung kann nicht Gegenstand einer willkürlichen Wahl oder einer auf rein philologischer Erkenntnis beruhenden Entscheidung sein; es kann auch nicht der Intuition des Missionars anvertraut werden. Vielmehr wird die Übersetzung dieser Begriffe durch ihre Funktion und ihr wechselseitiges Verhältnis in der Struktur der Urtexte des Alten Testaments einerseits und des Neuen Testaments andererseits bestimmt.

II

1. Unter den Büchern des Alten Testaments steht besonders das Buch Jona im Ruf, universalistisch und missionarisch orientiert zu sein. Dieser Ruf muss genauer untersucht werden: Es muss zugegeben werden, dass das Verhältnis zwischen Israel und den Heiden in diesem Buch explizit behandelt wird. Nicht dass diese Beziehung durch den Ausdruck Israels und den der Heiden gekennzeichnet wäre, sondern durch die Verwendung entweder des Namens JHWH oder des Begriffs elohim. Diese wechselnde Verwendung lässt sich in diesem Buch nicht literarisch, sondern theologisch erklären. Wenn man davon ausgeht, dass die Heilige Schrift ein theologisches Ganzes bildet, ist es möglich, anhand des Buches Jona als Paradigma die Funktion und die wirkliche Beziehung der Begriffe, die Gott bezeichnen, in der ganzen Bibel und gleichzeitig ans Licht zu bringen Zeit, herauszufinden, welche Regeln die Kirche bei ihrer Missionsarbeit beachten muss, um diese Begriffe in einer anderen Sprache wiederzugeben.

2. Obwohl dem Buch Jona nachgesagt wird, es befürworte den Universalismus, konfrontiert es uns mit dem Namen JHWH wie der Rest des Alten Testaments und mit mindestens der gleichen Beharrlichkeit. Dieser Name lässt sich nicht in allgemeine Begriffe auflösen. Er wendet sich daher gegen jede Übersetzungsmethode, die versucht, den Inhalt der Heiligen Schrift mit Hilfe solcher Konzepte zu meistern. Es bezeichnet im Alten Testament den Vorrang des Rechts, das im Übersetzungsprozess dem zusteht, der spricht, und nicht dem, der zuhört. Als Name des Gottes Israels kommt dieser Name zu den Heiden und erfasst die Begriffe, die er braucht. Indem es das Alte Testament für alle Nichtjuden undurchdringlich macht, öffnet es den Weg von den Juden zu den Heiden. Sich durch menschliche Worte offenbarend, ohne von ihnen absorbiert zu werden oder zu verschwinden, ist sie der obligatorische Ausgangspunkt, von dem alle Übersetzungsversuche ausgehen, ohne übrigens diesen Namen selbst zu übersetzen. Das Vertrauen in die diesem Namen innewohnende Kraft macht diesen Versuch möglich, der dann in die von diesem Namen selbst eingeschlagene Richtung erfolgt.

3. Im Zuge dieser Bewegung trifft der NAME auf den menschlich-heidnischen Gottesbegriff, der im Vokabular des Alten Testaments durch das Wort elohim abgebildet und repräsentiert wird, wie es das erste Kapitel des Jona veranschaulicht. Durch diese Gesamtkonzeption findet die menschlich-heidnische Religion den Anlass, sich im Alten Testament auszudrücken und mit dem NAMEN in Kontakt zu treten, was dadurch geschieht, dass JHWH in seiner souveränen Freiheit diesen Kontakt selbst herstellt. Soweit es die Übersetzung betrifft, kann das Wort elohim durch einen analogen Begriff aus einer anderen Sprache ersetzt werden, wie schwach sein Inhalt auch sein mag. Damit führt er diesen Begriff in die Schrift ein und stellt ihm den NAMEN gegenüber, also die Offenbarung des lebendigen Gottes. Aber auch der erhabenste Gottesbegriff, ob monotheistisch oder monistisch, ist gezwungen, seine erhabene Stellung aufzugeben und in der Bibel als Begriff geradezu polytheistischer oder „primitiver“ Religion zu dienen. Diese Erniedrigung erinnert uns daran, dass selbst das erhabenste unserer Gotteskonzepte leer ist, da es nur ein von Menschen geschaffenes Konzept ist. Kein Begriff allein ist geeignet, der Verherrlichung JHWHs, des Allerhöchsten Gottes, zu dienen. Sogar der Begriff elohim muss, wie alle seine Äquivalente in anderen Sprachen, neu gefasst werden, um seine volle Bedeutung und Bedeutung zu erhalten.

