Über die Integrität des Pascha-Mysteriums: „Die Separation von Kreuzestod und Auferstehung als zwei Ereignisse mit jeweils eigener Heilsbotschaft wird der reziproken Heilsdimension des Pascha-Mysteriums nicht gerecht: Nur vom Kreuz her ist die Auferstehung Jesu heilsbegründend. Und nur von der Auferstehung her kann der Kreuzestod Jesu als heilsentscheidend geglaubt werden.“

Über die Integrität des Pascha-Mysteriums

In der katholischen Liturgie wird bei der Eucharistiefeier nach den Einsetzungsworten auf den Ruf des Priesters „Geheimnis des Glaubens“ (vgl. 1.Timotheus 3,9.16) von der Gemeinde akklamiert: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit“. Mit diesen Worten werden Kreuzestod und Auferstehung Jesu Christi als das eine, allumfassende Heilsgeschehen für die Menschheit herausgestellt.

In der lateinischen Sprache, den romanischen Sprachen und auch im Niederländischen, Dänischen bzw. Norwegischen ist das aramäisch-griechische Wort Pascha (ausgesprochen Pas-cha) übernommen, das sich vom hebräischen pesach (Passahfest, vgl. Exodus 12-13) ableitet. Das Pascha-Mysterium – Lebenshingabe/Passion, Kreuzestod, Begräbnis und Auferstehung Jesu (vgl. die Wortfolge im apostolischen Glaubensbekenntnis „gelitten unter Pontius Pilatus … er sitzt zur Rechten Gottes“) wird seit dem 4. Jahrhundert von Gründonnerstagabend bis zum Ostersonntag als Drei-Tages-Folge (Triduum) unter dem Leitwort Pascha gottesdienstlich gefeiert.

Im Deutschen wie auch im Englischen ist jedoch der Begriff Ostern (bzw. Easter) allein auf das Auferstehungsgeschehen bezogen, das beginnend mit der Osternacht am Ostersonntag gefeiert wird. Damit ist jedoch die Dramaturgie des Kreuzes- und des Auferstehungsgeschehens gebrochen. Kreuzestod und Auferstehung werden als zwei Ereignisse mit jeweils eigener Heilsbotschaft verstanden. Eine solche Separation wird jedoch der reziproken Heilsdimension des Pascha-Mysteriums nicht gerecht: Nur vom Kreuz her ist die Auferstehung Jesu heilsbegründend. Und nur von der Auferstehung her kann der Kreuzestod Jesu als heilsentscheidend geglaubt werden.

Wird die Auferstehung Jesu außer Acht gelassen, hätte dessen stellvertretender Sühnetod keine Auswirkung auf die Zukunft gehabt. Das „Todesopfer“ wäre selbst vernichtet, so dass nur die Übertragung eines vorzeitigen Unheilsgeschehens auf den stellvertretenden Tod geglaubt werden könnte. Wie in Levitikus 4 und 5 angewiesen müssten Sünd- bzw. Schuldopfer wiederholt werden. Ein ephapax, d.h. ein für alle Mal der leiblichen Hingabe Jesu Christi (Hebräer 10,10.12.14) könnte es nicht gegeben, da ja in der Gegenwart bzw. Zukunft eine Bezugnahme zu einem vernichteten Opfer unmöglich ist. Ein anerkennendes „Du für mich gestorben“ kann nur in einer bleibenden Gemeinschaft bestehen. Weiterhin stünde ohne eine rechtfertigende Auferweckung von den Toten (vgl. Römer 4,25) Jesu Kreuzestod als verfluchter Straftod (vgl. Galater 3,13) dar, den Menschen nicht positiv anerkennen können.

Umgekehrt würde sich ohne Tötung am Kreuz, die dem irdischen Leben Jesu ein definitives Ende setzt, Jesu Auferweckung von den Toten nur als Weiterleben ohne Inklusionsanspruch (en Christo) erschließen. Allein von der Stellvertretung eines Hingabe- bzw. eines Tötungstodes her kann von Jesu stellvertretenden Auferweckung von den Toten pro me (vgl. Römer 4,25; 8,34) die Rede sein.

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