Du Gott
Du Gott, ich hasse dich in meinen schwersten Stunden,
der wie Gebirge mir auf meiner Seele wuchtet.
Die Erde meines Leibes reißt du auf in Wunden.
In tiefer Täler hartem Abgrund schluchtet
mir deine schwere Hand die schönen runden
Kugeln der leichten Tage. Die ihr Gott verfluchtet,
in jeder Not von tausend Todesstunden
steht Gott vor euch, den ihr so leicht versuchtet.
Und dieses weiß ich, daß ich dein bin, dein, ganz dein.
Was frommt es, zu entfliehn zu leichten Tänzerein,
zur Heiterkeit der Fraun, zu einem Fest?
Aus meinem Haß hörst du nur Liebe schrein,
daß ich ganz dein bin, dein in Pein und Tänzerein,
daß ich dein Acker bin, dein Feind, dein Glanz und Fest.
Adolf von Hatzfeld, 1919
Quelle: Deutsche Lyrik seit Liliencron, hrsg. v. Hans Bethge, Leipzig: Hesse & Becker, 1921, S. 98.