Paul Schempps Brief an Landesbischof Theophil Wurm vom 8. September 1936: „Mir ist das Maul leicht zu stopfen, denn ich hab noch nie gerne mit hohen Herren zu tun gehabt und wollte am liebsten über meine Gemeinde hinaus keinen Schritt mehr tun und kein Wort mehr sagen oder schreiben, aber wo soll ich mit meinem Gewissen bleiben, wenn wir blindlings in den Ab­grund rennen, und ich hätte geschwiegen. Wenn Sie sich nun über mich empören und ärgern, dann wollen Sie bitte auch denken, dass Sie mir wohl schon einige hundert Male Anlass zu gleicher Empörung und gleichem Ärger und oft auch schon Ursache zu schlaflosen Nächten ge­geben haben. Gott wird uns richten.“

Die Kirchlich-theologische Sozietät um Hermann Diem, Heinrich Fausel und Paul Schempp in Württemberg hielt sich während während der NS-Diktatur an den von Barmen und Dahlem vorgezeich­neten Weg der Bekennenden Kirche und blieb darin den Bruderräten der sogenannten zerstörten Kirchen verbunden. So verfasste die Sozietät mehrere theologische Memoranden und Protestschreiben, vor allem gegen Zoellners Kirchenausschüsse und gegen den am 11. März 1936 gegründeten Lutherischen Rat. Trotz Verbot des Oberkirchenrats verlasen die Sozietätspfarrer am 30. August 1936 das »Wort der Vorläufi­gen Leitung der BK« zur Denkschrift der BK an Hitler. Als unerbittlicher und leidenschaftlicher Kritiker bischöflicher Kirchenpolitik fasste der Iptinger Pfarrer Paul Schempp (1900-1959) seine Kritikpunkte in einem Brief an den württembergischen Landesbischof Theophil Wurm vom 8. September 1936 zusammen:

Brief an Landesbischof Theophil Wurm

Von Paul Schempp

Iptingen, 8. September 1936

Sehr verehrter Herr Landesbischof!

Nachdem mein letztes Schreiben mit seinen vielerlei Protesten und Fragen damals wegen seiner angeblich unerträglichen Tonart keiner Antwort gewürdigt worden ist, habe ich die Hoffnung aufgegeben, daß Sie meiner Kritik zugänglich sein könnten, und ich schreibe Ihnen nun ohne diese Hoffnung, nur aus dem Grund, weil ich so vieles einfach nicht mehr in mich hineindrücken kann. Ich halte das Schweigen nicht mehr aus und möchte auch nicht hinter Ihrem Rücken das Maß meines Gehor­sams gegen die Kirchenleitung nach freiem Ermessen regeln, wie ich’s hier in meinem Winkelort wohl könnte. Ich möchte vor Gott das gute Gewissen haben, daß Sie nicht ungewarnt die Kirchenführung wieder in die alten Gleise weltlicher Herrschaftsformen zurücklenken. Wenn Sie es dennoch tun, so sollen Sie wissen, daß Sie dabei, was mich anbe­langt, auf unerbittliche Renitenz stoßen werden.

Zunächst möchte ich in Ihnen einige Erinnerungen wecken. In der Eröffnungssitzung des Württ. Landeskirchentags vom 12.9.1933 haben Sie laut Zeitungsbericht erklärt, daß Sie in dem Versuch, die enge Ver­bindung des evang. Christentums mit nationalsozialistischem Denken herzustellen, »nichts finden können, was irgendwie vom Wort Gottes aus beanstandet werden könnte«. Sie haben es ausdrücklich als die Hal­tung der württ. Kirchenleitung bezeichnet, »die positiven Ziele der neuen Bewegung zu fördern«. Da an private Offenbarungen des Herrn der Kirche, die Sie zu solcher Auslegung der Schrift und solchen Ziel­setzungen berechtigen könnten, nicht zu denken ist, so ist anzunehmen, daß Sie damals von der deutsch-christlichen Sturmflut mitgerissen wur­den. Ein anderer Satz, den Sie bei jener Tagung sprachen, kann das nur bestätigen: »Bei der Neuordnung der Landeskirchlichen Verfassung wird das Prinzip des Führertums grundsätzlich und endgültig festgelegt werden.« Dazu sei noch an das Wort des Herrn Dekan Lempp erinnert: »In Württemberg sind schon seit langer Zeit die Programmsätze der Glaubensbewegung in Norddeutschland Punkt für Punkt in Angriff genommen worden durch den Evang. Volksbund.«