III

1. Der Name JHWH bestimmt den Inhalt des Wortes elohim. Er füllt dieses Wort mit seiner Wahrheit und seinem Licht. Der Gattungsname elohim kann also letztlich eine eigenständige Rolle spielen, wie wir im zweiten Teil des Buches Jona sehen (Kapitel 2 bis 4). Dieser Gattungsname verhält sich dann wie ein Eigenname und kann sogar alle Funktionen des NAMENS erfüllen. Es wäre jedoch unklug, in diesen Fällen JHWH und elohim (oder ha’elohim) als Synonyme zu betrachten, die einander jederzeit ersetzen können. Die Gleichheit „JHWH ist GOTT“ lässt sich nicht rückgängig machen. Die umgekehrte Gleichheit „GOTT ist JHWH“ findet sich nirgendwo im Alten Testament. Das Alte Testament wiederholt in all seinen Aussagen diese zentrale Aussage: JHWH ist GOTT. Nur der Akzent fällt anders. Dass JHWH GOTT ist, Gott schlechthin, diese Wahrheit muss sich immer wieder neu offenbaren, denn JHWH ist GOTT. Dass es keinen anderen Gott gibt als JHWH, den Gott Israels, dieses Glaubensbekenntnis muss immer wieder wiederholt werden: JHWH ist GOTT.

2. Einerseits erfahren wir, dass JHWH der Gott Israels ist, und doch geht ihn die Welt an. Sein Rettungsplan betrifft Israel, und doch hat er gerade dadurch die ganze Welt im Blick. Die Beziehung der Welt zu JHWH ist eine „horizontale“ Beziehung (Heiden – Israel – JHWH), in der eine „vertikale“ Beziehung (JHWH – Heiden) sichtbar wird, wie im ersten Kapitel des Buches Jona gezeigt wird, wo die Person des Jonas, der Israel vertritt, im Zentrum des Aktionsfeldes von JHWH steht, die Heiden hingegen werden in den Prozess von JHWH mit Jonas einbezogen und dazu gebracht, daran teilzunehmen. Dadurch werden sie zur Kenntnis des NAMENS gebracht.

Andererseits sehen wir, dass JHWH der Gott allen Fleisches ist, und doch bleibt er der Gott Israels. Sein Rettungsplan betrifft die ganze Welt und damit doch das Volk Israel. Die Beziehung der Welt zu JHWH ist eine „vertikale“ Beziehung (JHWH – Heiden), die in einer „horizontalen“ Beziehung (JHWH – Israel – Heiden) sichtbar wird, wie in Kapitel 3 des Buches Jona gezeigt wird, wo die Welt Dies ist das Zentrum des Aktionsfeldes von JHWH und es ist Jona, der Israel vertritt, der in GOTTES Verfahren mit der Welt einbezogen ist. Dies sind die beiden Aspekte, die die Welt so liefern, wie sie hier gesehen wird. Die beiden Begriffe JHWH und Elohim dienen zugleich der Unterscheidung und Verbindung.

3. Das letzte Kapitel des Buches Jona erzählt uns von einem Dialog zwischen JHWH und dem Propheten. Der göttliche Gesprächspartner wird dort mit folgenden Begriffen bezeichnet: JHWH, JHWH-ELOHIM, ha’élohim, élohim, JHWH. Diese auffällige Tatsache könnte folgendermaßen erklärt werden: Wenn es wahr ist, dass JHWH der Gott Israels ist, ist es nicht weniger wahr, dass er auch der Gott aller Menschen (elohim) ist. Er ist in seiner Beziehung zur Welt nicht anders als in seiner Beziehung zu Israel. Für beide ist er der barmherzige und mitfühlende Gott. Das ist ein Skandal für Jonas, der nicht zugibt, dass das Heil von Israel zu den Heiden geht, und der dennoch akzeptieren muss, dass Israel letztlich keinen Vorrang vor den Heiden hat. Dann begegnet JHWH, der den Propheten prüft, seinem Geschöpf als seinem Schöpfer (Elohim). Erst dann offenbart er sich ihm wieder als Gott des Bundes (JHWH). Der Ausdruck JHWH-GOTT schließt all diese Ansätze ein: JHWH-GOTT ist der Gott Israels, der auch der Gott der Heiden ist; JHWH-GOTT ist der Gott allen Fleisches, der nicht aufhört, auch der Gott Israels zu sein. Durch diese beiden Worte wird uns die göttliche Realität, die eins ist, offenbart.

