Gibt es ein ethnisch integriertes jüdisches Volk in der Gegenwart? Shlomo Sands Buch „Die Erfindung des jüdischen Volkes“

Erfindung jüdischen Volkes

Es ist ein israelische Historiker Shlomo Sand, der mit seinem Buch „Die Erfindung des jüdischen Volkes“ die ethnische Identität eines jüdischen Volkes bestreitet. Eine Zusammenfassung seines Buches findet sich hier: Sand – Wie das jüdische Volk erfunden wurde (Le Monde diplomatique). Auch wenn das Buch bestimmte heilsgeschichtliche Vorstellungen in Frage stellt, gibt es keine Antwort auf das Verhältnis von Christentum und Judentum. Die Beziehung von Kirche und Israel sind  biblisch-theologisch und nicht etwa ethnohistorisch zu klären.

1 Kommentar

  1. Sand analysiert, wie die Bibel im Zeichen des Nationalstaatsdenkens im 19. Jahrhundert vom religiös- spirituellen Buch in ein politisches Manifest uminterpretiert wurde. Der ethnisch-religiöse Nationalismus der zionistischen Bewegung diente dann als Rechtfertigung für die Kolonisierung eines konkreten Landes, Palästina, vor allem durch europäische Siedler. Das religiös-spirituelle Verlangen nach dem Land der Bibel in der Diaspora wurde im Zionismus im nationalistischen Sinn uminterpretiert als Rechtfertigung für die Eroberung Palästinas mit Waffengewalt und für die Vertreibung von 750 000 Palästinensern während der Nakba 1948. (Die Teilungsresolution der UN von 1947 gab der jüdischen Bevölkerung, die etwa ein Drittel der Bevölkerung in Palästina ausmachte und etwa 8 Prozetn des Landes besass, über 50 Prozent des Landes; nach dem Krieg mit den arabischen Staaten hatte Israel sein Gebiet auf 78 Prozent Palästinas ausgeweitet.)
    Auch heute hat die Interpretation einer Religionszugehörigkeit als Nationalität/Ethnizität konkrete Folgen in Israel: In Israel gibt es eine israelische Staatsbürgerschaft, aber keine israelische Nationalität. Es gibt eine jüdische Nation und jüdische Staatsbürger haben mehr Privilegien als Nicht-Jüdische Staatsbürger, wie z. B. das Recht auf Rückkehr: Ein in New York geborener amerikanischer Jude kann nach Israel als Staatsbürger „zurückkehren“, ein in Haifa geborener Palästinenser kann das nicht.
    Im Verhältnis der Kirche zu Israel sollten die Prinzipien des internationalen Rechtes und der unveräusserlichen Menschenrechte die Basis zein; ein unpolitisches, kritikloses Verhältnis zu einem Apartheidstaat ist eine Perversion der Botschaft des NT; die fortgesetzte Neutralität angesichts einer konkreten und systematischen Diskriminierung einer ethnischen Gruppe widerspricht den Grundprinzipien des christlichen Glaubens und unser Handeln ist absolut notwendig: Wie lange sehen wir der Blockade Gazas passiv zu oder entschuldigen sie im Namen der „Sicherheit“, „Stabilität“ oder unserer deutschen Vergangenheit? Anstatt uns in den Kirchern zu vergraben, sollten wir mutig zu Aktionen des Boykotts aufrufen und ein Ende der Besatzung fordern, bevor ein „normales“ Verhältnis mit Israel wieder möglich ist.

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