Nun haben Sie nach drei Jahren der Irren und Wirren wieder den Rückweg zu dieser Ausgangsstellung gefunden und mit Ihnen die Kir­chenleitung und der Gemeindedienst und bald wohl auch der neu zu bildende Beirat. Es ist heute keine Frage mehr, daß die Bekenntniskirche genau so gespalten ist wie die DC-Bewegung und daß Sie den Weg beschritten haben, mit dem Luth. Rat in Anlehnung an den Reichskirchenausschuß durch Einigung der Mitte Ordnung zu schaffen. Der Reichskirchenausschuß ist eine vom Staat eingerichtete, an seine Wei­sung der Anerkennung der DC als kirchliche Gruppe gebundene und darum eine nichtkirchliche Behörde, von der ich nichts entgegennehme, was mein kirchliches Amt angeht. Inhaltlich erkläre ich mich völlig solidarisch mit der auch Ihnen bekannten Kanzelabkündigung von Pfarrer Fuchs, Winzerhausen, gegen das Zoellnersche Kindergartenelaborat.

Die Synode von Oeynhausen verbietet mir, den Weg der Ausschüsse mitzugehen, und solange nicht aus Gottes Wort bewiesen ist, daß jene Synode geirrt hat, kümmere ich mich um die These der Irrtumsmöglich­keit der Konzile und um das Lamento über die allerhand Menschlichkeiten der synodalen Vorgänge nicht. Im Wort und Sakrament kommt der Heilige Geist zu uns und nicht in Händeschütteln und Vertrauens­kundgebungen. Was den Luth. Rat angeht, so erkläre ich ihn für ein schismatisches Gebilde menschlicher Willkür und kirchlicher Diplomatie. Sie wissen ganz genau, daß sogar nach unserem Kirchenrecht Refor­mierte ohne besonderen Übertritt Glieder der Landeskirche sein können, daß jahrzehntelang ein reformierter Theo­logieprofessor die Kandidaten des Predigtamtes unserer Kirche prüfte, daß unsere Kirche gan­ze refor­mierte Waldensergemeinden sich eingegliedert hat, und machen doch den papiere­nen sophistischen Konfessionalismus Bayerns mit. Es ist recht eigenartig, daß den Herren Breit und Genossen in dem Augenblick ein­fällt, die Vorläufige Leitung sei unionsverdächtig, da sie nicht den bischöflich-opportunistischen Weg der Halbheit geht. Wenn in Würt­temberg der Anspruch erhoben wird, Kirche luth. Konfession zu sein im Unterschied etwa zur Altpreußischen Union, so wird entweder bewußt gelogen oder vom Bekenntnis als von einer völlig leeren Rechts­formel ausgegangen. Sie sollen auch wissen, daß ich auf gar keinen Fall irgendeine Kundgebung des Luth. Rates als verbindlich anerkenne, mag Herr Breit auch noch so dringend um ein Blankovertrauen für seine Ge­heimdiplomatie betteln.