IV

1. Der differenzierte Gebrauch des Namens JHWH und des Wortes elohim, an Stelle des Eigennamens verwendet, wird im Buch Jonas besonders auffallend dargestellt. Wir können die Existenz dieses differenzierten Gebrauchs auch in anderen Teilen der Heiligen Schrift beweisen; Der Umfang dieser Verwendung muss jedoch in jedem Kontext angegeben werden. Die elohistischen Psalmen (Psalm 42-83) eignen sich besonders gut zur Überprüfung der oben identifizierten Prinzipien. In dieser Psalmensammlung wurde der ursprünglich verwendete Begriff JHWH im aktuellen Text bis auf 43 sicher nicht zufällige Fälle durch den von elohim ersetzt. So bleibt auch in diesen Psalmen der NAME der Ursprung aller Äußerungen über Gott. Gerade die Seltenheit seiner Verwendung macht es umso offensichtlicher: Es ist JHWH, der Gott ist. Gewiß ist das der Weg, der von den Juden zu den Heiden führt; in diesen Psalmen singt Israel spontan und für alle Menschen, die es hören wollen. Derjenige, der sie alle angeht (elohim), also derjenige, von dem sogar die Heiden zu sprechen glauben, wenn sie Äquivalente des Wortes elohim verwenden. Dieses Zeugnis Israels vor den Heiden findet jedoch immer noch innerhalb der Grenzen des Alten Bundes statt. Denn auch in diesem Fall bleibt der Name JHWH das Zeichen der unüberwindbaren Trennung zwischen den Heiden und Israel.

2. Im Pentateuch erklärt sich die Verwendung des Begriffs JHWH, manchmal des Begriffs Elohim, zumindest teilweise durch die Vermischung verschiedener Quellen. Mit dieser Feststellung können wir uns jedoch nicht zufriedengeben. Die Arbeit der Bibelübersetzung und die Unterscheidung und Rekonstruktion der Quellen sind nicht identisch. Gegenstand der Übersetzung ist der gesamte kanonische Text. Darin werden die aus unterschiedlichen Quellen stammenden Begriffe, die Gott bezeichnen, gegenübergestellt und miteinander verknüpft. Die Frage nach der wirklichen Funktion und Bedeutung jedes dieser Begriffe im biblischen Text, wie wir ihn heute kennen, erfordert daher Aufmerksamkeit. Diese Frage kann nicht einfach dadurch gelöst werden, dass an die Existenz verschiedener Quellen erinnert wird, die zur Abfassung des vorliegenden Textes gedient haben. Im Buch Genesis zeigen Umfragen zum Beispiel, dass ein Zusammenhang zwischen dem besonderen Charakter einer Geschichte und dem darin bevorzugt verwendeten Gottesbegriff besteht. Der Vergleich paralleler Perikopen bietet eine besonders günstige Möglichkeit, diese Beziehung deutlich zu machen. Wenn also auch im Pentateuch die abwechselnde Verwendung von JHWH und elohim kein Zufall ist, so verdient sie zum Zeitpunkt der Übersetzung nachhaltigste Beachtung.

