Christoph Blumhardts Predigt über Lukas 18,1-8 – In der Zukunft Jesu Christi (1911): „Man betet viel, — du betest, dein Nachbar betet, dein Feind betet, deine Widersacher beten, alles betet; du betest in deiner Sünde, in deinem Stolz, in deiner Leidenschaft, du betest — und die Welt bleibt immer dieselbe, der Widersacher lacht uns aus über unser Beten. Nur dann nicht, wenn wir in der Zukunft Jesu Christi stehen!“

In der Zukunft Jesu Christi. Predigt über Lukas 18,1-8 (1911)

Von Christoph Blumhardt

Es ist eine Art Geschichte der Zukunft Jesu Christi, die in diesem Gleichnis vom Gebet liegt. Meine Lieben, alles, was wir heute im Glauben an den Heiland leben, was wir beten, auch im Ein­zelnen, was wir tun und erleben, steht unter dem Zeichen des Kommens des Herrn Jesu.

Der Heiland kommt in eine schauerliche Welt; er bleibt als der Kommende in einer furchtbaren Welt der Ungerechtigkeit. Das ist das Zeichen der Weltgeschichte. Die Weltgeschichte stampft immer eine große, unendlich große Anzahl von Menschen unter ihren harten, gewalttätigen Schritt. Es mag kommen in der Welt­geschichte, wie es will — auch in ihren besten Perioden einzelner weniger Völker, in den Höhepunkten der Kultur, wie man sagt — eins bringet ihr nicht weg, ihr möget es machen, wie ihr wollet: Ihr stampfet die Seelen auf den Boden, und hinter euch ist der Schrei der Elenden und der Armen, denen ihr nie und nimmer helfen könnet. Alle eure Weisheit wird zuschanden, alles, was ihr aufbietet, hat keinen Wert. Selbst das Gute, das man versucht, kommt wieder in Ungerechtigkeit und hat hinter sich eine Moräne, einen Übeln Weg, auf dem daS Geröll zerbrochener Gebeine liegt. Und der Heiland kommt in diese Stadt, in diese große Stadt der Menschen, wo sie sich durcheinander wälzen, wo sie kaum Be­sinnung noch behalten für irgend etwas Höheres, wo sie schaffen mit Mühe und Not, um ihr Leben zu erhalten, und wo sie schließ­lich mit ihrem Blut ankleben an die vergänglichen Dinge, wo die ungeheuer große Ungerechtigkeit des Weltwesens über sie kommt und sie umspinnt und Herzweh macht und Jammer und Not her­vorbringt und einzelne als Beispiele des Unglücks vor unsre Augen stellt. Das ist das Bild der Stadt, in welche der Herr Jesus kommt.

Und was ist doch sein Kommen in dieser Weltstadt heute schon durch alle Jahrhunderte! Wie ist doch ein Licht aufgegangen, wenn auch nur in wenigen Menschen. Wie im Unbewußten breitet sich ein mächtiger Schirm der Liebe Gottes aus, unter den sich Millionen und aber Millionen bewußt und unbewußt stellen kön­nen, unter dem sie einigen Trost haben und sagen können: „In der Weltstadt muß es doch noch besser werden!“ Der Heiland sieht nicht bloß das Allerabscheulichste und Traurigste in dieser Weltstadt und ihrer Entwicklung, er sieht auch freundliche Bilder, denn das Freundliche Gottes kann selbst in einem ungerechten Rich­ter nicht ganz einschlafen, — ob er will oder nicht, muß er einer sol­chen, ihn anrufenden Witwe helfen. Und das ist merkwürdig im Bild der Weltgeschichte: es treten solche Ereignisse hervor in ein­zelnen Menschen und in dem Geschick einer Gesellschaft, einer Gemeinschaft, da heißt es auf einmal: „Ach, wir sind errettet! Gott sei Lob und Dank, wir sind errettet!“

