Kindheit des Glaubens
Du mein heiliger Glaube von damals, in der Klasse 3 b
Seither zunehmend ferner und näher zugleich
Als es in der Kirche so still wie duster war
und zuhause immerzu dasselbe, also ganz anders
Als der heilige Antonius, kahlköpfig, doch immer mit langem Haar
die verlorenen Schlüssel wieder fand
und die Gottesmutter viel schöner war, weil noch aus der Vorkriegszeit
Als selbst eine patschnasse Dohle von niemandem Wiedergutmachung verlangte
und die Liebe so bezaubernd lauter war, nur um Gott zu füttern,
groß und deshalb erst möglich
Als ich mir Sorgen machte, dass der Herr Jesus nicht krank werde,
denn sonst gäb’s ja keine Kommunion
Als ich den Teufel ohne Hörner malte – also als Weibchen
Ich bitte dich, mein klitzekleiner Glaube,
sag deiner älteren Schwester, dem Glauben der Erwachsenen,
sie möge mir nichts auseinandersetzen
– Denn erst dann lässt sich wahrhaftig glauben,
wenn das alles in sich zusammenfällt
Jan Twardowski
Dzieciństwo wiary, 1976, 1980
Aus dem Polnischen übertragen von Godehard Schramm.
NAMENSgedächtnis 