3. JHWH ist GOTT! Dieser Satz mit den zwei Akzenten, die er tragen kann, bildet das Grundprinzip jeder Übersetzung der Begriffe, die Gott bezeichnen. In diesem Satz transponiert sich der NAME in den allgemeinen Gottesbegriff (elohim), bevor wir uns vornehmen können, die beiden Begriffe JHWH und elohim in andere Sprachen zu übersetzen, und zwar mit unterschiedlichen Begriffen. Diese „Selbstumsetzung“ des NAMENS erlaubt es uns nicht, ihn in der Übersetzung durch einen allgemeinen Gottesbegriff zu ersetzen. Die Tatsache, dass es zwei Begriffe gibt, um Gott zu bezeichnen, muss respektiert werden, damit die Kirche sich des Weges bewusst bleibt, dem die Offenbarung notwendigerweise folgt und der von Israel zu den Heiden führt. Mit anderen Worten, der Name JHWH muss im gesamten Alten Testament einheitlich mit einem einzigen Begriff wiedergegeben werden, da auch elohim, im absoluten Sinne verwendet, mit einem einzigen Begriff übersetzt werden muss, der sich von dem unterscheidet, der für die Übersetzung von JHWH verwendet wird. Dies ist unerlässlich, um auch in einer Übersetzung die Beziehung und die Funktion dieser beiden Begriffe deutlich zu machen. Eine im allgemeinen Sprachgebrauch zulässige Vereinheitlichung der Gott bezeichnenden Begriffe ist in einer Übersetzung nicht zulässig.

V

1. Die Frage, die uns beschäftigt, ist nicht die nach der Natur Gottes, sondern die nach der Natur der Begriffe, die Gott bezeichnen. Unsere Untersuchung beschränkt sich auf die Analyse der Gott bezeichnenden Begriffe im engeren Sinne: Einerseits untersucht sie den Namen JHWH, andererseits die Gruppe „el“, „eloah“, „elohim“, um zu dem der Titel Adonai hinzugefügt wird, wegen seiner Verbindung mit dem NAMEN. Es ist daher notwendig festzustellen, welche Anweisungen die Art dieser Wörter dem Übersetzer auferlegt.

2. Elohim, wie auch eloah, elah und el, da es sich um einen attributiven Begriff des NAMENS handelt, muss unbedingt übersetzt werden und kann es sein. Die Pflicht und die Möglichkeit, es in alle Sprachen zu übersetzen, beruhen darauf, dass es JHWH selbst gefiel, trotz aller Hindernisse, die es ihm entgegenstellt, dieses Wort zu wählen. In keiner Bibelübersetzung kann das Wort elohim ein Fremdwort bleiben, etwa in Form von Eloï oder Eloba, auch wenn ihm das Wort, das sich der Wahl des Übersetzers aufdrängt, suspekt und durch den Gebrauch kompromittiert erscheint. Wäre es möglich, ein Wort zu finden, das elohim in seinem vollen und absoluten Sinn wiedergeben könnte (1. Mose 1)? Andernfalls entfällt auch die Anforderung, nach diesem Wort zu suchen. Im Gegenteil, die Übersetzungsarbeit basiert zunächst auf dem Wort elohim im allgemeinsten Sinne. Der Übersetzer muss es der Schrift selbst und der durch den NAMEN ausgedrückten Offenbarung überlassen, dem gewählten Wort seine eigentliche Bedeutung zu geben. Es genügt also, dass dieses Wort an der Peripherie des von elohim ausgedrückten Konzepts steht. Ein Begriff von allgemeiner Bedeutung, dessen Bedeutung breit und die Verwendung im Plural möglich sein muss, eignet sich für den Dienst, der von ihm verlangt wird, während der Eigenname eines „höchsten Wesens“ weder wiedergeben kann, was Gott noch was die Götter sind im Alten Testament.

3. Es ist ein charakteristisches Merkmal des biblischen Zeugnisses, dass es nicht einfach von „Gott“ spricht, sondern sich ausgiebig von Ausdrücken bedient wie „mein Gott“, „dein Gott“, „unser Gott“, „der Gott Israels“, „der Gott des Himmels“, „der heilige Gott“, „ein verborgener Gott“, „ein Gott, der jedem nach seinen Werken vergilt“ usw. Auch wenn der Name Elohim den einzig wahren Gott bezeichnet, behält er daher, wie die oben angeführten Beispiele zeigen, den Charakter eines Volksnamens, während der Eigenname einer Gottheit oder eines philosophischen Gottesbegriffs an dieser Stelle verweigert wird.