Aber wir dürfen nicht darüber wegschauen, daß derartige Licht­bilder, in denen manche Menschen sich sonnen als die, denen ge­holfen ist, die Nacht und das Schreckliche der Welt nur noch mehr erhellen. Man muß oft wie ein böses Gewissen haben, wenn es einem einmal plötzlich so gut geht, und neben mir ist, wenn ich hineinschaue auch nur in meine nächste Umgebung, o wie vieles Schreien fast umsonst und ganz umsonst, denn die Welt und ihre Gewaltigen und alles, was die Welt will, kann ihnen nicht bei­stehen. Es ist schon viel, wenn wir nur mit unsrer Teilnahme dürfen ein wenig denen nahe kommen, die mit Traurigkeit in die Grube fahren. Wir dürfen uns also nicht täuschen lassen, auch nicht in der Weltgeschichte, auch nicht in der heutigen Geschichte der Welt, wenn wir Beispiele einiger Errettungen in der Welt sehen.

Aber man fühlt noch etwas: Seit der Heiland gekommen ist, sieht man nicht nur da und dort eine Witwe oder einen Elenden, dem der ungerechte Richter, die Staatsgewalt, einigermaßen hilft, nein, wir sehen manche Hilfe aus der Zukunft Jesu Christi Heraus­strömen. Dann freuen wir uns! ja, dann freuen wir uns: die Zukunft Jesu Christi, unseres Heilands, ist wahrhaftig in der Welt! und wenn auch nur ganz still an den Einzelnen, an den Auserwählten. Der Heiland sieht in dieser schrecklichen Welt Aus­erwählte, und vielleicht ein wenig ängstlich, wie uns sein letztes Wort beweist, klammert er sich bis auf einen gewissen Grad an diese Auserwählten, wie wenn er für seine Zukunft einen Boden finden wollte in diesen Auserwählten. Das sind Leute, die das, was sie sind und was sie haben, nicht von ihrem Fleisch und von ihrem Blut haben; das sind Leute, denen das, was sie sind und was sie haben und was sie leben dürfen, geoffenbart ist von dem Vater Jesu Christi. Auf den Boden seines Vaters, seines Gottes, will sich der Herr Jesus stellen in den Auserwählten, — nicht auf dich oder auf mich. In diese Weltgeschichte läßt sich der Herr Jesus nicht ein; die Weltgeschichte ist auf große Männer an­gewiesen, oder sie versinkt in Schwäche und Elend; und diese großen Männer sind alle gewalttätige Herren, vor denen sich die anderen fürchten müssen, deren Gnade immer etwas Hartes hat. Auf dem Boden werden große Männer, und darauf stellt sich der Herr Jesus nicht. Nein! Und wenn wir die Geschichte des Reiches Gottes durchgehen und sehen die einzelnen Männer, die Gutes getan haben und viel gewirkt haben in der Welt — ver­göttert nicht einen Menschen, keinen Paulus und keinen Petrus, keinen Franziskus, keinen Luther! Kein einziger Mensch hat je etwas ausgerichtet, außer es war in ihm die Offenbarung des zu­künftigen Heilandes, etwas von der Geschichte des kommenden Herrn Jesu, welche Geschichte sich in der Weltgeschichte und Kir­chengeschichte verbirgt, daß nur die Auserwählten sie merken kön­nen. So schaut der Heiland auf die Auserwählten und schaut herum in der Welt.

Meine Lieben, er schaut auch bei uns herum und fragt: „Ist da ein Auserwählter? Hat da einer Lust zu der Geschichte, die Gott hat auf Erden für sein Reich, für die Errettung, die werden soll?“ Ach, und wenn du, liebes Kind, eine Liebe zum kommenden Hei­land hast und dein Herz immerfort wieder sagt: „Herr Jesu, unsre Sache ist alles nichts, Herr Jesu, komm! Ja, komm, Herr Jesu!“ dann sagt der Heiland zu einem solchen Kind: „Bete auch allezeit! Werde ja nicht laß! Werde auch nicht töricht, werde nicht unver­ständig, bete!“ Mit dem Beten müssen wir uns in die Zukunft Jesu Christi stellen, in die Geschichte seines Werdens auf Erden. Und ich gebe euch den Rat, beinahe möchte ich sagen den Befehl: Wenn ihr in irgendeiner Sache betet, auch in irdischer Not, stellet euch in das Kommen des Heilandes. Du mußt ja beten in deiner Not; es kommt über dich wie ein Gewappneter, der dich niederschlagen will, — du mußt beten: „Rette mich von meinem Wider­sacher, mein Gott! von dem schauerlichen Widersacher in der Welt, der wie unpersönlich da ist, der wie unpersönlich uns umgarnt und uns zermürbt und zugrunde richten will, — rette! rette mich!“ Aber wenn du so rufen mußt, wenn du beten mußt und nun dein Gebet zum Bitten sich verdichtet und du im einzelnen sagst: „Ach, hilf mir! o ich kann nimmer!“ — steh auf, mein Lieber! denke an die Zukunft Jesu Christi! denke an das Kommen des Heilandes in der schauerlichen, ungerechten Welt, die dir an den Leib geht und an die Seele, steh auf! Werde nicht böse über die Menschen und über die Verhältnisse, werde nicht mürrisch! sei nicht ein niedriger Mensch, steh auf! steh auf! Dein Gebet sei in der Zu­kunft Jesu Christi! Er kommt, und sein Kommen ist Hilfe.

