Aeternus-Kreuz im Ostergottesdienst

Kassel - Altarkreuz

Der Stahlbildhauer Hermann J Kassel hat über das von ihm geschaffene Altarkreuz in der katholischen Pfarrkirche St. Evergislus in Bonn-Bad Godesberg/Plittersdorf gesagt, dass für ihn die Auferstehung, die Lösung vom Tod in den Vordergrund tritt:

„Während das äußere Kreuz Leiden und Tod andeutet, symbolisiert das herausgebogene und dem Betrachter entgegenkommende innere Kreuz, das auf den Corpus anspielt, die Dimension der Loslösung vom Leid und die Auferstehung. Somit wird das gesamte Ostergeschehen von Karfreitag und Ostersonntag, Kreuzestod und Auferstehung, in ein und derselben Darstellung sichtbar.“

Insofern kann man zurecht von einem Aeternus-Kreuz sprechen. Und doch fällt die Auferstehung Christi nicht aus dem Rahmen. Wäre der Auferstandene herausgenommen und freigestellt worden, wäre seine Sühnetod am Kreuz in die Vergangenheit entschwunden, nicht länger von Belang –   als gäbe es nach der Auferstehung weder Leid noch Tod. Als wäre Christus nach seiner Auferstehung und Erhöhung über den Tod erhaben. Das leitet zu einem weiteren, alles entscheidenden Blick an, nämlich auf die Rückseite des Aeternus-Kreuzes.

Aeternus-Kreuz rückseitig

In der quadratischen Vierung werden beide Kreuze, Rahmen- und Binnenkreuz ununterscheidbar zusammengeführt. Das macht ja ein Kreuz symbolisch aus, dass es eine definierte Mitte hat, wo zwei Linien sich kreuzen. In der Mitte ist und bleibt das Doppelkreuz ein einigendes Kreuz, das Diametrales miteinander verbindet: Himmel und Erde, Leben und Tod, Zeit und Ewigkeit.

Aber was trägt diese Verbindung, was macht nun die Mitte dieses Kreuzes aus? Eberhard Jüngel schreibt dazu: „Ohne Liebe wird der Tod nicht gewendet, weil allein die Liebe sich auf die ganze Härte des Todes einzulassen vermag. Im Tode Jesu war die Liebe selber am Werk und offenbarte Gott als den, der Liebe ist.“ (Gott als Geheimnis der Welt, 499)  „Liebe ist die lebendige Einheit von Leben und Tod und als solche der Sieg des Lebens über den Tod.“ (Entsprechungen: Gott-Wahrheit-Mensch, Seite 277) „Gottes Liebe stirbt nicht. Sie erweist sich im Tod Jesu Christi vielmehr als eine Macht, die stärker ist als der Tod.“ Gottes Liebe hält was sie verspricht. Der eigene Sohn hat sich in den Tod hingeben, aber wird nicht dem Tod preisgeben. Die Liebe des Vaters hält sich im Tod des Sohnes durch und bewirkt schöpferisch dessen Auferweckung.

So können wir im Kreuz Christi Vertrauen zu dem dreieinigen Gott finden. In der Vierung des Kreuzes lässt sich Gottes Liebe zu den Menschen erahnen. Von ihr ausgehend lässt sich der Tod auf das ewige Leben durchschauen. Wo unser Leben auf das Kreuz Christi trifft, gehen wir bei Gott nicht verloren. Seine Liebe ist stärker als der Tod, stärker als unsere Gottlosigkeit, treuer als menschliche Versprechen. Seine Liebe nimmt uns durch das Kreuz Christi hindurch zu sich in die Ewigkeit.

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