Warum Sibylle Lewitscharoff einst Christoph Schlingensief „saftig geohrfeigt“ hatte. Ihre Postkartenantwort auf meine ungehaltene Aschermittwochspredigt „SCHLINGENSIEF STIRBT“

Da hatte ich Sibylle Lewitscharoff im Dezember 2015 meine ungehaltene Aschermittwochspredigt „SCHLINGENSIEF STIRBT“ vom 17. Februar 2010 zugeschickt und postwendend von ihr eine Karte erhalten, in der sie berichtete, warum ausgerechnet Christoph Schlingensief als einziger von ihr eine saftige Ohrfeige erhalten hatte. Ein Jahr später hatte sie diese Begebenheit ausführlicher in ihrem Artikel „Der Hass glomm in der Pubertät“ in der NZZ vom 17. Dezember 2016 entfaltet:

Eine Ohrfeige für Schlingensief

Nun aber zur einzigen Ohrfeige, die ich je einem Menschen verpasst habe. Das ging so: In ebenfalls jungen Jahren betrieb ich in Berlin mit zwei Freunden ein sogenanntes Schreibbüro. Wir erledigten alle Aufträge, die uns unter die schreibenden Fingerchen kamen, unter anderem verfassten wir ein Drehbuch. Ein unbekannter Regisseur, etwas jünger als unsere Dreierbande, bekam den Auftrag, das Buch zu verfilmen. Ein höflicher junger Mann kam uns besuchen, der das Skript getreulich umzusetzen versprach. Er hiess Schlingensief. Wir sollten die Dreharbeiten begleiten, damit alles in schönem Einvernehmen vonstattengehen würde. Wir willigten ein. Kaum hatte der junge Mann den Vertrag in der Tasche, liess er uns schriftlich mitteilen, wir seien von den Dreharbeiten ausgeschlossen.

Das Ergebnis? Ein Film mit Selbstkreuzigung, etlichen car crashes und einer Mordsblutsudelei. Ein Schwachsinn ohnegleichen. Mit unserem Drehbuch hatte das nichts zu tun. Darin floss kein Tropfen Blut, und die Figuren waren völlig anders. Bei der Vorführung des Films packte mich ein solcher Zorn, dass ich dem Mann eine runterhaute. Hart, mit schlagkräftigem Ring am Finger. Das habe ich nie bereut. Unsere erhoffte Filmkarriere war damit zu Ende. Schlingensief trieb fortan sein blödes Theatertrallala, starb später an Krebs, was uns nicht traurig stimmte. Verzeihen mag süss sein. Hass und Rachsucht sind bisweilen jedoch bekömmlich. Für meine Ohrfeige komme ich dereinst gewiss nicht in die Hölle, allenfalls ins Purgatorium. Vermutlich: untere Abteilung.“

Hier die Postkarte als jpg.

Und hier meine Predigt als pdf.

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