Auch wenn wir im einzelnen Hilfe erleben — ach, ich erlebe so viel Hilfe, daß ich mich oft fast schäme vor andern Leuten — ich frage mich immer ängstlich: Kommt es aus der Zukunft meines Herrn Jesu Christi? Und kommt es aus dieser Zukunft, ist es ein Zeichen: „Der Heiland kommt!“ dann jauchze ich, dann kann ich mich freuen, dann bin ich im Jubel, dann bin ich getrost! Ein Zeichen des kommenden Heilandes! Ich weiß nicht, was mich sonst er­freuen kann auf Erden. Sollte ich mich jemals einmal freuen an irgend etwas, was ich mit meiner Person gemacht habe, — solltest du dich über diese Dinge freuen, die du zuwege bringst — ja, du kannst schon ein wenig fröhlich sein, aber dieses Fröhlichsein geht schnell vorüber, mit deinem Leben hört es auf, und schon vorher bricht es zusammen. Aber was dir, was mir aus der Zukunft Jesu Christi, aus seinem Werden auf Erden, zugekommen ist, was dir und mir ein Zeichen ist, ein leises oder lautes: „Der Heiland kommt! sein Kommen ist nicht bloß in der zukünftigen Welt und in zukünftigen Jahrhunderten! — heute, heute etwas von der Zu­kunft Jesu Christi!“ — meine Lieben, das bleibt, und das hat immer den Charakter: der Erretter von einem Widersacher! Bete! bete unter dem Schirm der Liebe Gottes, unter welchem Schirm die Zukunft Jesu Christi sich vollzieht! Irre nicht ab, bleibe dabei! Es gibt keinen sichern Weg im Gebet, außer wenn unser Geist sich daran halten kann, daß der Heiland kommt. „Hast du es gesehen? — ich bin gesund geworden! Mir ist geholfen gegen meine Leiden­schaft, gegen meinen Eifer, gegen meinen Streit mit andern Menschen!“ — denk immer: „Ach, es ist vielleicht ein Zeichen der Zukunft Jesu Christi! ach, vielleicht stehe ich auch an dem Weg, wo der Herr Jesus kommt! vielleicht darf ich auch zeigen in meinem Leben, in meiner Hilfe, daß der Heiland kommt.“

Ja, meine Lieben, ich sage euch: In dem Glauben liegt eine Macht, von der viele Christen noch gar keine Vorstellung haben, eine Kraft namentlich gegen das Widersacherische in der Welt. Das will uns immer auf die andre Seite ziehen, das will uns immer wieder das Schwert in die Hand legen, um auf Menschen hinein zu schlagen: „Die sind böse, und die drücken uns!“ oder auf Verhältnisse hinein zu schlagen: „Die machen alles verkehrt! Was ist das für eine Welt,—ich schlage drauf!“ Oft ehe man sich’s versieht, komme ich in die Welt, bin ich mit meiner menschlichen Art in der Welt, habe ich mit menschlicher Gewalt mir Raum geschafft, und wo, wo ist nun der Herr Jesus? Ja, meine Lieben, die Geschichte der Christenheit, die wollte eine Gewalt gegen die Heiden sein; die Geschichte der Christenheit, die wollte verdamme- risch im Ärger über den Unglauben der Welt zu Gewalttaten kommen, — sie hat die Zukunft Jesu Christi verloren.