Ich kann den Verdacht nicht unausgesprochen lassen, daß es dem Oberkirchenrat im ganzen Kirchenkampf wesentlich um seine eigene Freiheit und um seine Sorge für gesetzliche Ord­nungen gegangen ist. Wie sollte man sich sonst die Wendigkeit erklären, mit der man zwi­schen Bekennender Kirche und Staat ständig laviert ist. Man könnte blutige Tränen weinen, wenn man an diese drei Jahre zurückdenkt. Immer konnten Sie auch anders. Das eine Mal wird in Reichskirchenpolitik ge­macht, dann wird gegen Irrlehre bekannt, dann ist man gebunden an die landeskirchliche Eigenart, dann hat man keine Rechtsmittel, dann ist man strenger Lutheraner, aber auch keineswegs wieder engherzig kon­fessionell. Um bei der Milde des Tones zu bleiben, die ich mir vorge­nommen habe, will ich nur einiges nennen, was ich nie verstehen werde: daß Sie die Beschlüsse dreier Synoden den Gemeinden vorenthalten ha­ben, obwohl sie Ihnen zustimmten; daß sie die DC-Pfarrer jahrelang ihre Gotteslästerungen verkündigen ließen, ohne öffentlich, und mit Namensnennung die Kirche vor ihnen zu warnen, so daß jedermann weiß, wer sich zu ihnen hält, der scheidet sich von Gottes Wort. Daß energi­sche Maßnahmen offenbar erst dann möglich sind, wenn die oberkirchenrätliche Autorität angetastet wird, aber noch nicht, wenn Gottes Name auf der Kanzel mißbraucht wird. Daß Sie uns zumuten, die DC-Leute seelsorgerlich zu behandeln und ihnen gar die Kanzeln einzuräumen, als ob es sich nur um weltliche Händel und Meinungsverschiedenheiten ge­handelt hätte. Wenn vom Glauben die Rede ist, dann kommen Sie mit der christlichen Liebe. Wenn der Landesbruderrat nicht pariert, dann ist er ein Soldatenrat. Theologie ist recht, aber wenn sie ernstlich und gemeinsam betrieben wird, so verwaisen die Gemeinden und wandern zu den Sekten. Sie treten für den Aufbau und die geistliche Erneuerung der Kirche ein, aber regieren souveräner als ein Papst, dekretieren einen »Tag der Kirche18« nach weltlichem Muster solcher Ehrentage. Sie for­dern Einigkeit und helfen das Vorgehen der Vorläufigen Leitung zu sabotieren und setzen an die Stelle der konkreten inhaltsreichen Abkün­digung ein dünnes, nichtssagendes und dazu noch höchst unklares Bi­schofswort, das man möglichst feierlich verlesen soll.

