Wer kann mir binden Gottes Wort (zu 2. Timotheus 2,9)
Karl Steinbauer verfasste das Lied Wer kann mir binden Gottes Wort 1937 in der Zelle 20 im Gefängnis Weilheim in Oberbayern). Dazu schreibt Johannes Rehm (Gedenken an Karl Steinbauer, 2010, S. 22f): „Mit Schreiben vom 4. Mai 1937 an die Gendarmerie-Station Penzberg erhebt Steinbauer Anzeige gegen sich selbst wegen Nichtbeflaggung am 1. Mai. Am 16. Juni 1937 wird Steinbauer im Murnauer Pfarrhaus anlässlich einer kleinen kollegialen Zusammenkunft verhaftet und nach einer Hausdurchsuchung (wichtiges Material konnte vorher noch beseitigt werden), ins Weilheimer Gefängnis eingeliefert. […] Steinbauer kam wieder in Zelle 20 des Weilheimer Gefängnisses. Die folgenden sechs Monate waren eine Zeit intensiven Bibelstudiums, es entstanden Graphiken und Gedichte.“
Wer kann mir binden Gottes Wort?
Es stärkt und tröstet fort und fort
mein Herz, ob ich gefangen lieg,
predigt mir frei des Christus Sieg.
Halleluja!
Wer kann einkerkern Gottes Wort?
Es eilt und läuft von Ort zu Ort.
Es treibt und wächst ohn‘ Rast und Ruh,
muß stärken, trösten immerzu.
Halleluja!
Muß wachsen wie des Senfes Korn,
muß laufen frei, ein Freudenborn,
muß leuchten als das wahre Licht,
all Finsternis kann’s hindern nicht.
Halleluja!
Gott’s Treu und Schwur steht dafür ein,
kein Unglaub kann Ihm Hindrung sein.
Lobt Gott, dem nichts unmöglich ist,
nur – freut euch! – lügen kann ER nicht.
Halleluja!
Ob Teufels Lehr bös um sich frißt
wie Krebs mit Trug, Gewalt und List,
wir steh’n zum Wahrheitswort mit Fleiß,
der Welt zum Heil und Gott zum Freis.
Halleluja!
Frei läuft sein Wort, bis Christ der Held
das Weltall wie ein Blitz erhellt
und wie die Hirten knieend liegt
Himmel und Erd, dann ist gesiegt!
Halleluja!
Melodie: Gelobt sei Gott im höchsten Thron.