Kann man sie auch wieder in das Beten hineinbringen? Kann man es auch wieder machen? Meine Lieben, als im Jahr 1842 das Licht aufging gegen das widersacherische Wesen, in welchem mein seliger Vater stand, da trat mit einer Klarheit hervor: „Der Heiland kommt! alles andre ist Nebensache — Feinde und alles — sie sind zur Nebensache geworden! der Heiland kommt!“ Und dann hat sich eine große Gemeinde gebildet um uns herum. Es sind immer wieder gewisse Zeiten gekommen, da wir schnell, schnell errettet werden mußten von dem Widersacher, und die Zukunft Jesu Christi trat wieder hervor, und wir riefen es laut in die Welt hinein: Dies Kommen des Heilandes mußt du glauben, mußt du hoffen, darum mußt du beten! All dein Beten, all dein Glauben, all dein Hoffen hat gar keinen Wert, wenn es nicht drin steckt im Kommen des Herrn Jesu, daß du gleichsam mit ihm kommst. — Was ist nun heute? Kann man es heute bringen, dieses Beten im Zeichen des Kommens des Heilandes, durch welches Kommen alle Hilfe, alle Errettung, alle Erlösung möglich gemacht werden muß? Steht unser Beten ganz in diesem Zeichen und hat der Heiland solche Menschen, die an ihn, den Menschensohn, den Kommenden glauben, so daß er einen Boden finden kann auf Erden? Man betet viel, — du betest, dein Nachbar betet, dein Feind betet, deine Wider­sacher beten, alles betet; du betest in deiner Sünde, in deinem Stolz, in deiner Leidenschaft, du betest — und die Welt bleibt immer dieselbe, der Widersacher lacht uns aus über unser Beten. Nur dann nicht, wenn wir in der Zukunft Jesu Christi stehen! „Meinest du, daß des Menschen Sohn Glauben findet auf Erden, wenn er kommt?“ Nein, er findet keinen Glauben, wenn wir nicht beten in diesem Werden des Reiches Gottes durch den Herrn Jesum.

Sollen wir nun sehr traurig werden? Sollen wir nun sagen: „O lastet uns aufstehen und herumgehen in der Welt und die Zu­kunft Jesu Christi verkündigen und ihnen sagen, wie sie abirren mit allen ihren Gebeten! lastet uns alles das predigen aller Welt, daß sie sich bekehre dazu!“ Nein! o nein! — die Mühe wäre um­sonst, wenn sie nicht glauben an das Kommen des Menschen­sohnes. Der Heiland hat noch einen anderen Boden — Gott sei Lob und Dank! — er verläßt sich auf die Offenbarung Gottes in Menschen, die dann die Auserwählten sind. Ach, wir möchten solche sein! Alle eure Boller Liebe und Anhänglichkeit hat gar keinen Wert — ihr könnet uns verlassen! ich mag auch nicht, daß man mich so anschwärmt — wenn ihr nicht mit mir in der Zukunft Jesu Christi stehen wollet, seid ihr doch von mir geschieden! Aber wir möchten es doch sein! Ach, und ich möchte doch ganz leise bitten: Kannst du, dann stelle dich mit deinem Beten und Glauben in die Zukunft des Heilandes, daß du nicht das Bild des Heilandes verlierst. Denn das ist die Sache: Du verlierst das Bild des Herrn Jesu, wie er ist, wenn du ihn nicht in seinem Kommen spüren darfst und spüren willst. Was nützt denn all unser Gerede von