Wie können Sie behaupten, die Kirche wünsche keineswegs, daß der Staat die Brandmarkung und Ablehnung des Christentums als artfremde Religion unterdrücke, solange dieser Staat be­hauptet, auf dem Boden des positiven Christentums zu sein? Verpflichtet denn der christliche Name überhaupt zu nichts mehr? Ist das Ihr ganzer Wunsch, daß das Antichristentum von öffentlichen Stellen »nicht geradezu gefördert wird«? Und dann wird mit dem üblichen Prot­zen mit der besonderen Vaterlandsliebe der Christen noch die Nationalkirche und der Bolsche­wismus ausgescholten. Billiger haben Sie sich’s nicht machen können. Was schert Sie die Not in Norddeutschland, wenn man nur immer von Liebe faseln kann, wo man einmal bürokratische und hierarchische An­maßung antastet. Ich frage Sie vor Gott, ob Sie das Recht haben, die Kirche nun auf einmal papistisch zu regieren und für alle Ihre Zickzack­wege einfach strikten Gehorsam zu verlangen. Wenn Sie eine Kundge­bung schließen: »Wir rufen unserm Volke, das den christlichen Glauben und christliche Sitte als teures Kleinod von seinen Vätern übernommen hat, zu: Halte, was Du hast, daß niemand deine Krone nehme!«, so sage ich Ihnen, daß es eine unerhörte Verdrehung des Bibelwortes ist, so zu tun, als ob die christliche Sitte zu dem gehörte, von dessen Festhalten die Krone des Lebens abhinge. Das uns auch noch zugesandte Machwerk, das sich Meditation über 1. Joh. 4,9 heißt, will ich nicht weiter kommen­tieren. Wer das gemacht hat, sollte in eine evang. Kinderschule gehen, aber nicht behaupten, er habe theologische Exegese des Neuen Testa­ments studiert. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, daß ich weder von Ihrer Abkündigung noch von Ihrem Gebet Gebrauch gemacht habe und überhaupt keinen Tag der Kirche gehalten habe, weil jeder Sonntag Tag der Kirche ist und er wahrlich nicht dadurch zu einem Tag der Kirche wird, daß Sie Ihre durch nichts verbürgte Privatmeinung, unser Volk könne den schweren Kampf gegen die Weltrevolution nur bestehen, wenn es nicht in eine christliche und antichristliche Front aufgespalten werde, unseren Gemeinden vom Altar aus vortragen lassen. Woher wis­sen Sie denn das, was zur Abwehr der Weltrevolution unentbehrlich ist? Sitzen Sie gar auch noch im Rate Gottes? Und was verstehen Sie denn unter einer christlichen Front? Gehören die Sekten etwa auch dazu und vielleicht gar die Reformierten und andere Schwärmer? Ach man muß ja ironisch werden, wenn man auf Schritt und Tritt einer Kirchlichkeit begegnet, die schweigt, wo sie zu reden hätte, die redet, wo sie nichts zu sagen hat, die festhält, was entbehrlich ist, und wegwirft, was fest­zuhalten ist, die verwechselt, was nur immer zu verwechseln möglich ist, Gesetz und Evangelium, Lehre und Leben, Geistliches und Weltliches, Vertrauen auf Gott und Vertrauen zu Menschen, Wort Gottes und kirch­liche Selbstrechtfertigung. Ja, Herr Landesbischof, Sie haben schwere Sorgen, Sorgen, wie man das theologische »Spezialistentum« einschrän­ken kann, damit mehr Seelsorge getrieben wird, aber daß die Pfarrämter zu Sippenforschungsinstituten geworden sind, dagegen haben Sie noch kein ernstes Wort gefunden. Sorgen, daß Ihre Pfarrer die württ. Grenz­pfähle nicht überschreiten, weil Sie nach eigener Versicherung fern von allem Partikularismus sind, Sorgen, daß doch die schönen Kirchen­bücher feuersicher verwahrt sind, weil ja die Gemeinden nichts Besseres zu tun haben, als Kassenschränke zu kaufen. Nun, den Herrn Schneider sind Sie ja glücklich losgeworden; solange er nur Gott lästerte, war ja wegen seiner Jugend noch Aussicht, daß auch er vielleicht noch ein wah­rer Zeuge Jesu Christi werde, und man mußte Geduld haben; nun er aber die Ordnung störte und die heilige Hierarchie angriff, da mußte er weg, zumal er günstigerweise gerade seinen Rückhalt in Berlin verlor. Glauben Sie ja nicht, daß Sie mich auch so leicht loswerden, denn auf Ihre weltliche Disziplinargerichtsbarkeit pfeife ich; sie ist ein Teil der ungeistlichen Staatskirche, die Sie jetzt wieder bauen. Kirchenzucht sol­len Sie treiben, wo falsch gelehrt oder lasterhaft gelebt wird; sonst ist in der Kirche Jesu Christi Freiheit, oder sie ist nicht Kirche Jesu Christi. Sie werden bald gezwungen sein, den Staat zu gewaltsamer Hilfe anzu­rufen und dann gerade das zu tun, was bei Ludwig Müller Sünde war. Es ist ja die alte Sache, weltliche Methoden in geistlichem Gewände mit lauter frommen Beweggründen, aber von der alles einsetzenden Leiden­schaft für die Alleinherrschaft Christi in der Kirche bekommt man wenig zu spüren. Wo bleibt denn Ihre Verantwortung für die Verkündigung in der Kirche, wenn Sie die feierliche Kundgebung des Ludwigsburger Kirchenbezirkstages unkorrigiert lassen. Wo gibt es denn nach Schrift und Bekenntnis eine »christliche Luft«? Seit wann sind Kindergärten und Anstalten unaufgebbare Güter der Kirche? Ist denn evang. Unter­weisung der Kinder gebunden an Kindergärten, und ist christliche Liebe gebunden an Anstalten? Das hieße ja, daß es früher keine wirkliche Kirche Christi gegeben hat. Was allein unaufgebbar ist, Wort und Sakra­ment, das liegt freilich im argen; da hat man so gut wie alles preisgege­ben. Zum Weinen die Taufpraxis der Wöchnerinnenheime, die Abend­mahlspraxis als kirchenpolitisches Kampfmittel, das Verschweigen des Wortes Gottes zu den konkreten Geschehnissen, zu Eidesfragen, Wahlen, Reden, zum heiligen Feuer, zum »Stürmer«, zur ganzen Sintflut des Mißbrauchs des christlichen Namens, und das heißt des Namens Gottes. Lauter Rückzugsgefechte werden geliefert. Nicht einmal den Erlaß des Kultministeriums, der faktisch die Verpflichtung zum 3. Gebot vom Religionsunterricht ausschließt, haben Sie kategorisch abgelehnt. Der Arierparagraph ist faktisch auch bei uns bezüglich des Nachwuchses ein­geführt. Dafür regiert nun wieder das Jus, die Verordnungen und Amts­blätter nach weltlichem Muster. Durch Drohungen werden die Gewissen der Pfarrer belastet. Aber wenn Pfarrer sich außerstande erklären, eine Agende zu benützen, in der die Konfirmation als Taufbundserneuerung bezeichnet und behandelt wird — schon 1927 hat eine kirchliche Kom­mission den Ausdruck »Taufbundserneuerung« einmütig abgelehnt! —, dann kommt man mit der Ehre und dem Gewissen der Pfarrer daher, als ob es ehrenrührig wäre, wenn man einen Irrtum, und wenn er auch noch so alt ist, aufdeckt, nur weil man nicht wartet, bis die hohen Kardinäle selber reformieren. Nun gut, bauen Sie nur die Kirche von oben her; Gott wird sie heimlich oder offen anders bauen. Mir ist das Maul leicht zu stopfen, denn ich hab noch nie gerne mit hohen Herren zu tun gehabt und wollte am liebsten über meine Gemeinde hinaus keinen Schritt mehr tun und kein Wort mehr sagen oder schreiben, aber wo soll ich mit meinem Gewissen bleiben, wenn wir blindlings in den Ab­grund rennen, und ich hätte geschwiegen. Wenn Sie sich nun über mich empören und ärgern, dann wollen Sie bitte auch denken, daß Sie mir wohl schon einige hundert Male Anlaß zu gleicher Empörung und gleichem Ärger und oft auch schon Ursache zu schlaflosen Nächten ge­geben haben. Gott wird uns richten.