4. „Gott, der ewige und wahre Gott, erniedrigt sich selbst, um als ‚ein‘ Gott in der Versammlung der Götter zu erscheinen“ (Miskotte). Im Alten Testament ist das Wort elohim Teil eines riesigen Begriffskomplexes: Es behält vorübergehend die Möglichkeit, sowohl auf die Götter der Heiden als auch auf den wahren Gott angewendet zu werden. So werden die Götter und sogar ihre plastischen Darstellungen Elohim genannt, obwohl die Heiligenschreiber über ein reichhaltiges abwertendes Vokabular zur Bezeichnung von Idolen verfügten. Eine Übersetzung, die unterschiedliche Begriffe verwendet, je nachdem, ob der Begriff elohim Gott, die Götter oder die Götzen bezeichnet, verhindert die notwendige Auseinandersetzung zwischen diesen Begriffen: Eine solche Übersetzung, die bereits zwischen JHWH und den anderen Göttern wählt, nimmt dem Leser die Möglichkeit der am Ende selbst diese Wahl zu treffen, die ihm der Text auferlegt. Sicherlich ist JHWH größer als alle Götter; dennoch erfreut es ihn, seine Größe als Elohim unter Elohim zu offenbaren. Nur so werden die „Götter“ als Usurpatoren entlarvt und der „andere Gott“ als „Nichtgott“ (lo-el) denunziert. Aus diesem Grund kann es sich die Schrift leisten, die Heiden ihre Götter ihre „Elohim“ nennen zu lassen. Andererseits und gerade in diesem Zusammenhang verweigert sie allen anderen Göttern radikal diesen Titel: JHWH HOU HA-ELOHIM! Es ist JHWH, der Gott ist, er allein (1 Könige 18, 39).

5. Nur ein gemeinsamer Name, der sowohl zur Bezeichnung von Gott als auch von den Göttern verwendet wird, kann uns das Terrain offenbaren, über das der Weg von den Juden zu den Heiden führen wird, gemäß dem beständigen Plan, den die Schrift vorgibt. Dieser Grund muss in jeder Sprache gesucht werden, in die die Schrift übersetzt werden soll. Es wird genau in dem Begriff des „Göttlichen“ gefunden, der in dieser Sprache existiert. Viele Übersetzer haben diesen Aspekt ihrer Arbeit vernachlässigt und sich damit begnügt, ein Fremdwort in die betreffende Sprache einzuführen, zum Beispiel das spanische Wort Dios oder das englische Wort God. Anstatt auf die dem Wort Gottes innewohnende Macht zu vertrauen, um die Macht in der Sprache zu übernehmen, in die sie die Schrift übersetzten, verließen sich diese Übersetzer auf das kulturelle Übergewicht von Spanisch oder Englisch, um Gott vor Missverständnissen zu schützen! Ein Fremdwort, völlig frei von Bedeutung („Nullbedeutung“), muss zwangsläufig den Eindruck erwecken, der Eigenname eines fremden Gottes zu sein, und kann zu einer synkretistischen Gleichsetzung dieses fremden Gottes mit einem der diesem Volke eigenen Götter führen.

Gegen diese irrigen Beispiele ist hier die Regel, die Übersetzern vorgeschlagen werden muss: Der Begriff, wo die heidnische Vorstellung des Göttlichen die weiteste Ausdehnung hat, das Wort daher, das besser als jedes andere dazu geeignet ist, ein unbestimmtes Übernatürliches auszudrücken, muss sein gewählt, um den Begriff elohim in allen Bedeutungen zu übersetzen, die er in der Bibel hat.

VI

1. Die Kirche hat nur einen Namen zu verkünden, den von Jesus Christus. Durch den Namen dieses Mannes geht der Name Gottes von den Juden auf die Heiden über. Es ist nicht erlaubt, dass neben diesem einen Namen ein anderer Name gepredigt wird. Damit stellt sich die brennende Frage nach der Legitimität der wörtlichen Transkription des Tetragramms.

