Über die dramatische Wahrheit des Evangeliums Jesu Christi
Platos Höhlengleichnis am Anfang des siebten Buches seines Dialogs Politeía erschließt einen Erkenntnisweg, den Menschen aus eigenem intellektuellen Vermögen heraus zu gehen haben. Im Inneren der Höhle gefesselt an sinnliche Wahrnehmung, die sich jedoch nur auf Schattenbilder an der Höhlenwand ausrichten kann. Wie in einem Kino bewegte Bilder, die für die Wirklichkeit angesehen müssen, bis einer sich aus den eigenen Fesseln windet und im Aufstieg zum Höhlenausgang die feuerinduzierten Projektionsverhältnisse durchschaut. Im weiteren Aufstieg erkennt er die Ideen, die den sinnlichen Gegenständen und Gegebenheiten ihr Wesen verleihen, um schließlich in der Sonne die eine und einigende Idee des Guten und Urgrund allen Seins zu erkennen. In Platos Gleichnis liegt es am Menschen selbst diesen Erkenntnisweg zu beschreiten. Aus eigenem Vermögen heißt es die Schattenwelt zu durchschauen und den intellektuellen Aufstieg zur höchsten Idee (summum bonum = Gott?) zu vollziehen.
Ganz anders klingt es, wenn die christliche Botschaft in das Höhlengleichnis eingetragen wird, beispielsweise in den einleitenden Worten aus dem ersten Brief des Johannes:
1 Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, vom Wort des Lebens – 2 und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist -, 3 was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. 4 Und das schreiben wir, damit unsere Freude vollkommen sei. 5 Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis. 6 Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und wandeln in der Finsternis, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit. 7 Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde.
Die Botschaft – Wort des Lebens – inmitten der dunklen Höhle, gottgewirktes Leben ist erschienen, mitten unter den Menschen in der Finsternis, Wahrheit, der man in der Dunkelheit begegnen kann, zum Hören und zum Ertasten. Der Gottessohn Jesus Christus in die Dunkelheit der Welt hinabgestiegen (Weihnachten!), um Menschen in die lichte Gottesgemeinschaft zu bringen. Dramatische Wahrheit, in unseren Lebensbereich eingedrungen, von oben herab, in die Hände der Menschen begeben, die ihn zu begreifen und anzunehmen haben. In diesem Sinne lebendige Wahrheit, die mehr ist als Anschauungssache oder Denkleistung. Handgreiflich von Illusionen des Lebens gelöst, schon in der Finsternis erlöst, mit einer Lichtbotschaft auch im Dunkeln, die schließlich am Ende der Tage, jenseits menschlichen Höhlenlebens im Licht göttlicher Ewigkeit für alle wahr wird (vergleiche dazu den Prolog des Evangeliums nach Johannes Kapitel 1,1-18).
Gut,die christliche Weisheit mit der griech.Philosophie zusammenzuführen…..es gibt eben Wege zum Heil…..Jerusalem und Athen (und Rom Boethius,Seneca)