Wie sich Martin Niemöller 1947 erfolgreich gegen den Titel „Bischof“ gewandt hat: „Da haben wir es doch gemerkt, dass es um den Herrn Christus mit seiner lebendigen Gegenwart geht und dass er sich nicht an den Bischof bindet. Auch da, wo die Bischöfe abfallen, auch da, wo die Pastoren abfallen oder verhaftet werden, sorgt er dafür, dass das Wort und das Sakrament verwaltet werden und nicht unter den Tisch fallen. Das Amt ist da, der Herr Christus sorgt schon dafür, dass das Amt da ist.“

Einspruch gegen den Bischofstitel (1947)

Von Martin Niemöller

Sie, Christiane Tietz, heißt immer noch „Kirchenpräsidentin“, die in der Kirchenleitung der Evangelischen Kirchen in Hessen und Nassau (EKHN) den Vorsitz innehat. Als Martin Niemöller im Herbst 1947 zum ersten Kirchen­präsidenten gewählt werden sollte, wurde vor der Wahl durch den Kirchentag erwogen, ihm Titel und Status eines Bischofs zu verleihen. Dagegen hatte sich Martin Niemöller erfolgreich mit folgenden Worten gewandt:

Der Bischof verleitet ja doch dazu, daß wir alle [.. .] zu der Auf­fassung kommen: Der Bischof ist derjenige Theologe in der Kirche, aus dem der Geist Gottes am deutlichsten spricht! […] Meine Er­fahrung mit der Bischofsgeschichte in Deutschland ist nun einmal nicht die, daß sie ein stärkeres Gewicht hätten als das, was Gott durch Jesus und den Heiligen Geist in den Jahren des Leidens und der Verfolgung den Gemeinden geschenkt hat. Da haben wir es doch gemerkt, daß es um den Herrn Christus mit seiner lebendigen Gegenwart geht und daß er sich nicht an den Bischof bindet. Auch da, wo die Bischöfe abfallen, auch da, wo die Pastoren abfallen oder verhaftet werden, sorgt er dafür, daß das Wort und das Sakrament verwaltet werden und nicht unter den Tisch fallen. Das Amt ist da, der Herr Christus sorgt schon dafür, daß das Amt da ist. […] Des­halb sehen Sie auch nicht, daß ich mir das Bischofskreuz umhänge, weil ich nicht den Eindruck erwecken möchte: Hier kommt ein Mann, der weiß von dem Herrn Christus etwas mehr als unser Herr Pastor.

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