Manès Sperber, Bis ans Ende aller Tage? (1979): „Ich bin ein europäischer Jude, der jeden Augenblick dessen bewusst bleibt, ein Überlebender zu sein, und der nie die Jahre vergisst, in denen ein Jude zu sein ein todeswürdiges Verbrechen gewesen ist. Selbst in jenen Jahren habe ich, Freund vieler Freunde, die Juden und Nichtjuden zwischen ihnen nie unterschieden; jeder war mir in seiner Weise gleich lieb. Und das ist so geblieben. Auch als Nichtjude wäre ich nie ein Antisemit gewesen, dann ich bin unfähig, Feindschaft gegen ein Volk oder eine Rasse zu empfinden.“

Bis ans Ende aller Tage? Von Manès Sperber In einer frühen Phase seines Werdens erfährt ein jegli­cher, daß er ein … Mehr

Rudolf Bultmann gegen Denunziantentum und Diffamierung der Juden (1933): „Ich muss als Christ das Unrecht beklagen, das gerade auch den deutschen Juden durch solche Diffamierung angetan wird. Ich weiß wohl, wie kompliziert das Judenproblem gerade in Deutschland ist. Aber »Wir wollen die Lüge ausmerzen« – so muss ich denn ehrlich sagen, dass gerade die Diffamierung der Juden, die jene Kundgebung enthält, aus der dieses schöne Gelöbnis stammt, nicht vom Geiste der Liebe getragen ist.“

Gegen Denunziantentum und Diffamierung der Juden Von Rudolf Bultmann … M. D. u. H.! Wir wollten uns angesichts der großen … Mehr

Manès Sperber, Mein Judesein (1979): „Ich fühle mich keineswegs verpflichtet zu allem, was die Eigenen tun, ja zu sagen, sondern eher im Gegenteil dazu berechtigt, schärfer als sonst alles zu kritisieren, was bei ihnen ungerecht, unwürdig, zu anspruchsvoll oder opportunistisch und daher unecht sein kann. Solche Strenge habe ich selbst erfahren und sie mir ohne Zögern zu eigen gemacht. Jedoch hat es seither Jahre gegeben, da Jude sein unentrinnbares Leiden bedeutete und ein unaufhörliches Mitleiden; es blieb keine Strenge, sondern nur ein winziger Rest von Zuversicht zurück und der Wille zum Widerstand, doch zumeist keine Möglichkeit, ihn zu leisten.“

Mein Judesein Von Manès Sperber I Ich schreibe diese Zeilen mitten in der Stadt, deren Na­men ich als Kleinkind im … Mehr

Peter Schäfer, Ein Gott? (Zwei Götter im Himmel): „So, wie das Christentum im Rückgriff auf das und in Auseinandersetzung mit dem Judentum entstand, so war auch das Judentum der Epoche nach der Zerstörung des Zweiten Tempels kein mit sei­nem frühjüdischen Vorläufer identisches Judentum, sondern entstand im Dialog und in der Auseinander­setzung mit dem Christentum. Ich ziehe es deswegen vor, das Verhältnis von Judentum und Christentum nicht linear als das von Mutter- und Tochterreligion zu bestim­men, sondern dyna­misch als den lebendigen Austausch von zwei Schwesterreligio­nen.“

In seinem Buch „Zwei Götter im Himmel“ stellt Peter Schäfer das gängige Verhältnis von Judentum und Christentum in Frage, wenn … Mehr