
Wer warten kann, erfährt den Segen (aus einer Predigt über Mt 8,23-27)
Von Martin Luther
Was ist das für ein Mann, dem Wind und Meer gehorsam sind! Zuvor haben sie ihn angesehen als einen Handwerksgesellen, als den Sohn Josephs. Zu dieser Hilf aus Todesnot hatten sie sich nicht versehen.
Nu wachen sie recht aus dem Schlaf auf und erkennen in ihm den Herrn über Wind und Meer, auch wenn es aufs greulichste tobt. Das ist des Glaubens Frucht. Drum sind den Christen die Anfechtungen nötig und nützlich, gleichwie es auch jetzt, so Gott will, geschehen wird, daß nach dem Reichstag eine Frucht unsers Glaubens und Gebets an den Tag kommen wird, die uns all die schändliche Lästerung, Haß und Neid vergessen machen und fröhlich machen wird.
Es wird an den Tag kommen, was wir gelitten und welch Zeugnis wir gegeben haben, und dann auch, was ein jeder einzelne für seine eigene Person erduldet hat. Drum sollen wir nicht erschrecken. Denen, die Christen sein wollen, ist’s ein tröstlich Evangelium. Wenn das Unwetter angeht, so ist Christus da und wird uns herausreißen. So wird großer Nutzen daraus kommen.
Erstlich mußt du hinein kommen in das Ungewitter. Dann aber, spricht Christus, will ich dich herausreißen, und es soll viel Frucht und große Ehr dabei herauskommen, du sollst hier genug zur Notdurft haben und darnach das ewige Leben. Dem alten Adam tut’s aber von Herzen weh, er gibt sich nicht gern in Wind und Wellen und aufs Meer, er wollte lieber außen bleiben. Aber es wird nichts andres draus.
Quelle: WA 34 I, 134,13-136,3 (aus der Rörer- bzw. Lauterbach-Nachschrift der Predigt vom 29. 1. 1531)