Gefunden. Eine Traueransprache für A. N.
„Gefunden“ – was für ein Wort, was für ein Klang: Wer, wo, wodurch? Gefunden, ein Engel berührt, rüttelt wach: „Steh auf und iss!“
Da unter einem Ginsterstrauch, im Wüstenland liegt er, Elia, der Gottesmann lebensmüde. Er hat sich aufgezehrt, Kämpfe gekämpft, sich verausgabt und ist schlussendlich auf der Flucht verzweifelt. Weg, weg, wenn der Lebensweg in die Wüste führt. Das letzte Wegstück ganz allein gegangen, niemand soll ihn auf das eigene Lebensende hin begleiten. Die letzte Zwiesprache ist sein Gebet mit Gott. „Herr, ich kann nicht mehr!“, so stöhnt er, „Lass mich sterben! Irgendwann wird es mich sowieso treffen, wie meine Vorfahren. Warum nicht jetzt?“ (1Könige 19,4 Hfa)
„Ich kann nicht mehr“. Das mögen auch die Gedanken oder Worte von A. gewesen sein, als sie sich auf ihren letzten Weg machte. Ein Zeitfenster am letzten Dienstag hat sie dazu genutzt, wo sie für sich alleine war. Die Dinge soweit wie möglich noch in Ordnung gebracht, bevor sie dann ging.
Ordnung halten im Leben und im Haus – A. ist ihrer Charaktereigenschaft bis zu Ende treu geblieben. Umso schwerer war ihr die Krankheit, die sie ja nicht nur körperlich in Mitleidenschaft gezogen hat, diese Krankheit, die sie nicht mitteilen, anderen zumuten konnte, wo auch die eigene Scham im Innersten getroffen worden war.
Wo seelische Ursachenforschung nicht weitergeholfen hat, Heilung nicht gefunden werden konnte, wo das Auf und Ab mit der Krankheit weiter abwärtsgeführt hat. Wo du untröstlich bist, wo Angehörige nicht aufmuntern, mit Zuwendung dich nicht wirklich aufbauen können.
„Ich kann nicht mehr!“ Worte des Gottesmannes Elia sind A. zu eigen geworden. „Lass mich sterben! Irgendwann wird es mich sowieso treffen, wie meine Vorfahren. Warum nicht jetzt?“
Gefunden, ja A. N. hat ihn im Wald gefunden – den Tod, und Menschen auf der Suche nach ihr haben auch sie als Tote gefunden.
Gefunden, „der Engel des Herrn kam wieder und rüttelte Elia zum zweiten Mal wach. „Steh auf, Elia, und iss!“, befahl er ihm noch einmal. „Sonst schaffst du den langen Weg nicht, der vor dir liegt. Da stand Elia auf, aß und trank. Die Speise gab ihm so viel Kraft, dass er vierzig Tage und Nächte hindurch wandern konnte, bis er zum Berg Gottes, dem Horeb, kam.“ (1Könige 19,7 Hfa)
Warum sollte A. nicht doch im Tod gefunden worden sein, von ihm, Jesus Christus, der selbst seinen Tod gefunden hat am Kreuz von Golgatha, er, der uns in Tod und Auferstehung vorausgegangen ist, um für uns bei unserem himmlischen Vater einen ewigen Platz bereit zu machen. Warum sollte die Liebe Gottes nicht auch A. im Tod annehmen, wie es ja für den Beter im Psalm 139 heißt:
„Führe ich gen Himmel, so bist du da;
bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.
Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer,
so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.
Spräche ich: Finsternis möge mich decken
und Nacht statt Licht um mich sein –,
so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir,
und die Nacht leuchtete wie der Tag.“
(Psalm 139,8-12)
Wo wir durch Jesus Christus von Gott gefunden sind, ist unser eigener Tod keine Schande; wir müssen uns nicht für einen Todesgang entschuldigen.
„Steh auf, und iss!“, die Worte des Engels gelten nun auch uns: „Sonst schaffst du den langen Weg nicht, der vor dir liegt.“ Aus der Trauer herauskommen wird ein langer Weg sein. „Da stand Elia auf, aß und trank. Die Speise gab ihm so viel Kraft, dass er vierzig Tage und Nächte hindurch wandern konnte, bis er zum Berg Gottes, dem Horeb, kam.“ (1Könige 19,8 Hfa). Unser Lebensweg führt uns durch Jesus Christus in die Gottesgegenwart.