Der Begriff Jehova entstand aus einem Missverständnis. Im Laufe der Jahrhunderte hat es in der Kirche an Bedeutung gewonnen und sich in den Missionsfeldern weit verbreitet. Die von 1901 erhaltene amerikanische Version (American Standard Version) macht überall JHWH von „Jehovah“. Sie begründet diese Vorgehensweise damit, dass die abergläubische Weigerung der Juden, den Namen Gottes auszusprechen, für Christen nicht normativ sei und dass der Eigenname des Gottes der Offenbarung seinen rechtmäßigen Platz im heiligen Text finden müsse. In der Überarbeitung von 1952 (Revised Standard Version) wurde diese Wahl zugunsten des traditionellen Ausdrucks aufgegeben, der das Tetragramm mit „LORD“ wiedergibt. Die Revisoren begründen ihre Entscheidung damit, dass der Ausdruck Jehova falsch sei und die Verwendung eines Eigennamens zur Bezeichnung des einen Gottes nicht dem universalen Glauben der christlichen Kirche entspreche.

Mittlerweile hat die wissenschaftliche Rekonstruktion „Jahwe“ den Ausdruck Jehova teilweise verdrängt und sogar Eingang in einige Bibelübersetzungen gefunden. Wollen wir ihm auch seinen Platz in der Liturgie geben oder wollen wir im Gegenteil das Alte Testament im rein historischen Bereich durch diese Maßnahme zurückweisen? Widersetzt sich das Tetragrammaton nicht jedem Transkriptionsversuch, gerade weil es die Einheit der beiden Testamente wahren will?

Die beiden Ausdrücke Jehova und Jahwe müssen aus Übersetzungen verschwinden, denn nicht umsonst ist der NAME stumm und unleserlich geworden. Die Sorge um die Einheit der Kirche erfordert, dass nur ein Name gepredigt wird, der von Jesus, der im Alten Testament die Funktion des NAMENS übernommen hat.

2. Ebenso muss jeder Versuch, das Tetragrammaton zu übersetzen, als fehlerhaft betrachtet werden, Versuche, die meistens auf der Exegese von Kapitel 5 von Exodus beruhen. Der Inhalt des NAMENS ist nicht seine Etymologie, sondern seine Geschichte. Die Anspielung auf das Verb „hayah“ (existieren, vorhanden sein) reicht nicht aus, um eine Übersetzung des NAMENS zu rechtfertigen. Kein Begriff, welcher „Dynamik“ auch immer sein mag, kann sagen, was den NAMEN ankündigt und verkündet, der die ganze Geschichte, deren Mittelpunkt er ist, in sich einschließt.

Weniger als jeder andere konnte der Begriff „der Ewige“ diesen Dienst leisten. Diese Übersetzung führt einen ihr formal fremden Ausdruck in die Bibel ein, der zu einer philosophischen Deutung der Offenbarung führen könnte. Zwar findet sich im Alten Testament der Begriff el ‚olam, „der Gott der Ewigkeit“, oder besser noch „der Gott der Urzeit“, doch das als Substantiv verwendete Adjektiv „aïonios“ findet sich nur in den Apokryphen. Die Verwendung des Adjektivs „ewig“ als Attribut des NAMENS ist zulässig, vorausgesetzt, es gibt keinen Schlupf, der es an die Stelle des NAMEN setzt und letzteren eliminiert. Es ist JHWH, der der ewige Gott ist. Es ist nicht erlaubt, die Outfits dieses Vorschlags umzukehren. Der einzige Schlüssel zur Interpretation des Namens JHWH wird uns durch den von Jesus Christus gegeben und nicht durch das Konzept der Ewigkeit.

Nun bricht die Verwendung des Begriffs „der Ewige“ die Einheit der beiden Testamente, die er trennt. Im Alten finden wir „den Ewigen“, in den alttestamentlichen Zitaten des Neuen Testaments „den Herrn“. Es ist zu glauben, dass der Gott des Alten Testaments ein anderer Gott ist als der des Neuen … Wir sollten uns also nicht wundern, wenn „das Ewige“ schließlich unter dem Einfluss der Philosophie der Aufklärung in ein „ewiges Wesen“ umgewandelt wurde Sein“, nicht ohne von der liberalen Orthodoxie, die der natürlichen Theologie zugeneigt ist, eine gewisse Ehrerbietung erhalten zu haben.