Glauben Sie fröhlich und sorgen Sie nichts; reden Sie mutig und fürchten Sie nichts; handeln Sie kräftig und schonen Sie nichts.

In Ehrerbietung gegen Ihre Person, aber leider immer noch in alter getreuer und feuriger Opposition grüße ich Sie.

Paul Schempp.

Der Oberkirchenrat beantwortete das Schreiben von Pfarrer Schempp vom 8. September am 23. 9. 1936 durch einen Erlaß:

Ihr Schreiben vom 8. September des Jahres ist dem Herrn Landesbischof zugegangen. Es enthält soviel Ungeheuerliches an Behauptungen und Mißdeutungen, daß der Herr Landesbischof darauf verzichten muß, Ihnen zu antworten. Es ist Ihnen offenbar selbst nicht bewußt, daß Ihr Schreiben an Gehässigkeit und Überheblichkeit alles Maß übersteigt. Ein derartiges Verhalten kann vor Schrift und Bekenntnis nicht bestehen. Der Oberkirchenrat gewinnt aus Ihrem Schreiben den Eindruck, daß Sie sich zur Zeit in einer hochgradigen nervösen Überreiztheit befinden, und gibt Ihnen anheim, um einen Erholungsurlaub von vier Wochen alsbald nachzusuchen. Stellvertretung würde durch das Dekanatamt geregelt werden. I. V. Mü[ller].

Quelle: Gerhard Schäfer (Hrsg.), Die Evangelische Landeskirche in Württemberg und der Nationalsozialismus. Eine Dokumentation zum Kirchenkampf, Bd. 4: Die intakte Landeskirche 1935-1936, Stuttgart, Calwer Verlag, 1977, S. 823-829.

Hier der Text als pdf.

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