In der Alten Nationalgalerie in Berlin ist Caspar David Friedrichs „Mönch am Meer“ jüngst umfassend restauriert worden. Jörg Lauster hat in einem Artikel in Publik Forum dieses Bild als Aufhänger genommen, um über die „unsterbliche Kraft des Christentums“ zu räsonieren:
„Die Institution der Kirche ist kein Selbstzweck, sie ist ein Instrument, das hilft, das Christentum in der Welt zu leben. Entscheidend ist nicht, dass sich Ideale selbst als christlich etikettieren, sondern dass sie Wirklichkeit werden, dass es Menschen guten Willens gibt, die sie leben und umsetzen. Für den Blick in die Zukunft ist es hilfreich, sich an den Romantikern ein Beispiel zu nehmen. Sie hatten beides, ein ehrliches Bewusstsein für das, was verloren geht, und eine sichere Gewissheit, die sie weiterführte. Es mag sein, dass die Moderne individualisierende Fliehkräfte freisetzt, aber die Nachdenklichkeit eines einsamen Mönches, wie sie Caspar David Friedrich gemalt hat, muss darum noch lange keine Schreckensvision für die Kirche sein. Es mag sein, dass sich die institutionelle Gestalt der Kirche, wie wir sie kennen, ändern wird. Schon die demografische Entwicklung deutet das an. Eine verkleinerte Institution ist aber nicht zwangsläufig ein verkleinertes Christentum. Darin liegt auch ein Lichtblick. Vieles an der landeskirchlichen Struktur und den überlandeskirchlichen Zusammenschlüssen nach Konfessionszugehörigkeit mutet an wie Konfessionsfolklore, die angstvoll an einer versunkenen Welt festhält. Umgekehrt gibt es viele ermutigende Anzeichen dafür, dass sich das, was das Christentum ausmacht, auf vielfältige Weise in dieser Welt Bahn bricht. Die Größe des Christentums liegt nicht in seiner institutionellen Gestalt, sondern in der Kraft seiner Überzeugungen und seiner Ideale. Das berühmte »Sorgt nicht« der Bergpredigt Jesu gilt darum auch für die Zukunft des Christentums.“
Ein schöner Text, der sich einem neuplatonischen Religionismus verschreibt. Deutsche Babyboomer-Theologen, die die Kirche in Asien, Afrika oder Ozeanien nicht miterlebt haben und folglich München bzw. Florenz für den Nabel der Welt halten, können so etwas glauben und schreiben.
Der vollständige Artikel „Die unsterbliche Kraft des Christentums“ findet sich hier.