Es gibt nur einen Weg, den Namen JHWH wiederzugeben, ohne ihn wörtlich zu übertragen oder zu übersetzen, es ist der, der von den Rabbinern und der Septuaginta verwendet wird, und den das Neue Testament sanktioniert, es ist der Ersatz für das heilige Tetragramm des Titels von Adonai-Kurios. Diese stellvertretende Ersetzung erfolgt mit dem Ergebnis, dass der Titel „Herr“ einfach an die Stelle des NAMENS tritt, ohne ihm einen neuen Inhalt zu geben. Dieser Titel weist auf eine persönliche Beziehung („mein Herr“) hin. Die Person, auf die er anspielt, ist so eindeutig bezeichnet, dass es überflüssig ist, sie explizit zu nennen. Die Verwendung des Titels anstelle des NAMENS, seine „pronominale“ Funktion, verhindert, dass er als eigenständiges Konzept erscheint oder gar den Inhalt des NAMENS ausdrücken will. Sie lenkt die auf sich selbst gerichtete Aufmerksamkeit ständig ab, um sie auf den zu richten, der ihr Träger ist.

Es kann also nicht mehr darum gehen, den NAMEN zu übersetzen, sondern im Gegenteil nur noch eine Entsprechung dieses Titels in anderen Sprachen zu finden. Diese Arbeit muss soziologische Faktoren in den betreffenden Fremdsprachen berücksichtigen. So wie im Alten Testament der profane Titel adôn gewählt wurde, um JHWH zu bezeichnen, so müssen wir in den Sprachen, in die wir die Bibel übersetzen wollen, nach einem menschlichen Titel suchen, dem die Ehre erwiesen wird, in der Lage zu sein um zur Verherrlichung dessen zu dienen, der der einzige Herr ist. Gerade weil die Übersetzungsarbeit dem oben beschriebenen Prozess folgen muss, ist es nicht notwendig, einen hochrangigen Titel zu wählen. Es genügt, dass der gewählte Titel mit hinreichender Klarheit zeigt, dass derjenige, der ihn trägt, der Vorgesetzte in den Beziehungen ist, die ihn mit dem Diener verbinden. Dieser Titel kann verwendet werden, um „adôn“ im profanen Sinne sowie „Adonai“ wiederzugeben. So wird er zum Ersatz für den NAMEN. In den Fällen, in denen dieser Titel den Platz des Tetragramms einnimmt, ist es notwendig, ihn in Großbuchstaben anzugeben, damit der Leser weiß, ob der hebräische Text JHWH (HERR) oder Adonai (Herr) sagt.

VII

Der NAME, also die Offenbarung, geht von den Juden zu den Heiden. Das bedeutet nach allem, was wir gesagt haben, dass Heiden und Ausländer das Privileg erhalten, in ihrer eigenen Sprache „Herr“, „mein Herr“, „unser Herr“, den Gott Israels, zu rufen. Es ist die Offenbarung des geheimen Vorsatzes Gottes, verborgen vor aller Ewigkeit. Was Gott den Juden sagt, das tritt in der Person des Herrn Jesus Christus auch für uns Heiden in Kraft. Ich, der Herr, bin euer Gott!

Die Übersetzung von Ausdrücken, die Gott bezeichnen, ob im Alten oder im Neuen Testament, dient dem einzigartigen Zeugnis beider Testamente. Sie muss sich ständig die Korrespondenz zwischen Theos und Elohim vor Augen halten und die, die Kurios mit Adonai verbindet. Es muss jedes dieser beiden Namenspaare einheitlich und mit einem einzigen Begriff übersetzen. Denn der eine Gott und der eine Herr sind zwei und eins in beiden Testamenten.

Der französische Text dieser Zusammenfassung ist M. le Basteur Anderfuhren aus Corcelles bei Bayeme zu verdanken, dem der Autor seine Dankbarkeit ausdrückt.


[1] Übersetzung der französischsprachigen Zusammenfassung „Le Seigneur est Dieu“ von Hellmut Rosins englischsprachiger Dissertationsschrift „The Lord ist God. The Translation of the Divine Names and the Missionary Calling of the Church“ (Amsterdam 1956) für das Promotionsverfahren an der Universität Genf, 1. Juli 1955.

Hier der Text als pdf.

1 Kommentar

  1. Die Seele
    erschafft alle Götter

    wenn sie
    zu sehr
    verbraucht sind

    erschafft
    sie jenen

    denen
    die eine
    Anleitung
    eine Handführung
    durch ihren
    Lebensweg brauchen

    mit neuem Namen
    dieselben wieder

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