Heinrich Assel über Hans Joachim Iwands ‚Glaubensgerechtigkeit nach Luthers Lehre‘ (1941): „Das Gesetz hat Heilsbedeutung, weil der Glaube nur durch das gepredigte Gesetz die Kondeszendenz des Wortes Gottes und seine eigene Zeitlich­keit erlernt. Unfrei zur Endlichkeit fragt er über die Verheißung hi­naus nach dem verborgenen Gott der Erwählung, um in seiner ei­genen Gerechtigkeit vor diesem zu bestehen. Das Gesetz klagt die be­ständige Rückkehr zum offenba­ren Gott ein.“

Glaubensgerechtigkeit nach Luthers Lehre, Hans Joachim Iwand; Erstausgabe München 1941.

Von Heinrich Assel

Gewidmet dem im Konzentrati­onslager inhaftierten Begründer des Pfarrernotbundes Martin Niemöller, verdichtet der syste­matisch-theologische und paränetische Traktat Hauptstücke refor­matorischer Theologie zu einer Konzeption zeitgemäßer theolo­gischer Existenz aus der Gerech­tigkeit Gottes.

Der erste Ab­schnitt skizziert Iwands Ansatz der Rechtfertigungslehre: Nicht indi­viduelle Heilsgewissheit, sondern das Erste Gebot ist ihr Thema, das Wahr-Werden Gottes in seinem Fleisch gewordenen Wort Jesus Christus. Der Rechtfertigung Gottes im Menschen korreliert die Rechtfertigung des Menschen vor Gott, in welcher der Mensch sich selbst als zugleich gerecht und schuldig erkennt. Gerechtigkeit Gottes ist diese Korrelation. Sie wird im Sinne der Kreuzestheolo­gie Luthers pointiert (Anfechtung als Ort der Anbetung des Kreuzes). Der zweite Abschnitt konzentriert die Unterscheidung von Gesetz und Evangelium (gegen zeitgenös­sische Häresien) auf die Einheit des Wortes Gottes hin. Das Gesetz hat Heilsbedeutung, weil der Glaube nur durch das gepredigte Gesetz die Kondeszendenz des Wortes Gottes und seine eigene Zeitlich­keit erlernt. Unfrei zur Endlichkeit fragt er über die Verheißung hi­naus nach dem verborgenen Gott der Erwählung, um in seiner ei­genen Gerechtigkeit vor diesem zu bestehen. Das Gesetz klagt die be­ständige Rückkehr zum offenba­ren Gott ein. Der dritte Abschnitt entfaltet die Bedeutung des geist­lichen Gesetzes für das christliche Le­ben mit Gott. Der letzte Abschnitt skizziert christliche Existenz als dialo­gisches und eschatologisches Wer­den der Person in Christus: Einheit und Austausch mit Christus im Glauben ist Inbegriff der Gottes­gerechtigkeit.

Von genuinem theologischen Feuer gilt Iwands Traktat als Vademecum reformatorischer Theologie.

Ausgabe: Glaubensgerechtigkeit. Luther­studien, hg. von Gerhard Sauter, München 21991.

Quelle: Michael Eckert u.a. (Hrsg.), Lexikon der theologischen Werke, Stuttgart: Kröner, 2003, S. 344.

Hier der Text als pdf.

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