Wenn in Jesaja 50,4-9 „’ădonāj JHWH“ falsch übersetzt wird …
Nachdem am morgigen Sonntag Palmarum, 13. April, über Jesaja 50,4-9 zu predigen ist, muss ich darauf zu sprechen kommen, dass die gängigen deutschsprachigen Übersetzungen – mit Ausnahme der Elberfelder – einen schwerwiegenden Übersetzungsfehler enthalten. Von „Gott“ ist nämlich weder im hebräischen Urtext noch in der griechischsprachigen Septuaginta die Rede. Mit ’ădonāj JHWH (50,4.5.7.9) ist nicht „Gott der HERR“ gemeint, wird doch damit der NAME zur Apposition degradiert. Martin Luther hingegen übersetzte 1545 zutreffend: „HErr HERR“, wobei HERR in der Tradition der Septuaginta eine Antonomasie („anstelle des Namens“) für das unauszusprechende Tetragramm JHWH darstellt. Die Elberfelder Übersetzung folgt ihm darin („Der Herr, HERR“). Der Ausdruck „Gott der HERR“ als Übersetzungsversuch bezüglich „’ădonāj JHWH“ geht auf „Dominus Deus“ in der Vulgata zurück, im Unterschied zur Septuginta, wo nur ein einfaches kýrios steht.
Mit Hellmut Rosin bzw. Kornelis Heiko Miskotte kann nicht oft genug betont werden, dass in der Bibel der NAME dem Appelativum (Gattungsnamen) „Gott“ vorgängig ist. Der Bekenntnissatz lautet: „JHWH ist Gott“ (analog zu „JHWH ist König“), aber niemals umgekehrt. Wer von „Namen Gottes“ redet oder sagt „Gott heißt JHWH [im Alten Testament]“, macht sich an einem anonymen bzw. metaphysischen Gottesbegriff fest und kann damit die biblische NAMENsverheißung nicht gelten lassen.