Predigt über 1. Timotheus 4,4-5 an Erntedank
„Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird; denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet.“ (1Tim 4,4-5)
„Alles Gute“ wünschen wir uns gegenseitig. Aber was besagt das? Was macht eigentlich das Gutsein aus?
In der Regel beurteilen wir selbst, ob etwas als gut anzusehen ist. Wir heißen Dinge gut, die uns gefallen, die uns erfreuen, die uns schmecken oder die wir schön finden. Aber damit ist es kein allgemeingültiges Urteil gefasst. Der Widerspruch kommt: „Gut für dich, aber nicht für mich!“ Was der eine gutheißen kann, gefällt womöglich dem anderen ganz und gar nicht.
Geschmäcker sind unterschiedlich, gerade auch beim Essen. Selbst beim Wetter können wir uns nicht gemeinsam auf gutes Wetter einigen: Dem einen ist es zu heiß, dem anderen zu kalt, der dritten zu feucht, dem vierten zu trocken. Jeder hat sein eigenes gutes Wetter im Sinn, belässt es bei seinen eigenen „Gütern“. Wie können wir uns mit unseren unterschiedlichen Ansichten und Urteilen im Guten gemeinsam wiederfinden?
„Gott sah, dass es gut war.“ So heißt es sechs Mal in der Bibel – zu jedem einzelnen Schöpfungstag. Abschließend ist die ganze Schöpfung in den göttlichen Blick genommen: „Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ (1Mose 1,31) Was für uns alle wirklich gut ist, bestimmen wir nicht selbst. Der Gott heißt gut und lässt es damit auf sich beruhen. Worin er mit seiner Güte selbst zu Wort gekommen ist, das sollen auch wir gutheißen. Dazu leiten uns folgende Worte aus Bibel an: „Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird; denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet.“ (1Timotheus 4,4-5)
Uns ist tagtäglich allerorts aufgegeben, den Gott zu loben und preisen und dabei die Dinge, Wahrnehmungen und Tätigkeiten unseres Lebens neu auf seine Güte zu beziehen, so wie dies im jüdischen Lobpreis (Berakah) praktiziert wird: „Gepriesen bist du, HERR, unser Gott, König der Welt, der du die Erde das Brot hervorbringen lässt, der du die Frucht des Weinstocks geschaffen hast, der du wohlriechende Kräuter geschaffen hast, der du Früchten einen guten Duft gegeben hast, der du unsere tägliche Arbeit verrichten lässt, der du freundliche Mitmenschen uns beigesellt hast, der du uns am Morgen aufstehen lässt …“
Werden die Dinge nach eigenem Gutdünken beurteilt, findet sich immer weniger, was man von sich aus (noch) als gut befinden kann. Lebensaussichten verdunkeln sich mit der Zeit. Wer hingegen im Gotteslob und im Dankgebet den alltäglichen Dingen und Aufgaben Gottes Güte immer wieder neu zuspricht, dessen Wahrnehmung der Schöpfung verändert sich zum Positiven. Im Lobpreis lichtet sich unsere Lebenswelt, weitet sich unser Gesichtsfeld auf den Himmel zu: „HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.“ (Psalm 36,6)