Jesus nach menschlichen Gedanken, was hat es denn für einen Wert, daß dieser und jener einen schlauen Gedanken über Jesus hat? Wir müssen ihn schauen, das Bild des Heilandes, wie er sozusagen wachst und groß und herrschend wird in den Himmeln und in der Weltgeschichte und in allen Menschen, wie er leise immer mehr Faden zieht um die Erde, um die ganze Menschenwelt, um alle in sein Netz zu ziehen, — wir müssen sein Bild ins Auge fassen können, und es muß unser ganzes Wesen auf dieses Bild gerichtet bleiben, sonst verlieren wir es. Und deswegen ist oft auch die Predigt von Jesus so matt; es kommt nicht aus dem Herzen, das das Bild des Herrn Jesu geschaut hat. Dann kommt das Wesentliche Gottes in Jesus Christus nicht heraus; dann kommt auch kein Menschenleben an den Tag, das in der Kraft Jesu Christi, des Sohnes Gottes, lebt, — man hat nur schöne menschliche Gedanken. Du verlierst das Bild Jesu Christi, und du, Christenheit, verlierst das Recht an den Herrn Jesum Christum, du verlierst die Zuversicht auch in ihm, wenn du nicht in der Zu­kunft Jesu Christi dein Leben hast.

Nun also: sie haben es verloren. Sie glauben nicht mehr, und wenn sie dieses glauben, so bilden sie sich wunderliche Sachen ein. Die Zukunft Jesu Christi ist so verketzert worden, daß man nicht davon reden kann. Aber uns ist das ganz einerlei, wir bleiben drin. Aber die Welt — entweder glaubt sie nichts, oder sie macht etwas Törichtes daraus, die Welt der Christen. Sollen wir nun traurig werden? O nein! Der Heiland hat einen andern Boden, der ist droben beim Vater im Himmel. Und der Vater im Himmel, von dem heißt es: „Also hat Gott die Welt geliebt“, — Gott ist mit seiner Liebe in die Welt eingebrochen wie ein Feind gegen die Ungerechtigkeit der Welt. Und diese Liebe schafft manchmal Helle Flecke auf unserm dunklen Leben, und schnell tritt der Herr Jesus auf diesen Lichtfleck, der da erscheint; wenn es auseinander geht da und dort einmal, wenn der Schrei eines Menschen: „Herr Jesu, komm!“ durch die Finsternis dringt, dann ist die Liebe Gottes da, und plötzlich steht der Herr Jesus neben einem schreienden, weinenden Menschen, und wenn der auch wieder ungläubig werden wollte, der Heiland hat schon wieder Fuß gefaßt. Es ginge freilich leichter und erquicklicher, die geistige Geschichte der Menschen würde nicht immer so ins Stocken kommen, daß man fast im Aufkommen stecken bleibt, es würde eine Geschichte des geistigen Lebens mit Jesus werden, wenn wir glauben würden. Aber ge­setzt, sie glauben nicht — der Heiland kommt doch. Gesetzt auch, die Auserwählten glauben nicht mehr — der Heiland kommt doch. Und vielleicht, vielleicht müssen auch die Auserwählten in eine gewisse Glaubenslosigkeit fallen, im großen Ganzen, damit das Wort, das große Wort in Erfüllung geht: „Gott hat alles be­schlossen unter den Unglauben, auf daß er sich aller erbarme.“ Was willst du Christenheit jetzt voraus haben gegen die Heiden? Was wollt ihr euch rühmen gegen die Ungläubigen? Was wollet ihr schimpfen gegen andre, wenn es im Hauptpunkt, in dem, woran es dem Herrn Jesu am allermeisten liegt, nicht erfüllt ist, wenn ihr nicht im Werden Gottes steht in Jesus Christus, wenn ihr nicht in diesem Kommen drin steht ganz fest?

Wir verleugnen alles andre, alles Frommsein und alles Heilig­tun auf Erden und alles Rühmen; wir vergessen alles, —wir schlüpfen als kleine Kinder unter den Mantel des großen, mächti­gen Herrn und Heilandes Jesu Christi. Der kommt, und wenn du auch nicht glaubst — auch in dein persönliches Leben endlich dringt die Errettung von dem Widersacher, — der Herr Jesus kommt trotz alles Unglaubens! Er helfe uns, Gott helfe uns, daß wir beten in der Zukunft Jesu Christi!

Gehalten am 29. Oktober 1911.

Quelle: Christoph Blumhardt: Predigten und Andachten aus den Jahren 1907-1917 (Auswahl aus seinen Predigten, Andachten und Schriften, hg. v. R. Lejeune, Band 4), Erlenbach-Zürich 1932, S. 230-238.

Hier die Predigt als pdf.

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