
In der heutigen Ausgabe von SWR2 Glauben ist von Brigitte Lehnhoff unter dem Titel „Kirchensteuer in der Kritik. Eine Bestandsaufnahme“ ein gut recherchierter und angenehm moderierter Beitrag über die Kirchensteuer und alternative Modelle gesendet worden. Darin kommen auch mein Studienkollege Mathias Hartmann, Rektor der Diakonie Neuendettelsau, mit seinen Anfragen an die Zukunft der Kirchensteuer und ich mit meiner biblisch-theologischen Kritik zu Wort. Die evangelische Nachrichtenagentur idea hat daraus eine Meldung gemacht: Ist die Kirchensteuer noch zeitgemäß?
Hier noch einmal meine zwölf Thesen zur Kirchensteuer aus meinem Buch „Rettet die Kirche. Schafft die Kirchensteuer ab„:
- Die Kirche bekennt Jesus Christus als ihren Herrn: Ihre Handlungen und Ordnungen müssen sich deshalb an seinem Wort und Werk messen lassen.
- Kirche ist kein Volk von Steuerschuldnern, sondern die Gemeinschaft aller Gläubigen, die unter und nach dem Evangelium leben.
- Kirche lebt nicht von Abgaben der Gläubigen, sondern allein durch die Selbsthingabe Jesu Christi, die wir im Abendmahl empfangen.
- Die Lebensbeziehung, die Christus schenkt, befähigt Menschen, ihm auf seinem Weg zu folgen und selbst opferbereit zu werden.
- Allein durch freiwillige Gaben können Christen den Auftrag der Kirche unterstützen und daran Anteil gewinnen.
- Freiheit und Nächstenliebe sind Grundpfeiler der christlichen Gemeinschaft. Gesetzliche Zwangsverhältnisse lassen sich nicht mit ihnen vereinbaren.
- Kirchensteuer ist eine öffentlich-rechtliche Zwangsabgabe, kein freiwilliger Mitgliedsbeitrag. Man kann sich ihr als Kirchenmitglied nicht einfach entziehen.
- Die Kirchensteuer steht im klaren Widerspruch zum Evangelium Jesu Christi und zu den evangelischen Lehrbekenntnissen.
- Die Tatsache, dass getaufte Christen durch einen Austritt aus einer Körperschaft des öffentlichen Rechts generell vom Abendmahl ausgeschlossen werden, ist ein Skandal. Die Lehre von der Rechtfertigung des Sünders allein durch Glauben wird damit in Frage gestellt.
- Der Mammon droht, das Evangelium zu verdrängen: Je größer das Budget der verfassten Kirchen, desto mehr Entscheidungen werden in Abhängigkeit vom Geld getroffen.
- Das derzeitige Kirchensteuersystem macht die Landeskirchen zu Anstaltskirchen und versperrt den Weg zum nachhaltigen Gemeindebau und zur Mission.
- Ein Ausstieg aus der Kirchensteuerfinanzierung muss stufenweise erfolgen. Sein Ziel ist eine Kirche, die sich aus den freiwilligen Gaben der Gläubigen selbst finanziert und durch Umlagen übergemeindliche Dienste trägt.
Es ist ja bekanntlich so, dass nur 15 – 20 Millionen Menschen tatsächlich Kirchensteuer zahlen. Alle anderen zahlen tatsächlich nicht, sei es weil sie noch Kinder sind, weil sie konfessionslos sind, weil sie zu anderen Konfessionen oder Religionen gehören, oder weil sie wenig verdienen.
Gute Punkte – Sehe ich als kath. Priester ganz ähnlich! Solange es die Kirchensteuer gibt, wird die Kirche nie wieder richtig missionarisch werden… Gibt es irgendwo eine Initiative, wo man sich zu diesem Thema gruppieren kann?